Harburg. Neustart gelungen: Das Museum der Elektrizität am Eingang des Binnenhafens zeigt rund 1000 Exponate aus mehr als einem Jahrhundert

Der Neustart ist gelungen: Schon in den ersten Wochen nach der Wiedereröffnung freut sich das Electrum über reges Besucherinteresse. Die 500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche vom Museum der Elektrizität war mitsamt ihrer Technik durch den Hauptsponsor Stromnetz Hamburg renoviert worden. Jetzt können Interessierte wieder sonntags im Technikmuseum am Aufgang der Fußgängerunterführung zwischen der Neuen Straße und der Harburger Schloßstraße vorbeischauen.

Zusätzlich bieten die Museumsmacher exklusive Führungen nach Absprache an. „Wir haben gerade unglaublich viele Grundschulklassen hier“, sagt Margot Niemann vom Museumsteam. „Die Dritt- und Viertklässler bauen in der Schule im Rahmen der Elektrizitätslehre ihre ersten Stromkreise zusammen.“ Auch Berufsschulen seien jetzt sehr aktiv, ergänzt Wilfried Brunkhorst, „dabei haben wir noch niemanden angeschrieben und über die Wiedereröffnung informiert oder sonst irgendwo geworben.“ Offenbar gebe es nach den Einschränkungen der Corona-Zeit einen Nachholbedarf an gemeinsamen Ausflügen.

Vieles mag den Besuchern aus den Haushalten der Großeltern bekannt vorkommen

Wer an den Schaufenstern des Museums entlang läuft, ahnt nicht, wie groß die Ausstellung ist. Erst beim Betreten des Museums wird seine Größe deutlich. Vieles mag den Besuchern aus den Haushalten der Eltern oder Großeltern bekannt vorkommen, anderes sind echte Raritäten. „Wir haben hier eine der ersten elektrischen Straßenlaternen Hamburgs“, sagt Brunkhorst. „Sie stand auf dem Rathausmarkt, hinter dem heutigen Rathaus. Das wurde erst 25 Jahre später gebaut.“

Die 16 Laternen, Baujahr 1882, wurden bei ihrer Premiere von den Hamburgern bestaunt. „Um sie in Szene zu setzen, löschte man zuvor alle Gaslaternen und schaltete dann die elektrischen Straßenleuchten ein.“ Während Brunkhorst die historische Szenerie beschreibt, klingelt neben der Lampe ein altertümliches Telefon. Wer den Hörer abnimmt, dem erzählt der Portier vom Kaiserhof, dass sein Hotel bereits elektrisches Licht hat.

Eine schwebende Bratpfanne verblüfft die Besucher

Eine schwebende Bratpfanne verblüfft die Besucher. Ein paar Meter weiter zeigt eine neu installierte Anzeige in Echtzeit die im Stromnetz herrschende Netzfrequenz an. Diese schwankt immer ein bisschen um den Ausgangswert von 50 Hertz, allerdings nur um einige Millihertz (Tausendstel Hertz). Direkt dahinter erfährt das Publikum etwas über die Übertragung von Strom – passend zum Umspannwerk auf dem Grundstück oberhalb des Museums.

Ein echter Hingucker ist die stylishe Kuba-Fernsehtruhe, Modell Komet. Brunkhorst: „Der Prototyp wurde 1956 gebaut, es folgte eine Serie mit 1000 Stück. Ein Exemplar steht im MoMa (Museum of Modern Art) in New York, ein Exemplar steht hier.“ Oder der Elektromotor von Elektro As in der Größe eines Schnellkochers. An ihn ließen sich alle möglichen Haushalts- und Küchengeräte befestigen, von Mixer, Kaffeemühle und Fleischwolf bis zu Staubsauger und Minikreissäge.

Die Fülle der rund 1000 Exponate täuscht darüber hinweg, dass nur ein Zehntel der Sammlung öffentlich gezeigt wird. Der Großteil schlummert in Archiven, und der Fundus wächst. „Die Leute haben darauf gewartet, bei uns wieder ihre alten Geräte abgeben zu können“, sagt Niemann und ergänzt: „Vieles nehmen wir gern an, bitten aber um Voranmeldung.“ hi