Wilhelmsburg. Für die Programm-Macher erfüllt sich ein Traum. Das Publikum erwartet am 19. und 20. August zwei Abende mit anspruchsvollem Vergnügen.

Davon, Jazzfestival-Veranstalter zu werden, haben die Programm-Macher der Honigfabrik schon lange geträumt. Getraut hatten sie es sich nie: Würde Jazz in Wilhelmsburg ankommen oder würde man eine krachende Bauchlandung hinlegen? Die Zweifel überwogen! Ausgerechnet die Pandemie half aus dem Dilemma: Mit der Künstlerförderung durch das Programm Neustart Kultur waren die Musikergagen schonmal gesichert.

Man musste nur noch ein großes Event organisieren. Aber darin ist man an der Industriestraße geübt. So fand das erste „HoFa“-Jazzfestival coronagerecht im Freien, zwischen den Ateliers, Studios und Werkstätten des Kulturzentrums statt und wurde ein Riesenerfolg. Jazz war in Wilhelmsburg angekommen.

Hof am Veringkanal mit Altbauten, Ufergestrüpp und Sonnenuntergang

Die zweite Auflage des Festivals könnte drinnen stattfinden, so wie es sich die Programm-Macher ursprünglich ausgemalt hatten. Aber die Atmosphäre auf dem gepflasterten Hof am Veringkanal mit Altbauten und Ufergestrüpp drum herum und einem Sonnenuntergang über dem südlichen Hafenrand rührte Macher, Musiker und Mithörer so an, dass auch das zweite Festival am 19. und 20. August wieder genau dort veranstaltet wird.

„Wenn Sie sich fragen, was Jazz bedeutet, werden Sie nie wissen, was Jazz bedeutet“, sagte einst Louis Armstrong und meinte damit die schwer fassbare Vielfalt des Genres, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht geringer geworden ist. Die sieben Konzerte des Festivals loten zwar viele Stilrichtungen aus, können aber nur punktuelle Einblicke geben. Von Swing über Rockrhythmen zu Latin-Grooves erstreckt sich das Programm.

Auftakt am 19. August mit Bigband der Technischen Universität

Es beginnt am Freitag, 19. August, um 18 Uhr mit der SwingIng.-Bigband: Mit dem Sound von Count Basie, Glenn Miller oder Duke Ellington ist das Ensemble seit 20 Jahren der musikalische Botschafter der Technischen Universität Hamburg in Harburg (TUHH). Sie besteht sowohl aus Profis wie aus Professoren, auch begabte Studenten jazzen mit. Im Harburger Kulturkalender sowie im akademischen Jahr der TUHH sind die beiden Semester-Abschlusskonzerte der Band im Januar und Juli Highlights.

Auf die Bigband folgen um 19.30 Uhr Sir Bradley. Wer aufgrund des Namens einen Mann erwartet, muss lange warten: Sir Bradley ist ein Frauen-Quintett, das sich Männer höchstens als Hilfsmusiker auf die Bühne holt. Ohne große Show und wie sich das für Jazzer gehört, mehr auf Stil als auf Style bedacht, liefern Sir Bradley amtlichen Modern Jazz ab.

Eine musikalische Reise durch verschiedene Dimensionen

Von 21 Uhr an beenden die Rocket Men den Freitag. Das sind sechs junge Musiker aus Hamburg, Leipzig und Berlin, die sich auf eine musikalische Reise durch verschiedene Dimensionen des modernen musikalischen Universums machen und die Clubsounds des frühen dritten Jahrtausends mit Jazz-Rhythmen und -harmonien fusionieren. Die Rocket Men haben sich in kurzer Zeit ein treues Publikum erspielt, das gerne zum Konzert kommt.

Am Sonnabend, 20. August, um 17 Uhr eröffnet das Julius Gawlik Trio den zweiten Festival-Tag. Tenorsaxofonist Gawlik ist so etwas wie das Wunderkind der NDR-Bigband: Im vergangenen Jahr wurde der damals 23-jährige das jüngste feste Mitglied aller Zeiten. Vielseitig ausgebildet, ist er in vielen Stilrichtungen virtuos.

Mit dem Wilhelmsburger Weltklassegitarristen Giovanni Weiss

Um 18.30 wird Gawlik von Giovanni Weiss abgelöst. Der Wilhelmsburger Weltklassegitarrist hat ein Heimspiel. Auch er hat bereits mit der NDR-Bigband zusammengearbeitet. Weiss‘ Stil macht da weiter, wo Django Reinhardt einst aufgehört hat: Swing auf der Akustikgitarre im Stil des „Ensemble du Hot Club de France“, den ein entfernter Verwandter in den 1930er-Jahren in Paris gegründet hatte.

Um 20 Uhr folgt Gabriel Coburgers Quintett Jean Paul. Coburger ist Saxofonist (Tenor und Sopran) und spielt außerdem Flöte. Seine Lorbeeren sammelte er zwischen 1993 und 2001 in der New Yorker Szene, später als Gast- Tenorist bei der NDR-Bigband und der Bigband des Norwegers Geir Lysne, sowie mit vielen eigenen Bands und Projekten.

Kern der Band kennt sich seit der gemeinsamen Schulzeit

Den Abschluss machen um 21.30 Uhr Wanubalé aus Berlin. Wanubalé spielen Jazz, Afro-Beat, Breakbeats, und Elektronik. Der Kern der Band kennt sich seit der gemeinsamen Schulzeit auf dem Musikgymnasium. Sie bringen echte Energie auf die Bühne. Wenn man unbedingt will, kann man auch bei ihrem Konzert sitzenbleiben, aber das ist anstrengend. Leichter ist es da, einfach loszutanzen.

Konzertinfos: Honigfabrik, Industriestraße 125, Wilhelmsburg. Ticketpreise: Tageskarten 20 Euro, Zweitageskarten 30 Euro. Vorverkauf über tixforgigs.com. Ermäßigte Karten nur an der Tageskasse. Einlass: Freitag 18, Sonnabend 16 Uhr.