Harburg. Liberaler regt an, sich der Migration im Bezirk nicht zu schämen, sondern stolz darauf zu sein. Diskussionsveranstaltung geplant.
Henrik Sander, frisch gebackener Bezirksabgeordneter der Harburger FDP, macht sich Gedanken über die Entwicklung der Harburger Innenstadt – und hat einen Vorschlag, der mit dem Leitbild des Bezirks Harburg, „Zusammenleben in Vielfalt“, Hundertprozentig kompatibel ist: Andere Städte werben geradezu mit Vierteln, die von Einwanderergruppen geprägt sind. Warum sollte Harburg also nicht stolz auf sein „Little Istanbul“ sein, als das die Fußgängerzone gern bezeichnet wird?
Am Mittwoch will er diese Idee im Harburger Stadtmuseum öffentlich diskutieren. „Shopping-Center und der Online-Handel machen es immer schwieriger, Einkaufsstraßen als attraktive, lebendige Orte mit einem vielfältigen Einzelhandel aufrecht zu erhalten“, sagt Sander, im Hauptberuf Stadtplaner. „Trotz aller Aktivitäten des Citymanagements und des Harburg-Marketings gibt es in der Lüneburger Straße heute eine hohe Leerstandsrate und die Straße hat mit ihrer Mischung aus Supermärkten, Handy- und Billigtextilien-Läden ein negatives Image.“
In New York gebe es „Little Italy“, Düsseldorf habe sein „Japanisches Viertel“
Aus Anlass der Ausstellung „Die Lüneburger Straße: Harburgs historische Stadtachse“ des Stadtmuseums möchte die FDP den Blick weg von den historischen Bildern der Sammlung in die Zukunft richten und über Chancen zu sprechen. „Marken wie Istikbal und Bambi, die wir in Deutschland nicht kennen, gehören in Ländern wie der Türkei zu den Marktführern. Kann das nicht die Grundlage für eine neue Perspektive für die Lüneburger Straße bilden?“, sagt er. In New York gebe es „Little Italy“, Düsseldorf habe sein „Japanisches Viertel“ – warum sollte Harburg im positiven Sinn nicht ein „Little Istanbul“ haben, das sich durch schicke Marken, eine etwas andere Mode und kulinarische Spezialitäten auszeichnet, die man im Urlaub genießt?
Sander will mit der Veranstaltung eine Diskussion anregen, die weitergeführt werden müsste. Weder hat die FDP über ihre Idee bislang auch nur einmal mit dem in Harburg gut vertretenen Migranten-Wirtschaftsverein „Unternehmer ohne Grenzen“ gesprochen, noch mit dem Integrationsrat. Beim Citymanagement war man zuletzt eher auf Skepsis gestoßen. Ein Gespräch mit dem neuen Harburg-marketing steht noch aus, kommt aber vielleicht jetzt zustande: „Das Museum bietet uns dankenswerterweise hierfür den Rahmen“, sagt Sander.