Hamburg. Die CDU in Harburg zeichnet ein düsteres Bild vom Umfeld der Station. Was die Polizei zum angeblichen Kriminalitätsschwerpunkt sagt.
Ein neues Eingangshaus an der Nordseite, eine neu, übersichtlicher und leistungsfähiger gestaltete Busanlage auf der Südseite, ein großes Park-and-Ride-Haus, neue Fahrrad-Abstellmöglichkeiten. Man kann nicht sagen, dass am Neugrabener Bahnhof wenig getan würde. Dennoch ist die S-Bahn-Station in den Augen vieler Neugrabener eine Problemzone.
Für manche wahrscheinlich sogar ein "Angstraum", wie CDU-Politiker in der Harburger Bezirksversammlung bemängeln. Sie fordern ein umfassendes Konzept, um das Sicherheitsgefühl der Neugrabener an ihrem Bahnhof nachhaltig zu verbessern. Hauptsächlich angesprochen ist dabei die Polizei. Die sieht die Lage allerdings weit weniger dramatisch als die Christdemokraten.
S-Bahnhof Neugraben: "Keine Werbung für die Verkehrswende"
Die CDU-Bezirksabgeordneten zeichnen ein düsteres Bild der Bahnhofsgegend: „Hier kommt es seit Langem zu Vandalismus und Ruhestörungen“, heißt es im Antrag. „So wird der Treppenaufgang zum Haupteingang der CU Arena, sobald es warm genug ist, für Trinkgelage und lautstarke Partys genutzt. Der neue Treppenhausturm zum Parkhaus und der Treppenhausturm zum Bahnhof wird ebenfalls als Veranstaltungs- oder Aufenthaltsort genutzt. Neben den üblichen Hinterlassenschaften, wie zerschlagene Flaschen und ausgekippte Getränke, sieht man Schmierereien an Wänden und Vandalismusschäden, wie zerstörte Fahrstühle.“
Ein ähnliches Bild zeige sich auch auf der südlichen Seite des Bahnhofes. Im Bereich des SEZ und der Treppenhauseingänge würden junge Menschen in Grüppchen lungern. Auf beiden Seiten des Bahnhofs würden Bürger Drogenkonsum und Drogenhandel beobachten. „Das ist keine Werbung für eine Verkehrswende“, sagte der CDU-Abgeordnete Lars Frommann in der Bezirksversammlung. „Wenn sich nur noch die trauen, mit der S-Bahn zu fahren, die glauben, dass sie in der Lage sind, sich notfalls zu verteidigen, überzeugen wir niemanden, auf das Auto zu verzichten!“
Polizei Hamburg widerspricht: Neugraben kein Kriminalitätsschwerpunkt
Aus Sicht der Polizei ist der Bahnhof kein Ort des Bösen: „Der S-Bahnhof Neugraben ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt, an dem viele vor allem auch unterschiedlichste Menschen verkehren und sich aufhalten“, schreibt Polizeisprecher Florian Abbenseth auf Abendblatt-Anfrage. „Dass es an solch frequentierten Orten auch zu Straftaten kommt, ist nicht schön, lässt sich aber auch nicht gänzlich verhindern. Die wichtigste Botschaft ist aber: Sowohl am Bahnhof Neugraben als auch im weiteren Umfeld kommt es nicht überproportional zu Sachbeschädigungen oder anderen Straftaten. Eine solche Einschätzung kann hier nicht nachvollzogen werden, das Gegenteil ist der Fall: Die Gesamtlage im Stadtteil Neugraben-Fischbek wird als unauffällig bewertet.“
Was die gefühlte Sicherheit rund um den Bahnhof angehe, sei die Polizei nicht der einzige Player. Beispielsweise in Fällen von Vermüllung oder umgekippten Mülleimern sei die Schwelle zur Straftat nicht überschritten. Gerade solche Fälle seien es aber auch, die die Gemüter beschäftigen. „Lassen Sie sich versichert sein: Die Polizei hat die Situation vor Ort täglich sehr genau im Blick, ist mit den anderen beteiligten Playern im engen Austausch und trifft die notwendigen Maßnahmen“, sagt Abbenseth.
Auch von anderer Seite gibt es Kritik am S-Bahnhof Neugraben
Die CDU ist mit ihrer Kritik am Bahnhofsquartier jedoch nicht allein: Im Verkehrsausschuss berichtete Autohändler Matthias Süchting, dessen Autohaus das Car-Sharing im Neugrabener P+R-Haus betreut, von häufigen Aufbrüchen, Partys in und illegalen Rennen mit ihren Fahrzeugen. Die SPD bemängelt die unzureichende Beleuchtung der Fußgängerbrücke und dass es an der Südseite des Bahnhofs immer noch keinen Aufzug gibt, mit dem man von der Bus-Ebene aus die Gleise 2 und 3 barrierefrei erreichen könnte.
Auch am neuen Treppenhausturm auf der Nordseite gibt es SPD-Kritik: „Die scheibenlosen Fenster sorgen zwar für viel Lichteinfall, aber sie sind so konstruiert, dass sich Jugendliche gruppenweise auf die Simse setzen“, sagt die SPD-Abgeordnete Beate Pohlmann. „Das stört vielleicht ältere Passanten, vor allem aber ist es wegen der Höhe gefährlich!“
Pohlmann bemängelt auch, dass der Bahnhofskiosk seit Jahren keinen Pächter findet und eine soziale Kontrolle damit ebenso fehlt, wie Aufenthaltsqualität oder ein Ansprechpartner im Notfall. Auf der Nordseite, die den Neubaugebieten zugewandt ist, soll noch in diesem Jahr ein kleines Einkaufszentrum entstehen. Auch davon verspricht man sich mehr soziale Kontrolle. In den Bahnhof hinein oder gar auf seine Südseite dürfte sie aber kaum wirken.