Wilstorf. Nach fast zehn Jahren provisorischer Verkehrsberuhigung will das Bezirksamt 2023 bauen – wenn nicht wichtigere Projekte dazwischen kommen.

Zehn Jahre lang haben die Pläne für die Verkehrsberuhigung der Jägerstraße geruht. Jetzt wurden sie überarbeitet und sollen, geht es nach dem Bezirksamt, im kommenden Jahr umgesetzt werden. Im Stadtteilbeirat Wilstorf stellte Martin Sieger aus dem Fachamt „Management des öffentlichen Raums“ die aktualisierte Planung vor. Viele Fußgängerüberwege und Fahrbahn-Einengungen sollen dem Durchgangsverkehr das Rasen verleiden.

Schnurgerade und breite Straße verleitet Autofahrer zum Rasen

„Der Straßenraum der Jägerstraße lädt die Autofahrer regelrecht ein, Gas zu geben“, sagte Sieger. „Wir finden dort auf langen Strecken Breiten von 15 Metern zwischen den Grundstücken links und rechts der Fahrbahn, und die Straße verläuft schnurgerade. Das gibt den Fahrern ein trügerisches Sicherheitsgefühl!“

Die Straßenbreite und ihr gerader Verlauf stammen aus alten Zeiten: Nicht nur ist die Jägerstraße, mit ihrer Verlängerung über die Vogteistraße, der historische Hauptweg von Wilstorf nach Meckelfeld; bis in die 1970er-Jahre hinein verkehrte hier auch die Straßenbahn – und die mochte keine engen Kurven.

Bis in die 1970er-Jahre fuhr hier noch die Straßenbahn

Mit dem Ende der Straßenbahn kam aber noch nicht der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung der Jägerstraße. Wie sehr sie der Verkehr belastete merkten Anwohner erst, als er Anfang des Jahrtausends für einige Jahre ausblieb, weil die Brücke, die über die Eisenbahn nach Meckelfeld führt, erneuert werden musste. Als der Verkehr später wieder rollte, regte sich Protest. Erst recht jene Anwohner, die in der Zeit der Brückensperrung hierher gezogen waren, waren erbost und setzten alle politischen Hebel in Bewegung, hier schnell eine Verkehrsberuhigung zu erreichen – schneller, als solche Projekte üblicherweise dauern, und teilweise auch zu Lasten anderer Verkehrsberuhigungen, die längst beschlossen waren.

In der Umsetzung allerdings blieb die Verkehrsberuhigung der Jägerstraße ein Provisorium. Auf die Straße geschraubte Verkehrsinseln, der Wegfall von Vorfahrt- und Tempolimit-Schildern sollen seit nahezu zehn Jahren die Autofahrer ausbremsen – ein Effekt, der nicht unbedingt eintritt, sondern manche nur zu Slalomrasern macht.

Neuralgischer Punkt ist die Bushaltestelle Mensingstraße

Ein neuralgischer Punkt ist die Bushaltestelle Mensingstraße. Jeder Bushalt stadtauswärts erzeugt viel Fußgängerverkehr direkt an einer Kreuzung. Hier sichere Querungen zu schaffen, ist eine alte Forderung der Politik. Die Geschwindigkeitsreduzierung allein reicht nicht aus. Martin Sieger schwebt hier ein umlaufender Zebrastreifen vor. Ob die Polizei dieser Planung zustimmt, ist fraglich. In der Vergangenheit hieß es von dort oft, dass Zebrastreifen und Tempo 30 sich gegenseitig ausschließen – zumindest in Hamburg.

Mit Zebrastreifen an jedem Übergang und einer weiteren Querungshilfe stadtauswärts soll der Fußgängerverkehr sicherer werden.
Mit Zebrastreifen an jedem Übergang und einer weiteren Querungshilfe stadtauswärts soll der Fußgängerverkehr sicherer werden. © Bezirksamt Harburg

Andere Bundesländer interpretieren die Gesetzeslage anders. In Hamburg ist die Polizei allerdings die eigentliche Straßenverkehrsbehörde und muss die Bezirkspläne noch abnicken. Sieger will trotzdem an den Zebrastreifen festhalten. „Wenn wir sie gar nicht erst fordern, bekommen wir sie ja erst recht nicht“, argumentiert der Fachamt-Vertreter.

Wenig Kritik an den Plänen, höchstens die Dauer

Kritik an den Plänen gab es wenig, und wenn, dann, weil es so lange gedauert hat, bis sie tatsächlich in Angriff genommen werden. „Diese Pläne ähneln doch den zehn Jahre alten“, sagte der Bezirksabgeordnete Jörn Lohmann (Die Linke). „Warum wurden die nicht umgesetzt?“

Andere Baustellen hätten das ausgebremst, sagte Sieger. Für diese hätte die Jägerstraße als Umleitungsoption offen bleiben müssen – zuletzt als Strecke des Metronom-Schienenersatzverkehrs. „Dann wollen wir hoffen, dass 2023 nicht noch spontan weitere höherrangige Baustellen auftauchen“, kommentierte Martin Hoschützky (CDU).