Harburg . Am Großmoordamm in Neuland soll ein Verwahrplatz für beschlagnahmte Autos entstehen. Anwohner fürchten Licht und Lärm

Was den Bewohnern des Wohlersweges da vor einigen Wochen in den Briefkasten fiel, stieß nicht auf Begeisterung: Parallel zu ihrer Straße, dort, wo sich derzeit noch einige Garagen der Polizei, hauptsächlich jedoch der Landesbetrieb Verkehr und der TÜV Hanse befinden, plant die Polizei den Neubau von Verwaltungsgebäuden und vor allem einen Verwahrplatz für beschlagnahmte Kraftfahrzeuge. Die Neuländer vom Wohlersweg befürchten erhebliche Beeinträchtigungen. Von der Polizei kommen bereits beruhigende Worte.

Am Mittwoch sollen die Pläne im Regionalausschuss Harburg vorgestellt werden. „Gleich sieben Befreiungen vom gegenwärtig geltenden Bebauungsplan hat die Innenbehörde beim Bezirk beantragt“, sagt Frank Wiesner. Er ist nicht nur Bezirksabgeordneter der SPD, sondern auch Bewohner des Wohlerswegs und Sprecher der Siedlergemeinschaft. „Dabei geht es hauptsächlich um Höhe und Fläche des Verwaltungsgebäudes, aber auch um andere Dinge, die den Menschen hier Sorgen machen. So soll der Platz nachts durchgehend beleuchtet sein.

Damit können sich vor allem diejenigen, deren Grundstücke direkt angrenzen, nicht anfreunden.“ Vor allem aber fürchten die Anwohner den Betrieb, den ein Verwahrplatz mit sich bringt. Sie rechnen mit ständigen Lärm durch an- und abfahrende Fahrzeuge und mit genervten Fahrzeugbesitzern. Doch es ist nicht der berüchtigte „Autoknast“ für regelwidrig geparkte Kraftfahrzeuge, der nach Harburg ziehen soll. Diese jährlich 17.000 Falschparker werden weiterhin auf ihren eigens für sie eingerichteten Platz an der Ausschläger Allee in Tiefstack geschleppt.

Autos, die in einen Unfall verwickelt waren

Der Verwahrplatz für sichergestellte Fahrzeuge, der nach Harburg umziehen soll, befindet sich derzeit in der Halskestraße in Billbrook. „Hier stellen wir Fahrzeuge ab, die wir im Rahmen der Verbrechensbekämpfung beschlagnahmt haben und solche, die wir genauer untersuchen wollen“, sagt Polizeisprecher Thilo Marxsen. „Das können auch Autos sein, die in einen Unfall verwickelt waren, dessen Hergang unklar ist.“

Auch Autoposer-Karossen landen, wenn sie eingezogen werden, in der Halskestraße. Dort allerdings sollen die Rahmenbedingungen, vorsichtig ausgedrückt, nicht ideal sein, die Pacht an den privaten Grundeigentümer zu hoch und das Verhältnis zwischen Polizei und Verpächter von Spannungen gekennzeichnet. Das Gelände in Neuland hingegen gehört bereits der Polizei. Anders, als beim Falschparker-Verwahrplatz herrscht auf dem Platz für die sichergestellten Fahrzeuge kein Dauer-Vollbetrieb. „Dort wird zu allgemein üblichen Zeiten gearbeitet“, sagt Marxsen. Ein Blick ins Internet bestätigt: „Abholzeiten Montag bis Mittwoch 9 bis 12 sowie 13 bis 15 Uhr, donnerstags. nur nach vorheriger Vereinbarung und an Freitagen 9 bis 13 Uhr“.

Anlieferungen von sichergestellten Autos sind auch zu anderen Zeiten möglich. „Was dabei aber stutzig macht, ist die große Anzahl von Stellplätzen, die die Polizei hier verwirklichen will: 569 Autos und 135 Motorräder sollen hier Platz finden“, sagt Frank Wiesner. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Hamburg so viele sichergestellte Kraftfahrzeuge gibt. Da muss die Polizei noch einiges erklären. Bislang lässt die Transparenz der Informationen zu Wünschen übrig!“ Wiesners Mitsiedler befürchten deshalb, dass vielleicht der Falschparkerplatz doch auch noch hierher verlagert werden soll.

Gefährliche Verbrecher in den Gärten?

Vor allem, weil die Freie und Hansestadt Hamburg ihren Osten, der in Tiefstack beginnt, aufwerten und entwickeln will. Und dass die Verwahrung der sichergestellten Autos unproblematisch sein soll, wollen sie auch nicht einfach so glauben. Immerhin soll ein doppelter Zaun das Gelände sichern und der Platz Tag und Nacht beleuchtet sein. „Einige befürchten, dass gefährliche Verbrecher durch ihre Gärten kommen und versuchen werden, von dort aus zu ihren beschlagnahmten Autos zu gelangen“, sagt Wiesner.

Die Pläne der Polizei sind am Mittwoch Gegenstand der Sitzung des Regionalausschuss Harburg der Bezirksversammlung. Der Architekt wird in der Videokonferenz Details erläutern und Fragen beantworten. Als Zuhörer darf auch die Öffentlichkeit an der Sitzung teilnehmen. Dafür muss man sich unter bezirksamt@harburg.hamburg.de anmelden und erhält dann einen Link zur Skype-Sitzung zugeschickt. „Bislang lehnen alle Fraktionen die Pläne ab“, sagt Frank Wiesner. „Die Polizei wird da also einiges erklären und sich vielleicht auch ein wenig bewegen müssen.“ Dass der Landesbetrieb Verkehr umzieht, steht hingegen schon fest: Sein neuer Standort für Führerscheine und Fahrzeugpapiere ist im Binnenhafen, am Schellerdamm. Im Frühherbst soll der Umzug stattfinden.