Neuenfelde. Die Sedimente behindern vor allem die Sietas-Werft, aber auch andere Este-Anlieger haben Probleme mit den Ablagerungen.

Den großen Laderaumsaugbagger „Osteriff“ hat die Neuenfelder Pella-Sietas-Werft so gut wie ausgeliefert. Restarbeiten werden jetzt noch bei einer anderen Hamburger Werft ausgeführt, dann kann die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mit dem Spezialschiff das in den Fahrrinnen der Bundeswasserstraßen beseitigen, was in der Werft seinen Bau erschwerte: Schlick. Die Este, an der die Werft liegt, hat damit ein Riesenproblem, wie fast alle Zuflüsse der Unterelbe auch. Für die Estemündung zeichnet sich eine Lösung ab. Sie ist aufwendig und nicht unumstritten.  

Bis vor Kurzem noch war das Sediment für die Werft noch mehr ein Ärgernis als ein echtes Problem. Wann immer das Unternehmen wieder mehr Tiefe im Werftbecken brauchte, wurde der Schlick mit Wasserdruck gelöst und floss bei ablaufend Wasser durch das Estesperrwerk in die Elbe ab. Dann jedoch begannen die Auflagen: Die Umweltbehörde besteht seit 2012 darauf, dass zwischen 1. April und 31. Oktober nicht gespült wird. „Die Außeneste ist Bestandteil des Naturschutzgebiets und Natura 2000-Gebiets Mühlenberger Loch/Neßsand“, begründet Jan Dube, Pressesprecher der Umweltbehörde, das sommerliche Spülverbot. „Ein Sedimenteintrag, vor allem in den Sommermonaten, kann sauerstoffzehrende Prozesse im Wasser auslösen, die zu einem Fischsterben führen könnten. Hiervon wären beispielsweise die schützenswerten Arten wie Finte und Stint betroffen.“

Im Herbst muss das Estesperrwerk geschlossen bleiben wegen Sturmflutgefahr

Just die Zeit von Oktober bis April, in der die Umweltbehörde mit Spülvorgängen leben könnte, ist jedoch Sturmflutzeit. In dieser Zeit muss die Funktionstüchtigkeit des Este-Sperrwerks jederzeit gegeben sein. 2019 blockierte das Sperrwerk nach einem Spülvorgang, weil sich Schlick in den Torkammern abgesetzt hatte. Die Hafenbehörde HPA als Betreiber des Sperrwerks besteht jetzt darauf, dass von Oktober bis April nicht gespült wird. Die Werft befindet sich in einer Zwickmühle.

„Es muss schnell gehandelt werden, denn die Sietas-Werft und ihre Nebenbetriebe brauchen Planungssicherheit für die nächsten Projekte“, sagt die Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Gudrun Schittek aus Cranz, „und die Außeneste ist auch ohne Spülen verschlickt. Da können gar keine Finten laichen.“

Der Bund ist mit einer Lösung des Schlickproblems weiter in Verzug

Um die „Osteriff“ aus dem Schwimmdock zu bekommen, musste das Dock im Oktober nach außerhalb der Werft verholt in den Dradenauhafen verholt werden. Im Werftbecken selbst reichte die Wassertiefe wegen des Schlicks nicht mehr zum Absenken des Docks. Anlässlich dieser Schwierigkeiten versprach Enak Ferlemann (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bis Mai eine nachhaltige Lösung für das Esteschlickproblem anzubieten. Mittlerweile ist er damit im Verzug. Der Schlick ist in gewisser Weise auch sein Problem, denn die Este ist eine Bundeswasserstraße für deren Unterhaltung die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig ist. Sie ist dem Verkehrsministerium zugeordnet. Allerdings liegen die Werftbecken nur an der Bundeswasserstraße, nicht darin.

Eine Leitung, die Spülgut ins Hauptfahrwasser bringt, könnte das Problem lösen

Die Lösung, die sich abzeichnet, ist eine Spülgutleitung aus dem Werftbereich durch oder über den Elbdeich über das Mühlenberger Loch ins Hauptfahrwasser – auf Kosten der Werft, denken sich die Hamburger Fachbehörden. Die Werftleitung äußert sich dazu nicht.   Gudrun Schittek ist skeptisch: „Erstens muss eine Lösung für die gesamte Este gefunden werden und der Bund muss die Wasserstraße schiffbar halten. Das dient auch dem Deichschutz und der Obstbaubewässerung. Zweitens befürchten die Anlieger anderer Nebengewässer der Unterelbe, dass der Schlick dann bei ihnen landet und ihre Bewässerung beeinträchtigt. An der Borsteler Nebenelbe und in der Haseldorfer Marsch werden schon Klagen vorbereitet.“