Harburg. Ein Stopp am neuen Einkaufszentrum würde wildes Queren verhindern – und die notwendige Verkehrsberuhigung ermöglichen.
SPD und Grüne in der Harburger Bezirksversammlung fordern eine neue Bushaltestelle in der Winsener Straße. Sie soll in Höhe des Walter-Koch-Wegs entstehen.
Auf der Westseite der Winsener Straße, wo sich derzeit eine Tankstelle, ein Supermarkt und eine große Brachfläche befinden, sollen mehrere hundert neue Wohnungen sowie ein Nahversorgungszentrum, bestehend aus einem Neubau für den jetzigen Supermarkt, einem Discounter sowie einem Drogeriemarkt und eventuell kleineren Läden entstehen (das Abendblatt berichtete). „Um das Einkaufszentrum noch attraktiver zu erreichen, wäre darüber hinaus zu überlegen, ob eine weitere Bushaltestelle in der Winsener Straße eingerichtet werden kann“, sagt der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner.
Fußgängerquerung ist jetzt schon notwendig
Mit der Einrichtung der Haltestelle müsste dann auch eine Fußgängerquerung entstehen, so Wiesner. „Die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten werden von Menschen beiderseits der Winsener Straße jetzt schon gut nachgefragt. Hier besteht die Notwendigkeit, eine sichere Querung zu schaffen.“
Die bestehenden Haltestellen Winsener Straße Nord sowie Reeseberg seien jeweils zu weit vom Nahversorgungszentrum entfernt. Mit einer neuen Haltestelle dazwischen könne man auch die Haltestelle Winsener Straße Nord, Fahrtrichtung stadtauswärts, knapp 200 Meter an ihre alte Position gegenüber der Jägerstraße verlegen. Derzeit liegt sie direkt vor einer Kurve der vielbefahrenen Winsener Straße. „Eine Verlegung würde auch das Problem lösen, dass viele Fahrgäste heute von der Haltestelle direkt ohne weitere Sicherungen die Winsener Straße in Richtung Tivoliweg queren wollen“, so Wiesner. „Mit einer neuen Haltestelle und der Verlegung würde die vorhandene Ampelanlage gegenüber des Busbetriebshofs sowie die neue Querung genutzt werden können. Das würde die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer auch deutlich erhöhen.
Wohnqualität soll gesteigert werden
Die Forderung nach der Bushaltestelle und der sicheren Querung – die an dieser Stelle eine Ampel sein müsste – ist ein weiterer Versuch der Harburger Bezirkspolitik, den nördlichen Abschnitt der Winsener Straße so zu gestalten, dass er für seine direkten Anwohner an Aufenthaltsqualität gewinnt. Die ist hier wegen der hohen Lärm- und Schadstoffbelastung durch den Verkehr sowie die Tatsache, dass die Gehwege hier schmal sind und Radwege nicht existieren, nämlich kaum gegeben. Im Lärmaktionsplan von 2013 sowie in der Luftschadstoffkartierung haben Gutachter empfohlen, hier Abhilfe zu schaffen.
Bislang wurde darauf mit einem nächtlichen Tempolimit reagiert. Alle Parteien in der Bezirksversammlung haben bereits Konzepte gefordert, um die Belastung zu reduzieren. Einige haben sogar selbst solche Konzepte erarbeitet. Sie fallen sehr unterschiedlich aus und spiegeln auch die Interessenkonflikte an der Straße wider. Gut 20.000 Autos fahren täglich auf der Winsener Straße und ihre Fahrer wollen möglichst reibungslos morgens in die Stadt und abends heraus pendeln. Dem gegenüber stehen zirka 2500 direkte Anwohnerinnen und Anwohner, die durch den Verkehr belastet sind, sowie alle Pendler, die die Winsener Straße mit dem Fahrrad nutzen.
Mehrere Vorschläge zur Verkehrsberuhigung
Aus Kreisen von SPD und Grünen gibt es verschiedene Vorschläge, die alle darauf hinauslaufen, den Autoverkehr zugunsten von Fuß- und Radwegen ein bis zwei Fahrspuren zu reduzieren. CDU, FDP und AfD stehen dem kritisch gegenüber.
Der jüngste Vorschlag von Rot-Grün war, die Winsener Straße in diesem Bereich von vier auf drei Autospuren zu reduzieren, um so Platz für nichtmotorisierten Verkehr zu gewinnen. Die mittlere Fahrspur sollte jeweils eine Linksabbiegespur werden. Dadurch würde man kaum an Verkehrsfluss verlieren, so die Theorie, da die linke Fahrspur im derzeitigen Vierspurbetrieb ohnehin häufig durch Linksabbieger ausgebremst sei. Der Antrag wurde im Februar 2020 beschlossen.
Die Stellungnahme der Verkehrsbehörde zu dem Beschluss war, dass man in den Fachbehörden derzeit keine Planungskapazitäten habe, bevor nicht alle Velorouten fertig gestellt sind. Das dauert noch einige Jahre. Baubeginn für das neue Nahversorgungszentrum kann im kommenden Jahr sein, wenn der Pachtvertrag der Tankstelle ausläuft. Dann könnten auch Ampel und Bushaltestellen gebaut werden – und dabei ein Teil der Spurenreduzierung gleich mit.