Harburg . Initiative zur Nutzung der Likörfabrik hatte seit Monaten Pläne geschmiedet. Doch der prominente Besitzer hat seine Meinung geändert.

Die seit langem offene Frage, was aus den historischen Likörfabrik-Häusern am Karnapp im Harburger Binnenhafen wird, wird noch etwas länger unbeantwortet bleiben. Nach eigenen Angaben stand das Wohnprojekt „Lifa“ nach mehreren Jahren ehrenamtlichen Engagements kurz vor einem Vertragsabschluss über den Kauf der Häuser und eines angrenzenden Grundstücks. Nun aber präsentiert Besitzer Arne Weber einen neuen Investor. Die „Lifa“ fühlt sich ausgebootet.

Wer der neue Investor ist und was er vorhat, ist bislang lediglich ihm selbst, Arne Weber und dem Harburger Baudezernenten Christian Lied bekannt, dem der neue Interessent zumindest schon einmal genannt wurde.

Wohnprojekt in Hilke-Häusern vor dem Aus: Nur ein persönliches Treffen?

„Uns war immer klar, dass Arne Weber als Eigentümer der Likörfabrik diese verkaufen kann, an wen er möchte“, sagt Peter Gilbhard von der „Lifa“-Initiative, „doch wir hatten gehofft, dass nach mehrmonatigen, schon abgeschlossenen Verhandlungen, der Kompromiss, der mithilfe des Bezirksamts und der Lawaetz-Stiftung zwischen Arne Weber und uns gefunden wurde, etwas mehr Bestand hätte.“

Ein persönliches Treffen zwischen Weber und den Lifa-Vertretern hatte es offenbar lediglich ein Mal gegeben. Alle anderen Kontakte fanden indirekt statt. Aufseiten der Initiative war unter anderem die städtische Lawaetz-Stiftung aktiv. Aufseiten Webers hatten demnach Mitarbeiter des Immobilien- und Bauunternehmers verhandelt. „Wir hätten uns mehr direkten Kontakt gewünscht“, sagt Gilbhardt. „Aber das wurde abgeblockt.“

Die Mitglieder der Initiative
Die Mitglieder der Initiative "LiFa" wollten die historische Hilke-Likörfabrik retten und bewohnen. © xl | Lars Hansen

Die Likörfabrik Louis C. Hilke am Karnapp, Hausnummern 15 und 16 ist eines der ältesten erhaltenen Industriebauwerke Harburgs. Schnapsbrenner Peter Nicolaus Osterhoff begann bereits 1833 mit der Spirituosenproduktion. Die prominenten Häuser am Karnapp sind jünger: Das Haus Nr. 15 wurde 1859 vom Fabrikerben Heinrich Osterhoff als Wohn- und Geschäftshaus errichtet, der die Firma 1893 in den Besitz von Louis Hilke übergehen ließ.

Erweiterung Nr. 16 stammt aus dem Jahr 1899

Die Erweiterung Nr. 16 stammt aus dem Jahr 1899, also schon von Hilke. Bis Mitte der 1980er-Jahre wurde hier noch gebrannt, verschnitten und verkauft. „Die Fabrik mit ihrem rotgelben Backsteinmauerwerk, segmentförmigen Fenstern und schmückenden Gesimsen steht seit vielen Jahren unter Denkmalschutz“, schreibt der Hamburger Denkmalverein.

Eigentlich hatten die letzten Schnapsbrenner die Häuser an ihren Nachbarn, einen Dachdeckermeister verkauft. Arne Weber, der im Binnenhafen große Immobiliengeschäfte realisiert und auf dessen Ideen der Wandel des Gebiets vom sterbenden Industriestandort zum aufstrebenden Hightech-Quartier zurückgeht, hatte allerdings selbst Interesse an der Fabrik – wohl nicht so sehr an den Häusern, wie an dem Grundstück – und beklagte den Kaufvertrag. Der wurde für nichtig erklärt und Weber kam zum Zuge.

Erhalt der Häuser wirtschaftlich zuzumuten

Bereits mehrmals hatte er den Abriss der Fabrik beantragt und war am Denkmalschutz gescheitert. Der Erhalt der Häuser sei ihm wirtschaftlich zuzumuten, hieß es. Stattdessen erteilte das Denkmalschutzamt eine Erhaltungsverfügung, die wiederum Weber beklagte und die deshalb vorerst ausgesetzt ist.

Zwischendurch gab es mehrere Konzepte zum Erhalt des Baudenkmals – unter anderem auch aus Webers Haus. Das letzte Konzept war das der Lifa-Initiative: Ein genossenschaftliches Wohnprojekt sollte die ehemaligen Arbeiterwohnungen nutzen, die Produktions- Kontor- und Verkaufsräume hergerichtet, zugänglich gemacht und für kulturelle Zwecke genutzt werden. Die Stadt unterstützte das Projekt und bot dazu noch zwei angrenzende Brach-Grundstücke an, die mit einer gemischten Wohn- und Gewerbebebauung ständig steigende Sanierungskosten der Fabrik hätten abfedern können.

„Erhalt der Häuser liegt uns auch am Herzen“

„Selbstverständlich ist uns ein soziales Wohnprojekt lieber, als ein weiterer Bürobau und der Erhalt der Häuser liegt uns auch am Herzen“, sagt Hans Christian Lied, Baudezernent des Bezirksamts. „Aber die Häuser sind Privateigentum. Wir können nicht darüber verfügen.“ Eigentümer Arne Weber möchte sich zu der Lifa-Initiative nicht äußern, bestätigt aber, dass er nach – anderen – Käufern sucht: „Wir bemühen uns zurzeit, Grundstück und Gebäude zu verkaufen. Es gibt einen Interessenten, der die Immobilie gern kurzfristig übernehmen würde.“

Ein von Webers Firma HC Hagemann beauftragtes Gutachten hatte die Gebäude als einsturzgefährdet eingestuft und war zu dem Schluss gekommen, dass die Likörfabrikbauten nicht zu erhalten seien. Wenn jemand kommt, der die bauliche Sanierung leisten könne, wolle er das gern unterstützen, sagte Weber.

Für die Lifa-Initiative hat das einen faden Beigeschmack, sagt Lifa-Aktivist Luca Jordan: „Wir hatten ja ein Konzept zur Sanierung und hatten die Finanzierung beinahe zusammen. Wenn Herr Weber jetzt an jemanden verkauft, dem die Sanierung vielleicht nicht zuzumuten ist, stehen dem Abriss alle Tore offen.“