Harburg. Letzte Feuchtlebensräume sollen aufgewertet werden. Bei Regelung der Wasserstände Rücksicht auf Landwirte nehmen
Der Bezirk Harburg hat eine besondere Bedeutung beim Moorschutz. Über Jahrzehnte sind die wertvollen Feuchtlebensräume zerstört worden – der Anteil an Torfböden liegt heute bei 3,1 Prozent der Stadtfläche. Rund 70 Prozent der noch intakten Moorböden befinden sich im Bezirk Harburg. Diese Zahlen präsentierte Frederik Schawaller von der NABU-Gruppe Süd am Dienstagabend dem Umweltausschuss.
Gerade in Bezug auf die wichtige Rolle der Moore im Klimaschutz, aber auch für den Artenschutz, sollte das Entwicklungspotenzial, das in den Harburger Moorgebieten schlummert, gehoben werden, forderte der Naturschützer.
Fokus der Behörde auf den Flächen im Westen des Bezirks
Was die Umweltbehörde dafür bereits getan hat und weiterhin zu tun gedenkt, referierten Melanie Griem und Judith Zinsser von der Abteilung Naturschutz. Dabei geht es vorrangig um drei Areale: die Naturschutzgebiete Moorgürtel und Neuländer Moorwiesen sowie den Verbund der Lebensräume an der Alten Süderelbe im Norden und Moorgürtel im Süden. Die erst 2017 unter Naturschutz gestellten Neuländer Moorwiesen seien in großen Bereichen in einem recht guten Zustand, so Zinsser. Der Fokus der Behörde liegt deshalb auf den Flächen im Westen des Bezirks.
In den Gebieten sind nur noch wenige Niedermoorreste, versumpfte Flächen und Bruchwald vorhanden. Es überwiegt extensiv genutztes Grünland, das ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird (im Moorgürtel liegt der Grünlandanteil bei rund 65 Prozent). Wie andernorts auch, konkurriert die landwirtschaftliche Nutzung mit dem Naturschutzziel, die von Austrocknung bedrohten Feuchtbiotope wieder stärker zu vernässen. Dazu will die Behörde Gräben zuschütten oder Stauplatten einbauen. Andernorts sollen Wehre den Wasserstand regeln. „Idealerweise sollte bis zum Grabenrand angestaut werden“, sagte Griem, „zumindest im Winter. Im Sommer kann der Wasserstand zur Bewirtschaftung der Flächen etwas niedriger sein.“
Geplant: In Moorbereichen sollen Bäume gefällt werden
Weiterhin sollen in den Moorbereichen Bäume gefällt werden. Sie entziehen in Trockenperioden wertvolles Wasser und passen nur vereinzelt stehend zum Lebensraum Moor. „Wir werden im Herbst vor allem an Gewässerrändern Bäume entnehmen und Gehölze zurückschneiden“, kündigte Griem an.
Der dritte große Hebel für den Moorschutz sind Bewirtschaftungsverträge mit den Bauern, die das Grünland nutzen. Dazu werden die Landwirte dafür entschädigt, dass sie die betroffenen Flächen nur eingeschränkt bewirtschaften können. Die dafür notwendigen Mittel kommen aus dem städtischen Sondervermögen von Ausgleichszahlungen für Natureingriffe sowie aus dem Vertragsnaturschutz, einem Programm, mit dem die Umweltbehörde die Artenvielfalt auf Grünlandflächen fördert.