Eißendorf. Die Freiwillige Feuerwehr Eißendorf feiert in diesem Jahr Jubiläum. Die Truppe hat eine bewegte Geschichte

Wer auf die Website der Freiwilligen Feuerwehr Eißendorf schaut, findet unter dem Kapitel „Historie“ nur ein einziges Foto. Die „Freiwillige Feuerwehr Eissendorf 1896“, damals noch mit Pickelhaube, Feuerhaken und Wassereimern. Doch die Wehr aus den Zeiten, in denen Eißendorf noch ein verschlafenes Bauerndorf am Rande der Stadt Harburg/Elbe war, sind längst vorbei. Die Freiwillige Feuerwehr aus Eißendorf ist vor allem wegen ihrer Versorgungseinheit bei fast jedem größeren Einsatz in Hamburgs Süden und Osten gefragt. Aber auch bei Unfällen, Wohnungsbränden und anderen wichtigen Einsätzen ist die moderne Rettungseinheit schnell vor Ort.

Und das seit nunmehr 50 Jahren! Bis 1972 waren die Eißendorfer Retter vor allem im Katastrophenschutz tätig. Als Bergungsbereitschaft, waren sie Teil des Luftschutzhilfsdienst, der 1972 aufgelöst wurde und deren Kräfte teilweise in die Freiwillige Feuerwehr aufgingen. Damals gingen rund 30 Kameraden in die neugegründete Freiwillige Feuerwehr über und wurden für ihre neuen Aufgaben vorbereitet. Seit 1974 gab es zunächst eine eigene Jugendfeuerwehr, zwei Jahre später im Jahr 1976 nahm die F3926 ihren Dienst auf. Stationiert wurde die neue Wehr damals in den alten Baracken einer ehemaligen Kaserne, zwischen Grumbrechtstraße, Alter Postweg, Konsul-Franke-Straße und Gildering, hier war die Wehr bis 2007 ansässig.

1983 erhielt die FF Eißendorf ihr eigenes Einsatzgebiet

„Danach bezogen wir unsere neuen Räume in der Stader Straße“, erinnert sich Dionys Deutsch, der in den Jahren 2000 bis 2012 die Wehrführung übernommen hatte. „Dies war auch dringend notwendig. Das damals neue und moderne Gebäude bietet bis heute genügend Platz für unsere Fahrzeuge und eine beheizte Wagenhalle, sowie getrennte Sanitär- und Mannschaftsräume“, erzählt Deutsch, davor hätte es bei Frost beispielsweise oft Probleme mit dem Löschwasser gegeben.

Bis 1983 halfen die Feuerwehrleute aus Eißendorf dort aus, wo sie gebraucht wurden, sie waren eine Wehr des dritten Alarms und kam oft zur Unterstützung anderer Einheiten an die Einsatzorte. In der Regel fuhr man 10 bis 15 Einsätze im Jahr. Das ändere sich am 1.1.1983 schlagartig, da erhielt die FF Eißendorf ihr eigenes Einsatzgebiet und stieg direkt in die sogenannte erste Alarmfolge auf.

170 Einsätze im Jahr

Seither fährt die Wehr mit ihren zwei Löschfahrzeugen und dem Versorger rund 170 Einsätze im Jahr, teilweise zusammen mit der Berufsfeuerwehr, teilweise allein. Das Einsatzgebiet ist rund 20 Quadratkilometer groß und umfasst die Stadtteile Eißendorf und Heimfeld, mit rund 47.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Die Anzahl der aktiven Kameradinnen und Kameraden blieb mit etwa 35 Personen relativ stabil, auch die Jugendfeuerwehr hat bis heute knapp 15 Mitglieder. „Regelmäßig kommen wir auch außerhalb der Einsätze zusammen und sind froh, dass es jetzt nach Corona wieder mehr möglich ist“, sagt Wehrführer Axel Lender. „Da besprechen wir natürlich, wie Einsätze gelaufen sind oder auch welche Fortbildungen nötig sind. Aber auch die Kameradschaft kommt nicht zu kurz“, so Lender. „Da wird auch mal der Grill angeworfen oder gemeinsam ein Kaltgetränk konsumiert.“

Harburgs Borhen Azzouz im Einsatz mit Kameraden an der Haakestraße
Harburgs Borhen Azzouz im Einsatz mit Kameraden an der Haakestraße © HA | André Lenthe

Es gibt Abende mit den Lebenspartnern: Akzeptanz in der Familie ist für die ehrenamtliche Tätigkeit essenziell. Das sei heute nicht mehr selbstverständlich, weil viele Menschen ihre Zeit lieber am Computer verbringen, als sich für die Gemeinschaft zu engagieren, so Lender. Daher sei man besonders stolz auf die Arbeit der Jugendfeuerwehr und ihre aktive Kinder- und Jugendabteilung.

Kinder und Jugendlichen haben richtig Spaß

„Fast jeder der bei uns im Einsatzdienst aktiv ist, war früher in der Jugendfeuerwehr“, ergänzt Dionys Deutsch. „Die Kinder und Jugendlichen haben richtig Spaß und lernen viel. Vor allem die gemeinsamen Ausfahrten und die Übungen schweißen zusammen.“ Hier würden Freundschaften entstehen, die teilweise ein Leben lang halten, selbst wenn das nicht das Wichtigste ist. „Nicht alle in der Truppe sind beste Freunde, aber im Einsatz kann sich jeder auf jeden 100 Prozent verlassen“, so Harburgs Gildekönig Borhen Azzouz, der sich ebenfalls in der Freiwilligen Feuerwehr Eißendorf engagiert. Nachwuchsprobleme gebe es daher in Eißendorf noch nicht, zuletzt kamen auch Kameraden, die vorher in einer anderen Feuerwehr waren und beruflich nach Harburg zogen oder Studentinnen und Studenten, die früher bei ihrer Jugendfeuerwehr ausgebildet wurden.

Von großen, eigenen Unglücken blieben die Retterinnen und Retter der Freiwilligen Feuerwehr Eißendorf in den zurückliegenden 50 Jahren glücklicherweise verschont.

„Jeder Einsatz ist anders“, so das Trio

„Naja, ein paar Blessuren gab es schon, aber wir sind top ausgebildet und gehen umsichtig vor“, lobt Axel Lender seine Mannschaft. Beim Thema spannende oder bewegende Einsätze, halten sich Lender, Dionys und Azzouz im Gespräch zurück. „Jeder Einsatz ist anders“, so das Trio. Besonders in Erinnerung geblieben sind dem ehemaligen Wehrführer Thomas Dionys das Zugunglück in Bostelbek 1975, bei dem elf Menschen starben und 125 verletzt wurden. Außerdem die Explosion auf der Ölmühle im Jahr 1983, der Brand in der Nartenstraße 2012 und der Bunkerbrand in der Marckmannstraße 2015.

Aber nicht nur diese langwierigen und teilweise tragischen Katastrophen blieben in Erinnerung. „Mir blieb vor allem ein Einsatz am See im Göhlbachtal im Gedächtnis. Damals ist es uns gelungen, einen ins Eis eingebrochenen Vater mit Kind auf dem Arm aus dem Gewässer zu retten,“ erinnert Borhen Azzouz.

Wer mehr über die wichtige Arbeit der freiwilligen Retter aus Eißendorf erfahren möchte, sollte sich bereits jetzt den 24. September in seinem Kalender markieren. Dann gewährt die Wehr spannende Einblicke in ihre wichtige Arbeit und hat sicher noch die ein oder andere Geschichte aus dem Einsatzleben bereit. Zudem werden es sich die Versorger der Feuerwehrleute nicht nehmen lassen, einen kräftigen Schwung Suppe aus der wehreigenen Gulaschkanone zu servieren.