Harburg. Lichterketten in der Harburger Innenstadt? SPD will Kerzen ausgeschaltet lassen
„Früher war mehr Lametta“, meckert Opa Hoppenstedt in einem klassischen Loriot-Sketch. „Früher war mehr Romantik“, könnte es in einem Nachfolge-Sketch demnächst heißen, denn die Rot-Grüne Mehrheit in der Bezirksversammlung will den Harburgern an die Lichterketten. Angesichts düsterer Aussichten und der allgemeinen Aufforderung, Energie zu sparen, sei eine helle öffentliche Weihnachtsbeleuchtung nicht mehr angemessen, heißt es in einem Antrag der SPD. Der trifft vielerorts auf Kopfschütteln und auch beim grünen Koalitionspartner nur teilweise auf Unterstützung. Immerhin gehört seit dem Stern von Bethlehem Licht zur Weihnachts-Mystik
“Wir freuen uns zumeist über den Schmuck in unseren Städten, sind aber auch manchmal verwundert über das Ausmaß, das die Beleuchtung angenommen hat“, heißt es in der Antragsbegründung. „Seit mit dem Import aus China und dem Umstieg auf LED die Anschaffungs- und Verbrauchskosten sanken, scheint es kaum noch Grund zum Verzicht zu geben. Allerdings gibt es aber gute Gründe zu verzichten. Es sind ökologische Gründe, wie etwa Transportemissionen und Entsorgungslasten aber auch ökonomische, wie die stark gestiegenen Energiekosten und nicht zuletzt politische Gründe.“
Keine Zuschüsse mehr für Lüneburger Straße und Neugrabener Marktpassage?
Zwar würden 96 Prozent des verbrauchten Stroms im Inland erzeugt, zum Teil aber aus politisch unerwünschten Quellen, wie Atomkraftwerken, Braunkohle oder russischem Import-Gas. Der Stromverbrauch „finanziert damit den Krieg Putins gegen das ukrainische Volk“, schreibt die SPD. „Wir können vielleicht noch nicht völlig auf diese Importe verzichten, doch wir können und wollen nicht unter heller Weihnachtsbeleuchtung in fröhliche Einkaufsstimmung geraten, während in nächster Nähe Menschen in ihrer vielleicht dunkelsten Zeit um ihr Leben fürchten müssen.“
Geht es nach der SPD, soll die Bezirksversammlung in diesem Jahr keine Zuschüsse mehr für die Weihnachtsbeleuchtung von Lüneburger Straße und Neugrabener Marktpassage genehmigen und auch die Rathaustanne nicht beleuchten. Das Licht der Straßenlaternen, so der Antragstext, reiche für ein Gefühl der sozialen Sicherheit aus.
Bei der Rathaustanne gibt es zwei Probleme
Bei der Rathaustanne gibt es trotz Koalitionsmehrheit zwei Probleme: Erstens zieht der Koalitionspartner nicht wirklich mit. „Ein einfacher Nadelbaum wird erst durch die Beleuchtung zum Weihnachtsbaum“, sagt Jürgen Marek, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Diese Lichter kann man nicht sparen. Aber man kann sie eventuell mit Solarstrom betreiben.“
Zweitens gehört die Rathaustanne nicht zum Rathaus, sondern zum Weihnachtsmarkt. Dessen Managerin Anne Rehberg ist schon auf Zinne. „Wir haben schon lange vor der Ukraine-Krise ein Energiespar-Konzept umgesetzt“, sagt sie. „Nicht nur am Baum sondern auch an den Buden. Aber wir bekommen ja auch keinen Beleuchtungszuschuss. Die Politik sollte sich allerdings überlegen, was für ein Signal der Wertschätzung sie damit an den Einzelhandel ausschickt.“