Harburg. Wegen des Pfingstwochenendes nehmen die Literaturtage im Süden Hamburgs langsamer Fahrt auf

Von Mittwoch an gibt es im Hamburger Süden einen Monat lang Geschriebenes auf die Ohren: Die SuedLese 2022 startet mit vielen unterschiedlichen Lesungsformaten an 30 Orten. In der ersten Woche startet das Programm wegen des Pfingstwochenendes noch etwas verhalten, doch spannt sich der Themenbogen auch jetzt schon weit: von harten Drogen über den Humor von Vampiren bis zum Himmel über dem Alten Land.

Schon am Mittwoch um Mitternacht – für ganz Neugierige vielleicht auch etwas früher – kann im Schaufenster der „Kunstleihe“ in der Meyerstraße, Ecke Bansenstraße in Heimfeld die Drahtinstallation „Heimat“ der Künstlerin frankhaleesi bestaunt werden. Die Künstlerin befragte mehr als 100 Menschen zum Herzensthema „Heimat“. Herauskam ein lyrisches Geflecht aus Worten.

Westphal liest aus autobiografischen Buch „Ich war Bulle“

Ebenfalls an einem Heimfelder Fenster – konkret vor dem Nachbarschaftstreffpunkt HinZimmer am Hinzeweg – gibt es jeweils mittwochs um 16 Uhr und freitags um 11 Uhr eine Lesung für Kinder ab vier Jahren. Das Format hat sich während des Lockdowns bewährt und wird nun ohne Eindämmungsverordnung fortgeführt. Aus dem Berufsleben eines Drogenfahnders erzählt Autor Ben Westphal am Donnerstag, 2. Juni, um 19 Uhr in der Harburger Fischhalle am Kanalplatz. Er liest aus seinem autobiografischen Buch „Ich war Bulle“ und gibt mit humoristischer Distanz Einblicke in seinen Dienstalltag.

Das Alte Land ist nicht weit weg von Harburg – ein kleiner Teil davon gehört ja noch zum Bezirk – und ist in den vergangenen Jahren regelrecht zum Modeschauplatz literarischer Handlungen geworden. „Der Himmel ist hier weiter als anderswo“ von Autorin Valerie Pauling handelt von der Selbstbesinnung einer schicksalsgebeutelten Akademikerin zwischen Apfelbäumen und Fachwerkhäusern. Pauling liest am Donnerstag, ab 19.30 Uhr in der Harburger Bücherhalle aus ihrem Werk. Musikalisch untermalt wird die Lesung vom Wilhelmsburger Quetschkommodenvirtuosen Ulrich „Kodjo“ Wendt.

Unter einem Kirschbaum im Garten Isabel Bogdan treffen

Helgoland ist für norddeutsche Städter mindestens genauso ein Sehnsuchtsort wie das Alte Land. Isabel Bogdan liest am Freitag, 3. Juni, um 18 Uhr in Neugraben aus ihrem Buch „Mein Helgoland“. Dabei ist sie unter einem Kirschbaum im Garten hinter dem Reihenhaus am Wulmstorfer Ring 9a zu finden.

Ebenfalls am Freitag kann man beim Zuhören auch Erschaudern: Im Heimfelder Kulturverein „Alles wird schön“ liest Autor Nicolas Grunwald aus seinen gruseligen Kurzgeschichten vor. Dabei wird die Frage beantwortet, ob Vampire Humor haben. Grunwalds Antwort beunruhigt allerdings, das sei vorweggenommen.

Sein eigenes Gedicht kann man sich am Sonnabend auf dem Hafenflohmarkt am Harburger Kanalplatz abholen. Dort ist von 10 bis 18 Uhr der Poetomat in Betrieb: Für zwei Euro und ein Stichwort erhält man in Minutenschnelle Lyrik auf DIN A6. Die Studenten, die da dichten, sind jung und brauchen das Geld: Ihr privatwirtschaftlicher Poesiestudiengang an der Medical School Hamburg kostet jeden Monat ein kleines Vermögen. Am Sonntag um 16 Uhr gibt es dann wenige Meter weiter am Kulturkiosk im Harburger Hafen kostenlos SlamPoetry der Autorin Melanie Sengbusch.