Harburg. Novum Hospitality übernimmt das historisches Gebäude im Binnenhafen. An vielen Baudenkmälern wird derzeit gearbeitet.

Der Harburger Binnenhafen ist derzeit eine Großbaustelle. An den Straßen Veritaskai und Kanalplatz wird umfangreich gearbeitet. Und einige Fassaden von markanten historischen Gebäuden sind durch Baugerüste verstellt. An einem besonderen Gebäude an der Harburger Schloßstraße 7, dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus der vor drei Jahren geschlossenen Traditionsgaststätte Goldener Engel, tut sich dagegen nichts. Es zeigen sich erste Spuren des Verfalls.

Dort, wo einst die Speisekarte hing, ist noch immer die Mitteilung der Wirtin Waltraut Hörlberger zu lesen: „Liebe Gäste, der Goldene Engel erhält eine neue Bestimmung und wird dazu im Innenbereich etwas umgebaut. Das Lokal ist nun ab 1. Juli 2019 geschlossen.“ Der Investor Aestate Immobilienentwicklung hatte ein Jahr zuvor das Gebäudeensemble an der Harburger Schloßstraße 7–9 erworben. 2019 ließ er die Schuppen im hinteren Bereich des Grundstücks abreißen.

Drei-Sterne-Hotel mit 142 Betten sollte zunächst in Harburg entstehen

Es grenzt dort an den Kaufhauskanal. Hier sollte ein Drei-Sterne-Hotel mit 142 Betten entstehen. Im Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert wollte Aestate Immobilien die Hotelrezeption mit Frühstücksraum und Bar und vielleicht auch wieder einem Restaurant unterbringen. Doch dann kam Corona – und die Planungen gerieten ins Stocken.

Das alte Thörlgebäude der Technischen Universität an der Harburger Schloßstraße 20 wird grundlegend saniert. Im hinteren Bereich entstehen eine Forschungshalle und Werkstätten.
Das alte Thörlgebäude der Technischen Universität an der Harburger Schloßstraße 20 wird grundlegend saniert. Im hinteren Bereich entstehen eine Forschungshalle und Werkstätten. © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Das verlassene Gebäude wirkt äußerlich zunehmend sanierungsbedürftig. Im Frühjahr 2022 wurde die Immobilie schließlich an die Projektentwickler der Hotelgruppe Novum Hospitality verkauft. Also bleibt es beim Hotelprojekt. Inwieweit das Bauprojekt angesichts der bereits weit fortgeschrittenen Planung noch verändert wird, war aufgrund der Urlaubszeit nicht kurzfristig von Novum Hospitality zu erfahren.

Der Eigentümerwechsel könnte nun den Engel beflügeln. Und die alte Bausubstanz im Zuge des angeschlossenen Neubaus wieder auffrischen. „Derzeit ist das Denkmal nicht gefährdet“, sagt Marianne Kurzer, Sprecherin der Kulturbehörde. „Das Denkmalschutzamt ist mit dem Antragsteller zur denkmalgerechten Sanierung im Austausch und hat das Gebäude weiterhin im Blick“, versichern die Hamburger Denkmalschützer.

Forschungshalle und Forschungswerkstätten für das Thörlgebäude

Schräg gegenüber wird dagegen seit knapp zwei Jahren an einem Denkmal gebaut: Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Ölpflanzenverarbeiters Thörl an der Harburger Schloßstraße 20. Auf knapp 4000 Quadratmetern Fläche sind dort Institute der Technischen Universität Hamburg (TUHH) untergebracht, die hier 1978 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Seit knapp zwei Jahren mussten die Forscher in Interimsbüros ein paar Häuser weiter ausweichen: Das denkmalgeschützte Gebäude wird grundlegend saniert. Zudem wurden Anbauten hinter dem Haupttrakt abgerissen. Dort soll ein neuer und größerer Anbau entstehen, mit einer Forschungshalle und Forschungswerkstätten.

In direkter Nachbarschaft wird zudem am Palmspeicher gebaut. Er gehörte einst zu dem Fabrikkomplex der Harburger Ölfabrik F. Thörl und wurde 1878 zunächst als Salpeterfabrik errichtet und 1894 erweitert. Seinen Namen erhielt das Gebäude, als Thörl dort Palmensamen für die Ölverarbeitung gelagert hatte. 1995 wurde das Industriedenkmal saniert und zu einem Bürogebäude umgebaut. Im Erdgeschoss blieb ein hallenartiger Raum, in dem das Restaurant Schwerelos bis Anfang November 2020 Mahlzeiten per Achterbahn servierte.

Palmspeicher soll vermietet werden

Das Fleethaus ist aktuell eingerüstet. Dort wird die Fassade instandgesetzt.
Das Fleethaus ist aktuell eingerüstet. Dort wird die Fassade instandgesetzt. © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Auch dieses Gebäude wird gerade kernsaniert. Über fünf bis sechs Etagen entstehen auf insgesamt rund 6000 Quadratmetern „moderne Büroflächen mit industriellem Charme“, so ist es im Internet zu lesen. Die Büroflächen werden im Web auf mehreren Portalen zum Quadratmeterpreis von 16,75 Euro angeboten. Auch auf dieses Gebäude hat die TUHH ein Auge geworfen, möchte dort Forscherbüros und das universitäre Rechenzentrum unterbringen. Die TUHH sucht dringend Räumlichkeiten, um sich – wie politisch beschlossen – erweitern zu können.

Vom Palmspeicher ist es wiederum nur ein Steinwurf bis zum Fleethaus am Westlichen Bahnhofskanal/Schellerdamm. Auf der Kanalseite ist es komplett verschleiert. „Die Fassade ist eingerüstet, weil wir dort Instandsetzungsarbeiten an der Fassade durchführen“, sagt Rolf Mensing, Geschäftsführer der CLS Germany GmbH, der das Gebäude gehört. In dem denkmalgeschützten Klinkerbau arbeitete einst die Harburger Ölmühle. Im Inneren entstanden zwischen 2006 und 2008 mehr als 5000 Quadratmeter Bürofläche mit 284 Autostellplätzen sowie im Erdgeschoss rund 160 Quadratmeter für einen Eckladen oder Restaurant. Dort hatten drei Restaurants vergeblich ihr Glück gesucht, zuletzt das Nordlicht. Es hatte im Sommer 2018 aufgegeben.