Hamburg/Winsen. Jahrelang geforderte Verbindung von Neu Wulmstorf nach Finkenwerder kommt im Dezember. Warum es plötzlich doch klappt

Jahrelang forderten Hamburger Bezirkspolitiker aus Neuenfelde eine Busverbindung von Neuenfelde nach Neu Wulmstorf auf der einen und Finkenwerder auf der anderen Seite. Jahrelang wurde dieses Ansinnen abgebügelt. Bis jetzt.

Kein Geld, kein Bedarf, keine Priorität lauteten die abwechselnden Ablehnungsgründe. Nun sieht alles so aus, als könnte diese gewünschte Buslinie sogar zum Fahrplanwechsel im Dezember ihren Betrieb aufnehmen. Der Harburger Kreistag ist jedenfalls bereits von der Kreisverwaltung aufgefordert worden, Geld für die Buslinie in einem Nachtragshaushalt zu bewilligen. Auch in Hamburg stehen die Zeichen auf „Go“.

Für Airbus-Mitarbeiter aus gesamten Unterelbebereich attraktiv

„Das war einer der ersten Anträge, die ich in die Bezirksversammlung eingebracht habe, als ich vor elf Jahren begann, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren“, erinnert sich Gudrun Schittek (Grüne) an ihre Zeit als Harburger Bezirksabgeordnete. Mittlerweile ist sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und: „Endlich klappt das.“

Der Antrag war in der Zwischenzeit mehrfach neu gestellt worden, nicht nur von den Grünen, sondern einmal auch von der SPD. Michael Sander (Grüne) Vorsitzender des Mobilitätsausschusses der Harburger Bezirksversammlung erklärt, warum man die Linie für wichtig hält. „Viele Neuenfelder nutzen die Infrastruktur in Neu Wulmstorf, um einzukaufen, Arztbesuche zu erledigen oder hier in die S-Bahn zu steigen“, sagt er. „Bislang fahren sie mit dem Auto dorthin. Überregional ist die Durchbindung nach Finkenwerder attraktiv, weil es so für Airbus-Mitarbeiter aus dem gesamten Unterelbebereich attraktiver wird, auf Bus und Bahn umzusteigen.“

Interessante Alternative zum Stau vor dem Elbtunnel

Auch in Neu Wulmstorf leben viele Airbus-Mitarbeiter. Außerdem ist ein Bus zum Finkenwerder Fähranleger für viele, die im Hamburger Westen arbeiten, eine interessante Alternative zur weiten Schleife mit der S-Bahn oder dem Stau vor dem Elbtunnel. Dennoch wurde seitens der Freien und Hansestadt Hamburg eine Buslinie, die Neu Wulmstorf, Neuenfelde und Finkenwerder verbindet auch mit dem Argument abgelehnt, dass es keinen Bedarf für die Verbindung gebe. Unter anderem sollte das damit belegt werden, dass in den Bussen von Neuenfelde nach Neugraben befragte Fahrgäste nur selten angaben, nach Neu Wulmstorf zu fahren. Gudrun Schittek hatte das schon seinerzeit als widersinnig bemängelt.

„Mittlerweile hat sich die Haltung des HVV etwas verändert“, heißt es in der Vorlage der Kreisverwaltung, mit der sich die Harburger Kreispolitiker am 11. Juli befassen werden. „Das liegt auch an der Entwicklung der Airbusverkehre in den letzten Jahren. Die jetzt konzipierte Linie 550 würde neben einer Verbindung zwischen Neu Wulmstorf und Neuenfelde auch eine bessere Anbindung des Airbus-Werks in Finkenwerder mit sich bringen. In einer Analyse des HVV vom Februar 2022 wird als Fazit ein spürbarer Hinzugewinn von Fahrgästen auf Neu Wulmstorfer und Neuenfelder Gebiet gezogen“, heißt es in der Vorlage zum kleinen Buswunder weiter.

Ein anderer Pluspunkt dieser Linie für die Gemeinde Neu Wulmstorf wäre eine bessere Anbindung des Ortsteils Rübke an das Zentrum von Neu Wulmstorf. Die Vorplanung für die Buslinie 550 seien nun abgeschlossen. Sie soll an Werktagen im Stundentakt sowie an Sonn- und Feiertagen Zweistundentakt verkehren.

Kosten liegen bei insgesamt knapp 570.000 Euro

Die Linie würde dem Verkehrsvertrag des Landkreises Harburg zugewiesen und von der KVG Stade betrieben werden. Die Kosten liegen bei insgesamt knapp 570.000 Euro. Der Anteil des Landkreises Harburg an den Kosten beträgt gut 206.000 Euro. Die Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende habe bereits mündlich zugesagt, dass die auf Hamburg entfallenden Kosten anerkannt und übernommen werden. Die Betriebsaufnahme der Linie 550 könnte im Dezember 2022 zum Fahrplanwechsel erfolgen.

Grundsätzlich werden Fahrplanverbesserungen im Landkreis Harburg zusammen mit den Gemeinden finanziert. Dabei trägt der Landkreis 60 Prozent der Kosten und die Gemeinden die restlichen 40 Prozent. Bei der Schaffung eines neuen Grundangebotes könnte der Landkreis Harburg zunächst in Vorleistung treten und eine mögliche Kofinanzierung nach ersten Evaluationen der Linie nach zwei Jahren einfordern.