Harburg. Warum die Hafenbehörde der „Kollau“-Crew plötzlich Touren zwischen Hafenmuseum und Harburger Museumshafen verbietet.

Mit dem Schiff nach Hamburg fahren, wie man es früher konnte und wie es die Finkenwerder noch heute täglich tun, ist für viele Harburger nur ein schöner Traum. Die regelmäßige Fährverbindung wird wohl nicht wiederkommen. Aber zu besonderen Anlässen gibt es immer mal wieder Pendelverkehre zwischen dem Harburger Binnenhafen und dem nördlichen Elbufer.

So sollte es auch am Sonnabend und Sonntag bei den „Tagen der Industriekultur am Wasser“ sein: Der historische Alsterdampfer „Kollau“ sollte Besucher zwischen dem Hamburger Hafenmuseum und dem Museumshafen Harburg befördern.

Hafenbehörde untersagt Shuttlebetrieb durch Alsterdampfer

Dann allerdings bekamen die Eigner der „Kollau“, der Verein „Alsterdampfschifffahrt e.V.“, Post von der Hafenbehörde „Hamburg Port Authority“ (HPA): Der Shuttlebetrieb mit dem Alsterdampfer wurde untersagt. Für Zuwiderhandlungen wurden Strafen angedroht. Auf der „Kollau“ und im Harburger Museumshafen ist man enttäuscht.

Denn zwar kann die HPA den Alsterdampferfreunden ihre Fahrten mit Gästen untersagen, aber sie muss es nicht. Für Traditionsschiffe, die nur gelegentlich Passagiere an Bord nehmen, gibt es in den strengen Schifffahrtsvorschriften die Möglichkeit, Ausnahmen zu gewähren. Üblicherweise wird auch so verfahren. Die Alsterschipper sind deshalb irritiert und wollen eine pragmatische Lösung herbeiführen.

Hamburg ist Stadt mit den meisten Traditionsschiffen in Europa

„Es ist schon seltsam, dass eine Stadt, die zurecht die Tage der Industriekultur am Wasser in ihrer gesamten Metropolregion feiert und die ihr maritimes Erbe pflegt, einem Verein wie unserem, der ja genau diese Ziele verfolgt, hier die Kette anlegt“, sagt Matthias Kruse vom Verein Alsterschifffahrt. „Hamburg ist in ganz Europa die Stadt mit den meisten Traditionsschiffen. Auch das macht für Besucher Hamburgs den Reiz aus, hierherzukommen. Dann muss man den Traditionsschiffen auch entgegenkommen!“

Kummer mit den Behörden sind die Traditionsschiffsvereine gewohnt: in den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Auflagen für die schwimmenden Oldtimer immer strenger geworden, zurecht, wie auch Kruse einsieht. „Es gab auch immer mehr Fahrgast-Krauter, die meinten, ihre Schiffe als Traditionsschiffe anmelden zu können, bloß, weil sie alt waren“, sagt er.

Sicherheitsanforderungen in der Traditionsschifffahrt sind bundesweit gestiegen

Sowohl in der kommerziellen als auch in der Traditionsschifffahrt sind die Sicherheitsanforderungen bundesweit gestiegen. Während es bei den seegängigen Traditionsschiffen mittlerweile eine Praxis des gesunden Mittelwegs zwischen Denkmalerhalt und moderner Sicherheitstechnik gibt, ist man bei den Binnenschiffen noch weit davon entfernt. Zwar gibt es auch in der Binnenschiffsuntersuchungsordnung einen Passus, der Ausnahmen für Traditionsschiffe ermöglicht, aber die zuständige Behörde in Mainz ist sehr streng, was den Begriff Traditionsschiff angeht. Eigentlich muss das Wasserfahrzeug dafür im Originalzustand sein.

Die Stammbesatzung der Kollau: Bordmamsell Beatrice Börner, Schipper Klaus Steeger (l.) und Decksmann Daniel Dora. 
Die Stammbesatzung der Kollau: Bordmamsell Beatrice Börner, Schipper Klaus Steeger (l.) und Decksmann Daniel Dora.  © xl | Lars Hansen

Bei einem Schiff, wie der Kollau – 1930 bei Oelkers in Neuhof vom Stapel gelaufen – stellt sich hier schon die Frage, welcher Originalzustand gemeint sein könnte, denn schon in ihren sechs Jahrzehnten bei der weißen Flotte wurde die Kollau mehrfach modifiziert: 1951 ein stärkerer Diesel, 1959 Panorama-Aufbauten statt eines geschlossenen Flachdachs, 1960 Anlegemagneten und 1980 ein weiterer neuer und stärkerer Motor. 1990 sollte die Kollau schon abgewrackt werden, wurde allerdings von Niederländern gekauft und viele Jahre als Partyschiff in Amsterdam gefahren. Dort hieß sie zuletzt „Paris Hilton“. 2016 holte der Verein das Schiff zurück nach Hamburg. Eine Zulassung als Traditionsschiff wurde beantragt. „Aber noch weiß ich von keinem Schiff, das mit dem Antrag in Mainz Erfolg hatte“, sagt Kruse. „Wir auch nicht.“

Der Rückbau in den Originalzustand würde mindestens 300.000 Euro kosten

Der Rückbau in einen amtsakzeptablen Originalzustand würde mindestens 300.000 Euro kosten, schätzt Kruse. Perspektivisch möchte der Verein das Geld dafür auch investieren. Aktuell hat er es nicht. Die Kollau ist deshalb als Sportboot registriert, darf als solches nicht auf der Alster fahren und liegt deshalb im Harburger Binnenhafen, wo sie von einer ehrenamtlichen Crew in Schuss und in Bewegung gehalten wird. Den Pendeldienst am Wochenende hätte die HPA trotzdem genehmigen können, meint Kruse, denn zusätzlich zur Binnenschiffsuntersuchungsordnung gilt in Hamburg auch noch die Hafenfahrzeugordnung mit ähnlich strengen generellen Anforderungen, aber einem weicheren Ausnahmepassus für Gelegenheitsfahrten mit Traditionsschiffen. Den will die HPA aber nicht anwenden. „Wir erteilen Ausnahmegenehmigungen für Schiffsvorführungen bei geschlossenen Veranstaltungen“, sagt HPA-Sprecherin Sinje Pangritz, „hier handelte es sich aber wie auch ausgeführt um einen Shuttle-Service quer durch den Hafen.“

Matthias Kruse glaubt, dass der Gegenwind aus der gewerblichen Schifffahrt kommt: „Unser Denkmalsverkehr war im Täglichen Hafenbericht so angekündigt, als würden wir Fahrkarten verkaufen. Dabei steht bei uns nur eine Spendenbox auf freiwilliger Basis. Vielleicht fühlten sich die Rundfahrtsreeder da bedrängt und haben sich bei der HPA beschwert.“ Für das Wochenende ist der Dampfer abgefahren. Für die nähere Zukunft hofft der Verein auf eine demnächst anberaumte Videokonferenz mit Wirtschaftsbehörde und HPA.