Harburg. Diverse Großbaustellen während der Ferienzeit führen zur Überlastung der Ausweichstrecken. Besonders die B73 ist davon betroffen.

Ein Blick auf die Verkehrskarten im Internet lässt Harburger in diesen Tagen zumindest zur Hauptverkehrszeit rot sehen, und rot steht für Stau. Die Sperrung der Neuländer Straße blockiert den Harburger Nordosten und verstopft die Ausweichstrecken. Weit im Westen ist es die Sanierung der Deichstraße K39 bei Jork, die erheblichen Ausweichverkehr auf Hamburger Straßen nach sich zieht.

In den kommenden Wochen kommen weitere Einschränkungen und Sperrungen hinzu – ausgerechnet auf Straßen, die jetzt noch als Ausweichrouten für die gesperrten Strecken genutzt werden können. Der mildernde Sommerferien-Effekt dürfte im Jahr 2021 deutlich geringer ausfallen als sonst. Der jetzige Sommer ist nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre mit ähnlichen, wenn nicht komplexeren Sperrungskombinationen.

Größte Problem: die Sperrung der Neuländer Straße

Die größten Probleme macht derzeit die Sperrung der Neuländer Straße. Zwar war sie einige Zeit vorher in den Medien angekündigt worden, aber in den ersten Tagen standen immer noch zahlreiche Autofahrer ungläubig vor den Baustellengittern und mussten wenden. Dass die Straße bereits einen Tag vor dem angekündigten Termin abgesperrt wurde, trug zu dem Chaos bei. Doch auch wer die Sperrung beherzigt und die offizielle Umleitung über den Großmoorbogen und den Großmoordamm nimmt, sitzt schnell in der Staufalle. Die Strecke kann die Verkehrsmengen nicht bewältigen, zumal die Ampelschaltungen den neuen Verkehrsflüssen nicht angepasst sind.

„Man könnte hier einiges verbessern, wenn man die Ampeln anders programmiert oder die Sperrung der einen Fahrspur auf dem Großmoordamm zwischen Verkehrsamt und Lewenwerder überdenkt“, sagt Frank Wiesner, Anwohner sowie Verkehrsexperte der SPD-Bezirksfraktion. „Über die Baustelle selbst will ich mich aber nicht beschweren. Die Grundsanierung der Neuländer Straße in diesem Bereich ist überfällig. Sie nicht anzugehen, würde uns allen auf die Füße fallen.“

Vollsperrung des Autobahnzubringers sorgt für Stau

Erst durch die Vollsperrung wird deutlich, was die Neuländer Straße an dieser Stelle für das Harburger Verkehrsgefüge bedeutet: Sie ist Autobahnzubringer für die Harburger und eine wichtige Verbindung von der A1 über den Hafen zur A7 in Hausbruch, quasi ein Vorgriff auf die „Hafenquerspange“ oder „Hafenpassage“, die mit der A26 Ost verwirklicht werden soll. Dass sie gekappt ist, sorgt nicht nur auf der Strecke nach Harburg hinein für Stau. Viele Autofahrer, die in den Süderelberaum wollen und sonst durch den Binnenhafen gefahren wären, probieren jetzt den Weg über die B75, Bremer Straße und den Ehestorfer Heuweg. Die Konsequenz: Stau auch hier.

Andere Ausweichstrecken für die südliche Hafenroute sind der Weg über die Hohe Schaar und die Kattwykbrücke oder der Weg über die B73: Buxtehuder, Stader und Cuxhavener Straße. Doch ab der zweiten Juli-Woche wird die Stader Straße bis Ende August in mehreren Abschnitten saniert, mit Sperrungen von je einer der beiden Fahrspuren in jede Richtung. Dass dies auch ohne Ausweichverkehr problematisch ist, konnte man im vergangenen Jahr an der Cuxhavener Straße beobachten.

Vom 18. August an auch noch Kattwykbrücke gesperrt

Vom 18. August an wird auch noch die Kattwykbrücke voll gesperrt. Sie wird jetzt, wo die parallel verlaufende Eisenbahnbrücke fertig ist, von den Schienen befreit und zur reinen Auto- und Fahrradbrücke umgebaut, außerdem grundsaniert. In Richtung Norden ist sie bereits seit einiger Zeit gesperrt. Nun folgt die Vollsperrung. Auch dies wird für noch mehr Verkehr auf der B73 sorgen – die Sperrung in Richtung Norden tut es bereits jetzt – und den Verkehrsdruck auf die Baustelle Stader Straße erhöhen.

Die Autobahn A7 wäre eigentlich ideal geeignet, diesen Druck aus dem Verkehrsraum aufzunehmen, doch auch hier wird gebaut. Eigentlich hatten die Planer gedacht, dass sie mit ihrer Bauweise den Verkehr nur minimal behindern, doch die Wahrheit ist eine andere: Unvorhergesehene Ereignisse, Unfälle, „Liegenbleiber“ oder Rückstaus von Abfahrten, vor denen gerade gebaut wird, sorgen immer wieder für stockenden Verkehr auf den drei Spuren bis zum Elbtunnel. Auch das sorgt für weiteren Ausweichverkehr auf B73, B45 und B4 (Winsener Straße).

Noch mehr Druck auf die B73 kommt von einer weiter entfernten Baustelle: Der Landkreis Stade saniert die Kreisstraße 39, die bei Jork-Borstel am Elbdeich entlang in Richtung Hamburg und dort in ihrer Verlängerung einerseits zu Airbus, anderseits über die Finkenwerder Umgehung in Richtung Elbdeich führt und bei Umland-Pendlern sehr beliebt ist. Der Lkw-Verkehr, der sonst diese Strecke nutzt, soll sogar über die B73 ausweichen, empfiehlt der Landkreis Stade. Pkw hingegen wird der Obstmarschenweg und dann der Weg über Marschkamper Deich und Neuenfelder Fährdeich empfohlen, beziehungsweise von der B73 kommend über Rübke zum Marschkamper Deich. Zur Hauptverkehrszeit überlasten eigentlich schon die Pkw diese Route. „Aber viele Lkw halten sich nicht an die gewollte Umleitung und fahren hier durch“, sagt Peter Bartels, FDP-Abgeordneter im Regionalausschuss Süderelbe und Anwohner des Marschkamper Deichs. „Entweder tragen sie dann erheblich zum Stau bei oder sie donnern bei freier Straße rücksichtslos durchs Dorf!“

Auch an anderen Stellen warten weitere Baustellen

Die FDP hat in der Bezirksversammlung beantragt, dass für den Marschkamper Deich ein Lkw-Durchfahrverbot erlassen wird. Solche Anträge von anderen Parteien hat die Bezirksversammlung in den vergangenen Jahren auch mehrfach beschlossen, scheiterte jedoch an den Hamburger Fachbehörden. „Dabei ist das hier doch bloß der Auftakt“, so Bartels. „Erst drei Jahre Straßensanierung in Borstel und dann drei Jahre Deicherhöhung auf Hamburger Seite.“

Auch an anderen Stellen warten weitere Baustellen auf die Harburger: 2022 sollen die Sanierung des Busbahnhofs und des „Doppelknotens“ Hannoversche Straße/Moorstraße/B73 beginnen. Der Ehestorfer Heuweg wird bereits von November 2021 an weiter saniert – unter Vollsperrung für den Durchgangsverkehr. 2022 ist zudem der Beginn der Sanierungsarbeiten Bremer Straße geplant.