Harburg. Eltern in Sorge: Umzug der Schule Nymphenweg nach Hausbruch soll partiell vorgezogen werden. Vor Ort ist kaum etwas fertig
Eltern an der Schule Nymphenweg sind auf Zinne: Hals über Kopf sollen die Abschlussklassen der Schule für Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen zum Schuljahreswechsel von Marmstorf nach Hausbruch umziehen. Ein Umzug der gesamten Schule dorthin steht zwar schon länger im Raum, aber der kurzfristige Termin überrascht die Eltern und stellt die Schule vor Probleme: Vorbereitet ist am neuen Standort noch nichts. Die Schüler ziehen auf eine Baustelle und viele wichtige Fragen sind ungeklärt.
Bereits seit mehreren Jahren arbeitet die Förderschule für Kinder mit besonderen Bedarfen eng mit der Hausbrucher Grundschule „An der Haake“ zusammen. Die Grundschuljahrgänge haben sich lange ein Schulgelände an der Hausbrucher Bahnhofsstraße geteilt, die Nymphenweg-Schüler wurden in den Schulalltag der Schule An der Haake integriert. „CooL“ nennt sich das Projekt und steht für „Cooperatives Lernen“.
An der Hausbrucher Bahnhofsstraße werden Lerncontainer aufgestellt
Die Schule An der Haake zieht nun vollständig an ihren Standort in der Straße Lange Striepen und die Nymphenweg-Grundschüler ziehen nach. Die alten Gebäude an der Hausbrucher Bahnhofsstraße sollen abgerissen werden. Dann wird dort ein Neubau entstehen, in den die Schule Nymphenweg mit allen Klassen einziehen soll.
„Nun aber sollen die Abschlussklassen sofort zum Schuljahreswechsel umziehen, obwohl dort noch nichts fertig ist“, beschwert sich Stefan Martins, Elternratsvorsitzender der Schule Nymphenweg. Betroffen ist auch sein 15-jähriger Sohn Ben. Die Abschlussklassen umfassen die Jahrgangsstufen acht bis elf. Diese werden jahrgangsübergreifend in vier Klassen mit jeweils bis zu zehn Schülern unterrichtet.
An der Hausbrucher Bahnhofsstraße werden „Mobile Klassenräume“ – Lerncontainer – aufgestellt, in die die Nymphenweg-Schüler ziehen sollen. Mindestens zwei Jahre werden sie darin verbleiben, während vor ihrer Tür die alte Schule abgerissen und die neue gebaut wird. „Ich habe nichts gegen den Umzug an sich“, sagt Martins, „die neue Schule wird ganz toll und wir freuen uns darauf! Aber dass hier bis zu vierzig Kinder auf eine Baustelle abgeschoben werden, will ich nicht hinnehmen!“
Bedenken der Eltern sind vielfältig
Die Bedenken der Eltern sind vielfältig. Stephan Martins Ex-Frau Wibke hat sie in einem Brief an Schulsenator Ties Rabe zusammengefasst, den er bis heute noch nicht beantwortet hat, wie sie sagt. „Viele der betroffenen Kinder haben ein geringes Gefahrenbewusstsein und können die Situation auf einer Baustelle nicht einschätzen“, schreibt sie. „Hier stellt sich die Frage, ob mit dem bestehenden Lehr- und Betreuungspersonal die Aufsichtspflicht gewährleistet werden kann und Unfälle jederzeit vermieden werden können.“
Neben den Baustellen-Gefahren sind auch viele organisatorische Fragen noch offen: Die Schulverpflegung, der Schülertransport und die Nachmittagsbetreuung müssen neu geregelt und mit den Kooperationspartnern neu verhandelt werden. Das ist noch nicht geschehen, und der Umzug rückt näher, schreibt Wibke Martins an Ties Rabe.
„Viele der Kinder haben Herausforderungen mit veränderten Situationen. Einige befinden sich ab Sommer in ihrem letzten Schuljahr und müssten sich dann auf die neuen Räumlichkeiten einstellen und noch zusätzlich auf den generellen Abgang von der Schule. Hier muss dem Lehrpersonal, Eltern und Kindern ausreichend Zeit gegeben werden sich an die neue Situation zu gewöhnen“, sagt Wibke Martins.
Ungeklärt ist auch, ob es Therapieräume geben wird
Ungeklärt ist auch, ob es Therapieräume geben wird. Viele Schüler haben Bedarf an Physiotherapie oder Logopädie und erhalten solche Hilfe während der Schulzeit. „Die Therapeuten sind die der Kinder, aber die Schule muss Räume dafür vorhalten“, erklärt Stephan Martins.
Negativ geklärt ist hingegen die Frage, wo die Schüler sich am neuen Standort austoben können. Auf dem ehemaligen Sportplatz werden die Lerncontainer abgestellt. Ansonsten bleibt nicht viel Raum.
Räumliche Enge ist wahrscheinlich auch der Grund für den hektischen Umzug: Die Schule Nymphenweg teilt sich einen Gebäudekomplex mit der Schule Elfenwiese, einer Förderschule für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen. Diese platzt aus allen Nähten, zumal sie ein Gastschülerabkommen mit Niedersachsen hat. „Eigentlich frage ich mich, warum man ein Gastschülerabkommen abschließt, wenn man gar keinen Platz hat“, sagt Stephan Martins, „aber ich will nicht unsere Elternschaft gegen die der Schule Elfenwiese ausspielen lassen. Allerdings fordere ich, den Umzug zu verschieben und nach einer Übergangslösung, meinetwegen auch in Containern, in Marmstorf zu suchen, bis die neue Schule in Hausbruch fertig ist.“