Harburg . Die Nelson-Mandela-Schule, das Alexander-von-Humboldt- sowie das Friedrich-Ebert-Gymnasium wurden für Projekte ausgezeichnet

Mit dem Bertini-Preis werden seit 1998 junge Hamburgerinnen und Hamburger ausgezeichnet, die eindringlich an das Unrecht der Nazizeit erinnert oder sich durch ein Engagement für ein gleichberechtigtes Miteinander ohne Ausgrenzung dafür einsetzen, dass sich so ein Unrecht nicht wiederholt. 17 Projekte, zumeist von Schulen, haben sich um den Preis 2021 beworben. Von den vier Preisträgern kommen drei aus dem Hamburger Süden, darunter das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Wilstorf, das den Preis bereits zum sechsten Mal erhielt. Der Bertini-Preis ist nach dem Roman „Die Bertinis“ benannt, in dem der Hamburger Schriftsteller Ralph Giordano (1923 -2014) sich mit dem Schicksal seiner jüdischen Familie in der Nazizeit auseinandersetzt. Giordano hat den Preis zwar nicht ins Leben gerufen, aber zeitlebens aktiv gefördert.

Jüngste Preisträger 2021 kommen von der Nelson-Mandela-Schule

Die jüngsten Preisträger 2021 kommen von der Nelson-Mandela-Schule in Kirchdorf und waren zum Zeitpunkt des Projekts noch Fünftklässler. Ihr Engagement war auch nicht als Wettbewerbsbeitrag gedacht, sondern hatte einen konkreten und dringenden Anlass: Eine Mitschülerin sollte zusammen mit Mutter und Geschwistern in das Kosovo abgeschoben werden. Die Klasse organisierte in kürzester Zeit – denn sonst wäre es zu spät gewesen – eine breit aufgestellte Öffentlichkeitskampagne unter dem Titel „Wir geben euch nicht ab!“ Hilfe kam dabei von Oberstufenschülern des benachbarten Helmut-Schmidt-Gymnasiums, das in den vergangenen Jahren oft selbst zu den Preisträgern gehörte, 2020 sogar mit zwei Projekten, dies Jahr aber leer ausging – sieht man davon ab, dass HSG-Schüler am Siegerprojekt der Nachbarschule mitwirkten.

Das Friedrich-Ebert-Gymnasium produzierte zusammen mit der Holocaust-Überlebenden Marione Ingram das Video „Child Survivor Marione Ingram“. Im Rahmen dieses Projekts entstanden mehrere Theaterszenen, die eigentlich auf der Bühne hatten präsentiert werden sollen. Corona-bedingt wurde das Video daraus. Außerdem erarbeiteten die Schüler gemeinsam mit der Zeitzeugin eine kommentierte Schulausgabe von Ingrams Buchs „Kriegskind – eine jüdische Kindheit in Hamburg".

„Menschsein ist eine Entscheidung – Du hast die Wahl!“

Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium wurde für das Theaterstück „Menschsein ist eine Entscheidung – Du hast die Wahl!“ ausgezeichnet. Darin setzen sich die Schülerinnen und Schüler in exemplarischen Szenen mit rassistisch motivierten Gewalttaten aus der jüngsten Vergangenheit auseinander, wie dem Mord an Walter Lübcke oder den Bluttaten von Hanau und Halle. „Den Schülerinnen und Schülern war es wichtig, den Opfern ein Gesicht zu geben. Sie waren Menschen mit einer Lebensgeschichte, mit einem familiären Umfeld, mit Freunden. Es waren Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten“, sagt die Leiterin der Theater-AG, Dilşat Şen.

Die Preisträger wurden gestern, am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz bekanntgegeben. Die Preisverleihung wurde pandemiebedingt verschoben – auf den 8. Mai, den Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus.