Harburg. Weitere Interessenten gesucht: Hat das Bezirksamt etwa Zahlen aus dem Geschäftsbericht des bisherigen Betreibers veröffentlicht?

Noch bis zum Ende des Monats läuft die Frist, innerhalb derer sich Interessenten für die Trägerschaft des „Bürger:innenhauses Harburg“ im bisherigen Kultur- und Veranstaltungszentrum Rieckhof bewerben können. Bislang ist lediglich ein Bewerber bekannt: die gemeinnützigen Elbe-Werkstätten (das Abendblatt berichtete).

Allerdings hat es Hausbegehungen mit fünf weiteren Interessenten gegeben. Ob diese ihr Interesse nach der Begehung behielten, oder die Herausforderungen des Gebäudes ihren Enthusiasmus dämpften, ist ebenso wenig bekannt, wie die Identität der Interessenten, die das Haus gemeinsam mit Mitarbeitern der stadteigenen „Gebäudemanagement Hamburg GmbH“ besichtigten.

Rieckhof: Bisheriger Betreiber sauer über Veröffentlichung von Zahlen

Ende Dezember veröffentlichte das Bezirksamt noch einmal ein Dokument mit Antworten auf häufig gestellte Fragen (englische Abkürzung: FAQ) zu den Umständen einer möglichen Haus-Übernahme. Einige davon stoßen dem langjährigen Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen vom bisherigen Träger Verein Freizeitzentrum übel auf: „Hier werden Zahlen aus unserem Geschäftsbericht veröffentlicht“, sagt Hansen, „ich glaube nicht, dass das zulässig ist!“

Ebenfalls verwundert Hansen, dass das Bezirksamt neben dem FAQ-Dokument auch weiterhin die Machbarkeitsstudie des Architekturbüros „Elbsand“ für eine energetische, ästhetische und funktionale Sanierung als Grundlage des Bewerbungsverfahrens veröffentlicht. Weite Teile der 20.000 Euro teuren Studie erscheinen Hansen obsolet, da das Haus mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde und sich viele der Architektenvorschläge dadurch nicht mehr verwirklichen lassen.

Bezirksamt und Denkmalschutzamt verhandeln darüber. Vor allem geht es dabei darum, ob der Saal „gedreht“ werden kann, also ob die Bühne statt vor der charakteristischen – und damit schützenswerten – Tribüne des Rieckhofs an die Längsseite verlegt werden kann. Diesen Wunsch begründet das Bezirksamt laut Denkmalschutzamt damit, dass der Saal im jetzigen Zuschnitt nicht ausreichend barrierefrei sei.

Bezirksversammlung hat das letzte Wort im Verfahren

Hansen, seit Eröffnung des Rieckhofs vor 37 Jahren Geschäftsführer, weist das zurück: „Im Gegenteil: Beim Bau des Rieckhofs ist bereits extrem auf Barrierefreiheit geachtet worden“, sagt er. „Die Saalgalerie ist per Fahrstuhl zugänglich und im Saal gibt es rollstuhlzugängliche Emporen mit guter Bühnensicht. Die würden wegfallen, wenn man die Tribüne schleift, abgesehen davon, dass die Tribüne eine erhebliche Funktion für die Akustik hat.“

Die Neuvergabe des Rieckhofs hat in der Bezirks-Opposition und auch in Teilen der Koalition Verärgerung ausgelöst. Die Bezirksversammlung hat sich das letzte Wort im Verfahren ausbedungen. Wie weit das ernst genommen wird, ist unklar: Auf die Frage, wie die Bezirksversammlung eingebunden werden soll, antwortet Bezirksamtssprecherin Wrenda Kapoor: „Hierzu informiert das Bezirksamt weiterhin den Kulturausschuss sowie den Regionalausschuss Harburg regelmäßig über den aktuellen Stand. Zudem werden die Fraktionen weiterhin über die Einladung in das Begleitgremium, das als Jury tagen wird, beteiligt.“

Nach letztem Wort der Politik klingt das nicht. Vor allem auch, weil Sozial-, Gesundheits- und Kulturdezernentin Anke Jobmann bereits mehrfach betont hat, das Bezirksamt allein sei Herr des Verfahrens.