Harburg . Bahn verspricht: Decken und Wandverkleidungen kommen bis Jahresende. Verzögerungen waren nicht geplant

In den S-Bahnhöfen Harburg, Harburg Rathaus und Heimfeld sieht es seit Jahren so aus, wie auf einer Baustelle. Das ist den Harburgerinnen und Harburgern lange bekannt. Alexander Bohnenkamp vom Baumanagement der DB Station and Service AG erklärt, warum es dort so aussieht: „Das muss so sein, weil die Bahnhöfe eine Baustelle sind“, sagt er. „Dass es so lange dauert, war allerdings so nicht vorgesehen. Jetzt aber kommen wir voran, man sieht Fortschritte und wir werden viele Arbeiten bis zum Ende des Jahres erledigt haben.“

So sollen zum Beispiel an allen Stationen bis Dezember die Decken komplett mit weißen Lochblech-Paneelen verkleidet sein. Über zehn Jahre sah man hier den nackten Beton – das ist nur unter spezialisierten Architekturfans ein ästhetischer Genuss. Die alten Decken mussten seinerzeit aus Brandschutzgründen abgenommen werden.

Rauchgasabsaugung und Brandschutztüren wurden oder werden installiert

Jetzt ist nicht nur die Deckenverkleidung brandschutzkonform, sondern auch die gesamte Brandschutztechnik ist auf das Niveau des 21. Jahrhunderts gehoben worden: Vernetzte Brandmeldeanlagen, Rauchgasabsaugung und Brandschutztüren wurden oder werden installiert. Die Brandschutzarbeiten sind ein eigenes Programm, das derzeit parallel zum ästhetischen Programm „Zukunft Bahn“ verfolgt wird.

„Viele der Arbeiten, die wir zunächst ausgeführt haben, sieht man kaum, weil sie tatsächlich die Technik betroffen haben und in Kabelschächten und Schaltschränken vor sich gingen“, sagt Bohnekamp.

„Außerdem hatten wir zwischenzeitlich ein gravierendes Problem mit der Elektrik.“

Nahezu zwei Jahre lang ruhten die Baustellen, weil in der Station Harburg die Erdungssysteme der Fernbahn an der Oberfläche und der S-Bahn unten getrennt werden mussten. Der ursprüngliche Plan, alle elektrischen Leitungen im Bahnhof so neu zu verlegen, wie sie auch vorher geschaltet waren und lediglich um neue für Digitaltechnik und Brandschutzsteuerung zu ergänzen, war dank der Problematik hinfällig.

Eröffnung des Bahnhofs 1983

Zum einen hatten sich seit der Eröffnung des Bahnhofs 1983 und jetzt die Normen geändert, zum anderen war durch ein Anwachsen des Zugverkehrs in beiden Systemen und den Rückgang der Dieselloks an der Oberfläche die Energielast sowohl beim Oberleitungs-Wechselstrom als auch beim Gleichstrom an der S-Bahn-Schiene stark gestiegen und es kam zu Erdungskonflikten. Eine Zeit lang suchte man eine schnelle Lösung und realisierte dann, dass man doch alle Leitungen komplett neu planen und legen musste, um sie abschirmen zu können. Das gravierende Elektrikproblem in Harburg behinderte wegen der Vernetzung auch die Weiterarbeit am Brandschutz in den anderen Stationen.

Nun aber geht es weiter. Die meisten Fahrgäste in Harburg werden die neuen Decken in der Zwischenebene noch nicht wahrgenommen haben, denn just dort, wo man vom Bus in die Bahn umsteigt, hängen sie noch nicht. Das Gerüst, durch das man laufen muss, um zur Bahn zu gelangen dient übrigens genau dem Zweck, dort die Decke anzuschrauben. Zuvor müssen allerdings einige Kabel montiert werden.

Taubenfreunde rissen Teile der Verkleidung von der Decke

Die neuen Decken reduzieren bereits die Taubenproblematik im Bahnhof. Noch allerdings finden die Vögel genügend Vorsprünge und Stangen zum Daraufhocken. Hinzu kommt noch ein menschlicher Faktor. „Es gibt immer noch Leute, die hier Tauben anfüttern“, sagt Markus Hock vom Bahnhofsmanagement der DB Station and Service, „und wir haben auch schon festgestellt, dass besonders beseelte Taubenfreunde einzelne Deckenpaneele mit Werkzeug wieder abgenommen haben, und den Tauben einen Gefallen zu tun.“

Für Hock ist das ein teurer Spaß: Für die Taubendreckbeseitigung in Harburg benötigt er eine ganze Personalstelle.

Nicht nur an den Decken soll sich etwas tun, sondern auch an den Wänden. Eine Bahnsteig-Rückwand in der Station Harburg-Rathaus hat bereits den neuen Look mit Blechpaneelen erhalten. Die Lücken in der Wand werden in den kommenden Wochen mit Fahrplänen, Anzeigetafeln, Werbeelementen und Feuerwehrschränken gefüllt.

Gelbe Kacheln unter Denkmalschutz

Einen Bahnsteig weiter sind die alten Säulen neu verkleidet. Auch hier werden die letzten Lücken demnächst mit Technik gefüllt. Die Hintergleis-Wände werden auch in diesem Jahr noch in Angriff genommen. An das alte Design in dieser Station werden in Zukunft nur die schmalen Stützen zwischen dem Gleis nach Heimfeld und dem Doppelbahnsteig erinnern.

Erhalten bleiben auch die gelben Fliesen in der Zwischenebene in Harburg. Sie stehen unter Denkmalschutz. Für die dunkelbraunen Kacheln an den anderen Wänden darf sich die Bahn hingegen etwas einfallen lassen.