Harburg. Katrin und Georg Schmitt erhalten Preis für ihre besonders engagierte Arbeit im Geschäft an der Hölertwiete in Harburg

„Wir haben uns gesagt: Das ist ein bisschen wie die Oscarverleihung“, beschreibt Katrin Schmitt schmunzelnd die Verleihung des Hamburger Buchhandlungspreises 2022, den sie und ihr Mann Georg am Wochenende erhalten haben. 2004 hatten die beiden die Buchhandlung am Sand gegründet und sie zu einem Treffpunkt von kleinen und großen Leseratten und sonstigen Literaturliebhabern gemacht, zu einer Buchhandlung mit Herz.

Der Senat ehrt alle zwei Jahre besonders engagierte, inhabergeführte Buchläden. Die Preisverleihung im Kunsthallen-Café Liebermann war der Höhepunkt der „Langen Nacht der Literatur“ in Hamburg. Und es gab bei diesem Mal besonders viel zu feiern: Erstmals wurden mehrere Preisträger geehrt. Neben der Buchhandlung am Sand auch der Buchladen in der Osterstraße und die Buchhandlung Seitenweise (Hamm).

2020 während der Coronazeit die Ladenfläche mehr als verdoppelt

Im Juli stand fest, dass die Schmitts mit ihrer Harburger Buchhandlung auf der Liste der zehn für den Preis nominierten Buchläden stehen. „Wir haben gehofft, die Daumen gedrückt und uns dann riesig gefreut, als es tatsächlich passierte“, sagt Katrin Schmitt. Der Preis sei eine Bestätigung für ihren Kurs und den Mut, im Sommer 2020 während der Coronazeit die Ladenfläche mehr als zu verdoppeln, auf rund 200 Quadratmeter. „Immerhin durften wir deshalb unter den strengen Corona-Regeln gleichzeitig 20 Kunden in hineinlassen“, sagt sie. Ob sich die Vergrößerung auch in Euro auszahle, lasse sich schwer sagen, denn seit der Erweiterung habe es nur Krisenzeiten gegeben.

Optisch hat sich der Umbau auf jeden Fall gelohnt. Der neue Bereich ist großzügig eingerichtet, neben Büchern und Spielen gibt es ein Regal mit regionalen Köstlichkeiten, etwa Schokolade, Bonbons, Senf, Dekoartikel. Daneben steht ein kleiner Tresen inklusive Kühlvitrine mit Kuchen. Die Kunden kommen, um sich vor dem Kauf beraten zu lassen, aber auch zum Plausch. Wer eine Pause braucht, kann sich hier an einen der zwei Tische setzen und einen Kaffee trinken. Seit Mai gebe es dieses Angebot, sagt die Buchhändlerin. Noch sei die Nachfrage im Café-Betrieb jedoch überschaubar.

Eine weitere Spezialität sind die Autorenlesungen im Buchgeschäft

Eine weitere Spezialität sind die Autorenlesungen im Buchgeschäft sowie die „LeseZeit“: eine dreistündige, kostenlose Veranstaltung mit Speisen und Getränken, bei der das Buchhändlerpaar und sein Team jeweils Lieblingsbücher unter den Neuerscheinungen vorstellen. Wie eng die Bindung zu den Stammkunden ist, lässt sich auch an den Tagen nach der Preisverleihung erahnen: Kunden kommen vorbei, um zu gratulieren, bringen vereinzelt sogar Blumen mit.

Der Preis ist mit jeweils 4000 Euro dotiert. Er zeige, „wie lebendig die Orte der Literatur in den Hamburger Stadtteilen sind“, lobt Kultursenator Carsten Brosda anlässlich der Preisverleihung. „Wir möchten mit der Auszeichnung ein Zeichen setzen und die wichtige Arbeit würdigen, die jede Buchhändlerin, jeder Buchhändler täglich leistet, im Laden, bei Lesungen und als kultureller Herzensort ihrer Stadtteile.“

„Man wird davon nicht reich, aber glücklich“

„Man wird davon nicht reich, aber glücklich“ – mit diesem Satz zitiert die Kulturbehörde in ihrer Pressemitteilung die Preisträgerin Katrin Schmitt. Wer sie live in ihrem Geschäft erlebt, im Umgang mit den Kolleginnen, Kunden und Büchern, zweifelt keinen Moment am Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Das gilt vor allem für ihr persönliches Steckenpferd, die Kinder- und Jugendbücher. Davon gebe es an der Hölertwiete wohl ein paar mehr als in anderen Buchhandlungen, sagt sie. Ihr Mann Georg hält das für untertrieben. Das umfangreiche Sortiment für den interessierten Nachwuchs kam auch bei der Jury gut an.

Der Buchhandlungspreis sei für sie Bestätigung und Anerkennung ihrer Arbeit, sagt auch Georg Schmitt. Zwei der sechs Jurymitglieder hätten gesagt: „Das wurde jetzt auch mal Zeit.“ Die Stärke der inhabergeführten Buchläden sei die Nähe zu ihren Kunden. Deshalb seien große, unpersönliche Buchgeschäfte keine große Konkurrenz. Eher schon der Online-Handel, obwohl auch ihm meist die Beratungskomponente fehlt. Auf der Website seiner Buchhandlung (www.amsand.de) kann man dagegen Buchempfehlungen lesen, Neuerscheinungen werden vorgestellt, ebenso das gesamte Team mit den Lieblingsgenres der Mitarbeiterinnen. Dazu gibt es eine „Stöberseite“ mit den kulinarischen Spezialitäten.

„Wir sind auch bei Instagram aktiv“, sagt Georg Schmitt. „Dort haben uns viele andere Hamburger Buchhandlungen gratuliert, mit denen wir befreundet sind.“ Zum Beispiel Detlef Lüdemann aus Wilhelmsburg. „Der wird übernächstes Jahr den Preis gewinnen“, sagt Katrin Schmitt. „In diesem Jahr waren wir mal dran, 2024 sollte er ihn bekommen.“