Harburg. Immer mehr Häuser werden mit Wärme aus erneuerbaren Energien beheizt. Am Elbcampus bilden sich Fachleute für den Wandel fort.

Aus dem großen weißen Kessel führen kupferfarbene Rohre heraus, biegen einige Male um die Ecke, um schließlich in den passenden Anschlüssen zu enden. Was von außen erinnert an einen klassischen Heizkessel erinnert, ist eine moderne Wärmepumpe, wie sie in immer mehr Wohnhäusern zu finden ist.

Das Gerät steht erst seit Kurzem in einem der Ausbildungsräume am Elbcampus in Harburg, dem Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Hamburg. Hier bereiten sich Gesellen und Meister aus dem Handwerk in Fortbildungen auf einen Wandel vor, der gerade ordentlich an Fahrt aufnimmt. Klimafreundlicheres und nachhaltiges Heizen wird politisch forciert und von vielen Hausbesitzern gewünscht.

Viele Hausbesitzer wollen eine Wärmepumpe einbauen

Vor allem die Nachfrage nach Wärmepumpen nimmt zu, bundesweit ist bereits jeder zweite Neubau mit einem entsprechendem System ausgerüstet. In Bestandsgebäuden sieht es noch anders aus. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sind in Niedersachsen weiterhin rund 350.000 Ölheizungen im Einsatz. Für den Einbau neuer klimafreundlicher Anlagen gibt es eine staatliche Förderung von bis zu 35 Prozent der Kosten, wenn eine Ölheizung ersetzt wird, sind es bis zu 45 Prozent.

Immer mehr Haushalte stellen deshalb auf Wärmesysteme um, die sich zumindest teilweise aus erneuerbaren Energien speisen. Für Neubauten ist dies bereits die Regel. In Hamburg ist das nachhaltige Heizen seit Juli dieses Jahres gesetzlich vorgeschrieben. Das Hamburger Klimaschutzgesetz sieht vor, dass beim Heizungstausch ein Mindestanteil des Wärmeenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden muss.

Fortbildung macht Handwerker fit für Wandel zum nachhaltigen Heizen

Kai Hünemörder, Projektleiter im Zentrum für Energie, Wasser und Umwelttechnik am Elbcampus, hält einen solchen Austausch bei der Haussanierung für sinnvoll. Allerdings koste die Umstellung zum Beispiel auf eine Photovoltaik-Wärmepumpen-Kombination schnell 20.000 bis 30.000 Euro. Deshalb müsse es finanzielle Unterstützung und praktikable Lösungen geben. „Und wir müssen Brücken bauen, der Wandel muss von den Menschen verstanden werden“, betont Hünemörder.

Die Fortbildung „Regenerative Heizungssysteme“ am Harburger Elbcampus für erfahrene Handwerker ist ein Schritt auf diesem Weg. Sie wurde zum einen aufgrund der Nachfrage aus dem Handwerk konzipiert. „Viele Kundendienstmonteure wollen mehr über Wärmepumpen lernen, das wird immer wichtiger“, sagt die zuständige Bildungsmanagerin Ursula Männle. Hinzu kommen die neuen gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz, die bei Handwerkern und Kunden zu einem erhöhten Beratungsbedarf geführt haben. „Der Bedarf an guten Fachleuten ist sehr groß“, sagt Männle. „Bei der Installation und Wartung draußen beim Kunden werden bisher viele Fehler gemacht, die mit guter Planung und ordentlichem Handwerk vermieden werden könnten.“

Wärmepumpen, Photovoltaik und Solarthermie stehen auf dem Programm

In dem neuen Kursus, der zweimal drei Tage umfasst, machen sich ausgebildete Kundendienstmonteure und Anlagentechniker mit den Besonderheiten der neuen Heizungen vertraut. Die Praxis macht etwa drei Viertel der Kurszeit aus, die Teilnehmer können viel an den verschiedenen Übungsgeräten herumschrauben und ausprobieren. Außerdem gehören Termine bei Herstellerfirmen zum Programm. Neben den Inhalten zur Wärmepumpentechnik stehen Solarthermie und Photovoltaik auf dem Stundenplan, ebenso die Speichermöglichkeiten für den durch eine Photovoltaikanlage erzeugten Strom im Haus.

Welche Lösung jeweils die beste für einen Haushalt sei, dazu muss der beauftragte Handwerker den Kunden kompetent beraten können. Je nach Haus sind verschiedene Systeme besser oder schlechter oder auch gar nicht geeignet. Photovoltaik erzeugt mit Hilfe von Sonnenstrahlen elektrischen Strom. Dieser kann im Haus genutzt, gespeichert oder ins Netz gespeist werden. Diese Anlagen bräuchten allerdings ein spezielles Licht, sagt Männle, die Architektur studiert und selbst mehrere Jahre als Energieberaterin gearbeitet hat. „Und die Frage, wo der Strom gespeichert werden kann, ist ein großes Thema.“ Infrage kämen zum Beispiel eine Autobatterie, eine Waschmaschine, eine extra Batterie oder direkt die Wärmepumpe.

Jedes Heizsystem hat seine Besonderheiten

Bildungsmanagerin Ursula Männle mit einer Wärmepumpe, an der Handwerker die Installation und Wartung üben.
Bildungsmanagerin Ursula Männle mit einer Wärmepumpe, an der Handwerker die Installation und Wartung üben. © Lena Thiele

Solarthermie nutzt ebenfalls die Kraft der Sonne, allerdings um Flüssigkeit zu erhitzen. So wird Wärme in Form von Dampf erzeugt, die ins Haus weitergeleitet und dort zum Heizen genutzt werden kann. Bei unzureichender Beratung würden hier häufig zu große Anlagen installiert, sagt die Bildungsmanagerin. Diese schalteten sich bei zu hoher Belastung ab. „Wirtschaftlich sind Anlagen aber immer dann, wenn sie durchgängig in Betrieb sind.“

Wärmepumpen wiederum nutzen Abwärme oder Umweltwärme aus Luft, Boden oder Wasser und erzeugen mit Hilfe von Strom warmes Wasser zum Heizen. Viele Hausbesitzer entschieden sich auch für eine hybride Heizung, so Männle. Gefragt sei vor allem eine Kombination aus Wärmepumpe und moderner Gasheizung, um auch die Spitzenlasten abzudecken. Auch eine Photovoltaikanlage kann gut mit einer Wärmepumpe kombiniert werden.

Ein Fachmann sollte das Gerät in Betrieb nehmen

Bei allen Lösungen sei es entscheidend, dass die Anlage durch einen gut informierten Handwerker in Betrieb genommen werde, betont Männle. „Die Inbetriebnahme ist ganz wichtig.“ Werde sie nicht fachmännisch erledigt, würden vielfach einfach die Werkseinstellungen beibehalten. Diese müssten aber unbedingt angepasst werden.

Auf diesen häufigen Fehler weist auch Kai Hünemörder hin. Die Gesellen aus den entsprechenden Handwerksberufen hätten in der Regel bereits 90 Prozent des notwendigen Wissens. Für eine optimale Umsetzung auch der neuen Klimaschutzvorgaben könnten sie in den Fortbildungen noch zehn Prozent neues Wissen draufsatteln. Er sagt: „Das ist alles keine Raketentechnik. Aber man muss es einmal richtig lernen.“

Die Fortbildung „Regenerative Heizungssysteme“ am Elbcampus

Die Fortbildung „Regenerative Heizungssysteme“ richtet sich an erfahrene Kundendienstmonteure und Anlagentechniker und Angestellte in der technischen Abteilung von Unternehmen im Gebäudemanagement. Die Teilnehmer machen sich mit der Hamburgischen Klimaschutzverordnung vertraut und lernen die Wartung und Inbetriebnahme von Wärmepumpen, Lüftungsanlagen und Solaranlagen.

Der Kursus kann auch von Betrieben für mehrere Mitarbeiter gebucht und die Inhalte auf Wunsch angepasst werden. Voraussetzung sind Kenntnisse in der klassischen Heizungstechnik. Die Teilnahme kostet 750 Euro. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.elbcampus.de unter dem Punkt Weiterbildung.