Harburg. Drittklässler bringen die Geschichte einer kleinen Eule zu Papier, die sich auf dem Weg zur Schule verfliegt. Wie es dazu kam.
Um acht Uhr muss Eule in der Schule sein. Schließlich will sie an ihrem ersten Schultag nicht zu spät kommen! Doch obwohl sie den Weg zur Schule in der Alten Forst mit ihren Eltern schon eingeübt und abgeflogen hat, kommt es, wie es kommen muss, wenn die Geschichte spannend werden soll: Eule verfliegt sich. Damit beginnt für den kleinen Vogel ein großes Abenteuer. Ob Eule es noch rechtzeitig zur Schule schafft?
Zwölf Schülerinnen und ein Schüler erschufen das Buch
„Das verrate ich nicht, da musst Du schon das Buch kaufen“, sagt Maja. Sie ist eine von zwölf Autorinnen und einem Autor, die „Eules erster Schultag“ erschaffen haben. Alle 13 besuchen dritte Klassen der Schule In der Alten Forst in Eißendorf. Das von Kindern geschriebene und illustrierte Kinderbuch war ein Projekt der Schule. Gemeinsam mit Lehrerin Sinah Mewes und Illustratorin Eleanor Sommer erarbeiteten sie „Eules erster Schultag“ an viereinhalb Freitagen, erdachten die Story und stellten die Illustrationen als Collagen zusammen.
„Ein bisschen doof daran war, dass wir am Wochenende dann immer Hausaufgaben hatten, weil wir nachholen mussten, was wir am Freitag verpasst hatten“, sagt Mitautorin Matilda. „Aber Spaß gemacht hat es trotzdem und dass das Buch jetzt fertig ist, ist ganz toll!“
Lesung zum „Tag des Buches“ wurde abgesagt – das öffnete neue Türen
Die erste Idee dazu hatte Svenja Bruse, stellvertretende Schulleiterin an der Grundschule In der Alten Forst: „Wir hatten bei der „Stiftung Lesen“ Gelder beantragt, um bei uns die „Tage des Buches“ mit einer Autorenlesung durchzuführen, wie in jedem Jahr“, sagt die promovierte Erziehungswissenschaftlerin. „Doch die Lesung musste wegen Corona abgesagt werden. Das Geld war allerdings schon da. Da habe ich bei der Stiftung gefragt, ob wir damit auch das Schreiben eines Buchs fördern könnten und sofort eine positive Antwort erhalten.“
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Das Buchprojekt gehört zur Begabtenförderung, die seit mehr als 20 Jahren das Profil der zertifizierten Schule bestimmt. Kinder mit besonderen Begabungen und Interessen werden individuell gefördert und können sich so positiv entwickeln. Insgesamt nehmen mehr als 180 Kinder an verschiedenen Angeboten der Schule teil. Bei dem Buchprojekt hatte die Schule besonderes Glück: Eleanor Sommer ist nicht nur Illustratorin, sondern auch Mutter einer Drittklässlerin – an der Schule in der Alten Forst.
Eleanor Sommer ist Illustratorin und Mutter einer Drittklässlerin
Die Heldin Eule zeichnete Sommer vor. Koloriert wurde sie von den Schulkindern, die auch alle anderen Tiere malten – und das sind viele, denn auf jeder Doppelseite trifft Eule ein anderes Tier, das ihr weiterhilft und sie mit nützlichen Dingen, wie Mutstaub, Buntstiften und Radiergummis ausrüstet. Als alle Buchseiten fertig waren, wurden sie erst einmal ins Gefängnis geschickt. Gedruckt wurde das Werk nämlich in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel.
Mit Spannung erwarteten die Schüler dann die Lieferung aus der Anstalt. Als es so weit war, kannte der Jubel keine Grenzen. Schnell wurden die Bücher ausgepackt und das fertige Gesamtwerk betrachtet – und schließlich für gut befunden. Gut fand die Aktion auch Regine Schneider, Inhaberin von „Leichers Buchhandlung“ in Heimfeld. Sie war so begeistert vom Ergebnis des Projekts, dass sie das Autorenteam einlud, ein Schaufenster ihres Geschäfts zu dekorieren, um das Kinderbuch zu präsentieren.
„Leichers Buchhandlung“ wirbt im Schaufenster für das Kinderbuch
Weil das Schaufenster allerdings nicht der ganzen Gruppe Platz zum Dekorieren bot, entschied das Los. Jedes zweite Kind durfte mit. Eine Woche lang wird das Werk der kleinen literarischen Lokalmatadoren Leichers rechtes Fenster schmücken, dann muss es der Weihnachtsware Platz machen. In der Buchhandlung wird „Eules Abenteuer“ aber weiterhin erhältlich sein, ebenso wie an der Schule – bis es vergriffen ist. Der Preis beträgt drei Euro, die erste Auflage 2000 Exemplare. Sie werden sicherlich auch beim Tag der offenen Tür (mit 2G-Einschränkung) der Schule am Donnerstag guten Absatz finden.
Schulleiter Andreas Wiedemann freut sich über das gelungene Projekt: „Ich bin nicht nur stolz auf die Schüler und ihre kreative Leistung, sondern auf mein ganzes Team, das so etwas ermöglicht“, sagt er. „Und dass man dann so einen Glücksfall hat, wie eine Illustratorin in der Elternschaft der Schule, krönt die Angelegenheit natürlich.“
Bleibt nur noch die Frage, ob Eule rechtzeitig um Acht in der Schule ist. Dafür muss man die letzte Seite des Buchs kennen. Ein kleiner Tipp: Diese Seite ist im Fenster der Buchhandlung ausgestellt. Und wenn man schon mal da ist, dann kann man das Buch auch gleich kaufen. Es kostet ja nicht viel.