Harburg. Gelände am Neuländer Kamp ist zu klein. Am neuen Standort Nöldekestraße soll die Entsorgung komfortabler werden. Auch Stilbruch-Warenhaus geplant

Der Harburger Recyclinghof am Neuländer Kamp 6 soll aufgegeben werden. Dafür plant die Stadtreinigung einen neuen Wertstoffhof in Wils­torf: Der Standort liegt östlich des Wendehammers der Nöldekestraße direkt am Seevekanal und an den Bahngleisen. Auf dem Areal ist zudem eine Stilbruch-Filiale vorgesehen. In dem Secondhand-Kaufhaus werden Möbel, Einrichtungsgegenstände und vieles mehr zu günstigen Preisen erhältlich sein. Über den Stand der Planung informierte Dirk Zimmer, Abteilungsleiter Recyclingcenter bei der Stadtreinigung Hamburg, den Umweltausschuss der Harburger Bezirksversammlung.

Seit einigen Jahren sei die Stadtreinigung dabei, ihre zwölf Recyclinghöfe nach und nach zu modernisieren, so Zimmer. Dies sei unter anderem beim Hof Am Ascheland in Neugraben-Fischbek bereits geschehen: „Wir haben den Kunden- und Entsorgungsverkehr getrennt, damit es keine Wartezeiten mehr gibt, wenn die gefüllten Container vom Hof gefahren werden.“ Zu langen Wartezeiten kommt es aktuell jedoch am Neuländer Kamp. Vor allem sonnabends. Er ist dann – wie alle anderen Recyclinghöfe – von acht bis 14 Uhr geöffnet.

Rang sechs unter den zwölf Entsorgungsbetrieben

Gut 110.000 Kunden pro Jahr registriert die Stadtreinigung am Neuländer Kamp. Der Recyclinghof belegt damit Rang sechs unter den zwölf Betrieben (Am Ascheland: 96.500 Kunden, Rang 9). Beim Wertstoff- und Abfallaufkommen liegt der Harburger Recyclinghof mit gut 10.000 Tonnen dagegen stadtweit auf dem dritten Platz (Am Ascheland: 5500 t, Rang 10). Die relativ hohen Umschlagszahlen führen in Harburg zu häufigen Störungen, so Zimmer. Zudem braucht die Stadtreinigung für den benachbarten Einsatzort der Müllabfuhr und der Straßenreinigung (inklusive Winterdienst) mehr Platz. Auch wegen des höheren Aufwands durch die neuen Wohngebiete in Neugraben-Fischbek.

Mehr Platz soll nun auch der Recyclinghof bekommen. Die Nutzfläche am Neuländer Kamp beträgt rund 2500 Quadratmeter, an der Nöldekestraße werden es voraussichtlich um die 6000 Quadratmeter sein, wenn sich die aktuelle Planung umsetzen lässt. Dazu müsse jedoch vor dem Projektstart noch eine Straße genehmigt und gebaut werden, so Zimmer, als Zuwegung für die Firma Sireg und die dahinter liegenden Kleingärten. Sollte die Stichstraße nicht kommen, müsste die Stadtreinigung komplett neu planen.

Harburger müssen ihre Abfälle bisher noch hochwuchten. das soll sich ändern

Erste Zeichnungen der neuen Annahmestelle zeigen teilüberdachte Flächen, die erhöht liegen. Von diesen Flächen aus werfen die Kunden ihre Abfälle und Wertstoffe über ein Geländer in tieferliegende Container. Dies ist der Standard auf allen modernisierten Recyclinghöfen in Hamburg. Dagegen müssen die Harburger am im November 2004 eröffneten Neuländer Kamp ihre Fracht in ebenerdig stehende Container werfen. Oftmals sind die Öffnungen, etwa bei den Grünabfällen, nur über einige Stufen erreichbar. Das ist gerade für ältere Menschen sehr beschwerlich.

In einem Gebäude im vorderen Bereich des Areals, mit vielen Parkplätzen vor der Tür, soll ein Stilbruch-Kaufhaus entstehen. Es wird nach Altona (Ruhrstraße 51) und Wandsbek (Helbingstraße 63) die dritte Filiale von Stilbruch. Das Tochterunternehmen der Stadtreinigung erhält täglich fünf bis sechs Lkw-Ladungen gebrauchter Waren aus der Sperrmüllsammlung oder aus Haushaltsauflösungen, die so gut erhalten sind, dass sie günstig wiederverkauft werden können. Hinzu kommen private Spenden. Mit Ausnahme des Coronajahres 2020 ist der Umsatz von Stilbruch seit dem Start im Jahr 2001 stetig gestiegen – im bisherigen Spitzenjahr 2019 betrug er mehr als 3,5 Millionen Euro.

Frühestens 2024 geht der Bauhof in Betrieb

Fast vier Jahre lang war Stilbruch mit einer von vornherein zeitlich begrenzten Filiale in den Harburg Arcaden vertreten. Sie schloss im September 2021. „Die Harburg Arcaden sind als Standort nicht geeignet“, sagt Zimmer, der auch Geschäftsführer der Stilbruch Betriebsgesellschaft ist. „Es gibt dort keine kostenlosen Parkplätze und die Zuwegung ist schwierig.“ Das kleine Secondhand-Einrichtungshaus sei aber gut angekommen. Deshalb sei nun ein größeres Kaufhaus geplant. Zimmer: „Wir brauchen 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche und weitere 2000 Quadratmeter Lagerraum.“ Wenn sich dieser Wunsch realisieren lässt, hätte das Harburger Stilbruch-Kaufhaus in etwa die Verkaufsfläche der Filiale Wandsbek und die Lagerfläche der Filiale Altona. Wahrscheinlich werde es in dem Bereich zusätzlich ein Repair-Café geben, das aber nicht von Stilbruch betrieben werde.

Für den neuen Recyclinghof sei bereits vor zwei Jahren eine Bauvoranfrage gestellt und vom Bezirk positiv beschieden worden, sagte Dirk Zimmer. Der Zeitplan hängt nun am Bau der Stichstraße. Deshalb rechnet Zimmer damit, dass frühestens 2024 und eher zum Ende des Jahres der neuen Recyclinghof in Betrieb gehen kann.