Harburg. Serie zum 8. Nachhaltigkeitspreis von Harburg21: Heute mit der Kinderstadt Kita Hafencampus und dem Projekt „Mit Abstand malen“
Unter dem Motto „Mit gutem Beispiel voran. Für Harburg. Für alle. Für heute und morgen“ ehrt die Bezirksversammlung Harburg seit 2013 jährlich Akteurinnen und Akteure, die sich für die Sicherung unserer natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen für heute und morgen im Bezirk Harburg engagieren. Eine unabhängige Jury aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Gesellschaftsbereiche prämiert vorbildliche und zukunftsweisende Projekte. In einer Veranstaltung mit Rahmenprogramm und Plakatausstellung werden alle Bewerberprojekte der Öffentlichkeit vorgestellt und die Preise an die Gewinnerinnen und Gewinner übergeben. Diesjähriger Sponsor ist die Sparda-Bank Hamburg. Das Abendblatt stellt alle 18 Bewerber vor. Die Projekte und Initiativen aus dem Stadtteil hatten sich in der Zeit vom 14. September bis 19. Oktober 2020 für den 8. Harburger Nachhaltigkeitspreis beworben.
Der Grund für die Vorab-Präsentation: Das aktuelle Infektionsgeschehen, wodurch die für den 20. November geplante öffentliche Preisverleihung mit Nennung der Siegerprojekte und Beginn der Posterausstellung auf den 19. März 2021 verschoben werden musste. Heute stellen wir zwei Projekte vor: Die Kinderstadt Kita Hafencampus und das Projekt „Mit Abstand malen“ des Vereins Kulturwohnzimmer.
Leuchtturm-Kita im Binnenhafen
Die Kinderstadt Kita Hafencampus liegt im Herzen des Harburger Binnenhafens. Sie gehört seit 2016 zu den sogenannten KITA21-Einrichtungen. Dies sind „Lernorte der Nachhaltigkeit“, in denen zukunftsrelevante Themen spielerisch und praktisch umgesetzt werden. In diesem Jahr hat die Kita die dritte und höchste Stufe im KITA21-Auszeichnungsverfahren erklommen. Jetzt ist sie eine sogenannte Leuchtturm-Kita. Hier beschäftigen sich die Kinder altersgerecht und spielerisch mit nachhaltigen Themenbereichen wie Wasser (Ursprung, Nutzung, Wirkung, Verteilung, Schutz), Ernährung (Kultur, Hunger, Überfluss) sowie Re- und Upcycling (zum Beispiel die Nutzung alter Verpackung als Spielzeug). Zudem entscheiden die Kinder, welche Bücher aus der Bücherhalle ausgeliehen werden, was zum Verzehr eingekauft wird und wie die Hochbeete im Außengelände bestückt werden sollen.
Und sie lernen, die Folgen ihres jeweiligen Tuns zu bedenken wie etwa: Wenn ich mir zu viel auf meinen Teller lege, dann ist für andere Kinder zu wenig da, sie hungern und werden traurig. „Unsere Projekte unterstützen das lebenslange und nachhaltige Lernen“, erklärt Kita-Leiterin Maria Lena Tucholsky den Leitgedanken der Kindertagesstätte „Wir sorgen dafür, dass Generationen heranwachsen, die über ihren eigenen Tellerrand hinausschauen und sich mutig und selbstbewusst für Natur und Gerechtigkeit engagieren.“
Die Kita bindet alle Beteiligten in die Bildungsprozesse ein: die Kinder, die pädagogischen Fachkräfte, das technische Personal, die Eltern und externe Bildungspartnerinnen und -partner. Dazu gehört beispielsweise auch die Harburger Tafel, die mit überschüssigen Lebensmitteln aus den Familien der Kinder beliefert wird. Das Bildungspaket der Kita deckt konsequent die vier Dimensionen einer Bildung für Nachhaltigkeit ab: Umwelt, Soziales/Partizipation, Kultur und Wirtschaft.
Die Nummer sieben der Vorstellungsreihe setzt partizipative Kunst für Harburgs Vielfalt ein: das Projekt „Mit Abstand malen“ des Kulturwohnzimmers e. V. Soziale Distanz einhalten und gleichzeitig überwinden? Gemeinschaftssinn kreativ fördern und Isolation vorbeugen – in Zeiten von Corona? Kein Problem für das ehrenamtlich betriebene Kulturwohnzimmer (KuWoZi) im Gloria-Tunnel, das sich der offenen, toleranten und lebendigen Stadtteilkultur verschrieben hat.
Man nehme einfach eine Handvoll Pinsel, die auf 1,5 Meter langen Besen- oder Bambusstielen montiert sind, bastele mehrere fünf Quadratmeter große Leinwände, packe genügend Farbtöpfe und bunte Klebestreifen ein, platziere alles zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orte in Harburg, markiere die Abstände zum Bild und zu Teilnehmenden und lade dann Passanten ein, ihre Eindrücke und Empfindungen zur Gegend bildlich festzuhalten – als Beitrag zu einem gemeinschaftlichen Kunstwerk.
Bürger schwingen den Pinsel
„Unser Ziel ist es, kreative Möglichkeiten auszuprobieren, die Begegnung und Gemeinschaftsgefühl auch unter Pandemie-Bedingungen aufrechtzuerhalten – auf dem Hintergrund von verbesserter Wahrnehmung von Umwelt, Mitmenschen und alltäglichen Dingen. So kommen wir alle zu mehr Wertschätzung“, betont Marie Gerbers aus dem Kulturwohnzimmer-Team. Tatsächlich malten sie einträchtig, Menschen aus verschiedenen Milieus und mit unterschiedlicher Sprachherkunft. Mit gebotenem Abstand belebten sie die weißen Malflächen in kooperativer Arbeit – je nach Platzierung – mit einem Pfeife rauchenden Herbert Wehner (am Herbert Wehner Platz), einer tropfenden Außenmühle, einem glühenden Rathaus, dem ins Bild schwappenden Binnenhafen und einem fliegenden Phönix.
Sechs Wochen lang hingen die Gemeinschaftswerke in den Harburg Arcaden. Die Nachhaltigkeit dieses Projektes zeigt sich im sozialen, partizipativen und vernetzenden Ansatz sowie im gering gehaltenen Kostenaufwand durch Ehrenamt und Sachspenden.