Harburg. Nach dem Verkehrsausschuss der Bürgerschaft zum S-Bahn-Chaos sind Harburger Politiker enttäuscht. Kein Angebot des Verkehrssenators?

Harburger Bürgerschaftsabgeordnete sind nach der Sitzung des Verkehrsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft enttäuscht: Nahezu zwei Stunden lang debattierte der Ausschuss die Situation, in der sich die Pendler aus dem Hamburger Süden seit dem Brandschaden am S-Bahnhof Elbbrücken befinden. Aber weder auf die Frage, wie man die aktuelle – noch drei Wochen währende – Lage verbessern kann, und wie man sich in Zukunft dagegen wappnen will, dass sich diese Zustände wiederholen, kam ihrer Meinung nach etwas wirklich zählbares heraus.

„Da fehlte völlig die Fehlerkultur“, sagt André Trepoll (CDU). „Die S-Bahn Hamburg steht auf dem Standpunkt, alles richtig gemacht zu haben und auch jetzt alles richtig zu machen!“

S-Bahnen nur noch in einem 20-Minuten-Takt

Seit dem Brand eines Lkw in der Unterführung unter dem Bahnhof Elbbrücken verkehren S-Bahnen dort nur noch in einem 20-Minuten-Takt je Richtung. Üblich ist hier tagsüber ein Fünf-Minuten-Takt. Ersatzbusse, die Möglichkeit, Regional- und Fernzüge zu nutzen, eine Erweiterung bestehender Buslinien, zusätzliche Regionalzüge, Moia-Shuttles und ab heute auch Großraumtaxis sollen helfen, die Pendlermassen trotzdem über die Elbe zu bekommen. Insgesamt steht in allen Alternativen – inklusive des Pendelzuges – aber nur etwa die Hälfte der Plätze zur Verfügung, die die S-Bahn im planmäßigen Takt bieten würde.

„Wir können den Leuten, die sich täglich in die wenigen Züge quetschen, doch nicht erzählen, dass man nun alles für sie getan hätte, was man tun kann!“, sagt Mathias Czech, (SPD). „Aber S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke und auch Verkehrssenator Anjes Tjarks nehmen diesen Standpunkt ein.“

Grünen-Abgeordnete Gudrun Schittek zeigte sich enttäuscht

Auch die Grünen-Abgeordnete Gudrun Schittek zeigte sich enttäuscht, dass ihrer Meinung nach wenig herauskam, obwohl sie den Senator – immerhin ihr Parteifreund – regelrecht grillte. „Das war insgesamt zu dünn. Auch das Versprechen zweier weiterer Fernbahngleise über die Elbe in ferner Zukunft ist aus Pendlersicht keine Lösung des strukturellen Problems, das der Flaschenhals Elbbrücken darstellt. Vor allem muss man beim Planen der Zukunft über die Stadtgrenzen hinausdenken. Man sieht ja jetzt schon, dass die Probleme nicht nur den Hamburger Süden betreffen, sondern Auswirkungen auf die gesamte südliche Metropolregion haben. Hier wird Vertrauen in den öffentlichen Nahverkehr verspielt!“

„Was mich auch ärgert, ist, dass der Lkw-Brand von der S-Bahn jetzt als Jahrhundertereignis dargestellt wird“, sagt Mathias Czech. „Dabei hat man häufig Ausfälle und Störungen auf der Strecke.“

Mit der Forderung nach Alternativtrassen kam Czech nicht weit. Außer den geplanten zusätzlichen Fernbahngleisen, die in derselben Trasse verlaufen sollen, die von der Havarie betroffen ist, wollte Senator Tjarks nichts anbieten. „Die Leute im Hamburger Süden sollten das Glas nicht immer als halbleer betrachten, hat er gesagt“, berichtet Czech. „Hier würde viel getan werden, wie etwa die geplante dritte S-Bahn-Linie oder der Umbau des ZOB.“

André Trepoll ist ein wenig verärgert über seine Abgeordnetenkollegen

André Trepoll ist auch ein wenig verärgert über seine Abgeordnetenkollegen: „Man kann sich immer hinstellen und Forderungen formulieren, aber Herr Czech und Frau Schittek sind in den Regierungsparteien. Die müssten auch mal was durchsetzen!“

Die Verkehrsbehörde teilt mit, dass der Schienenersatzverkehr zwischen den Stationen Veddel und Hammerbrook ab sofort durch Taxen verstärkt wird. Insgesamt werden zehn Großraumtaxen mit jeweils mindestens sieben Plätzen bis zum 16. September montags bis sonnabends zwischen 5 und 1 Uhr sowie sonntags zwischen 8 und 24 Uhr im Einsatz sein. Die Taxen sind mit dem Hinweis „Schienenersatzverkehr“ gekennzeichnet. stehen an den S-Bahnstationen bereit und fahren im direkten Pendelverkehr.