Eißendorf. Spätestens im ersten Quartal 2022 sollen die ersten Neubauten in der Bremer Straße bezugsfertig sein. Was auch noch geplant ist.

Die Bremer Straße wird rund um die Einmündung der Hohen Straße ihr Gesicht verändern: Zwischen der Shell-Tankstelle und dem Gottschalkring will der Eisenbahnbauverein (EBV) Harburg insgesamt 145 Wohnungen errichten, fast die Hälfte davon im sozialen Wohnungsbau. 69 Wohnungen der Genossenschaft mussten schon oder müssen noch für das Projekt weichen. Nachdem die Kommunalpolitik jetzt grünes Licht gegeben hat, hofft der EBV, dass der erste von zwei Bauabschnitten möglichst früh im zweiten Quartal starten kann.

Um Platz für Neues zu schaffen, wird ein Großteil der 1922/23 errichteten Siedlungshäuser des Bauvereins abgerissen. Nur die – bereits modernisierten – Gebäude 126 bis 134 stehen nach wie vor unter Denkmalschutz und werden in dem Eingangsbereich der Harburger City erhalten bleiben. Zunächst wird an den „Flanken“ der neuen Häuserzeile gebaut.

Das alte Gebäude an der Bremer Straße 136/Gottschalkring 2 wurde vor Monaten abgerissen, ebenso das Gebäude 114/116 neben der Shell-Tankstelle. „Wir werden in diesem ersten Bauabschnitt insgesamt 50 Wohnungen errichten, alle öffentlich gefördert“, sagt Joachim Bode, Vorstand des EBV. 35 Wohnungen werden stadtauswärts, weitere 15 neben der Tankstelle entstehen. Sie sollen Bewohner derjenigen Genossenschaftswohnungen aufnehmen, die für den zweiten Bauabschnitt weichen müssen.

Im ersten Quartal 2022 sollen Neubauten bezugsfertig sein

Spätestens im ersten Quartal 2022 sollen die ersten Neubauten bezugsfertig sein, um dann den größeren Bauabschnitt starten zu können. Der vom Büro Gerber Architekten entworfene Gebäudekomplex fällt durch seine besondere Dachlandschaft auf: Die unterschiedlich stark, in verschiedene Richtungen geneigten Satteldächer sollen suggerieren, dass hier mehrere einzelne Häuser nebeneinander stehen. Doch die Häuserzeile ist weitgehend geschlossen, um die Bewohner vor dem Straßenlärm zu schützen.

Projekt des Eisenbahnbauvereins Harburg: 2. Bauabschnitt mit  Überbauung der Bandelstraße.
Projekt des Eisenbahnbauvereins Harburg: 2. Bauabschnitt mit  Überbauung der Bandelstraße. © EBV Harburg | Gerber Architekten/EBV

Dadurch wird auf der straßenabgewandten Seite ein ruhiger Bereich geschaffen; hier werden Schlaf- und Aufenthaltsräume liegen. Das Areal umfasst auch die kleine Bandelstraße, die der EBV der Stadt abkaufte und nun zehn Jahre unterhalten muss. Im Gegenzug habe der EBV Fläche entlang der Straße abgegeben, damit der Radweg verbreitert werden könne, so Bode.

Ein breiter Tordurchgang wird die Verbindung von der Bremer zur Bandelstraße herstellen. In die vierte Etage des Torgebäudes wird die Baugemeinschaft „Die Anbandeler“ einziehen, eine Senioren-WG, für die sieben Wohnungen zu einem großen Bereich mit gemeinsamem Flur zusammengelegt werden. Zudem wird die Kaspar-Hauser-Wohngruppe vom Verein Insel e. V. dort hinziehen, zwölf Erwachsene mit geistigen und oft auch körperlichen Einschränkungen im Alter von Anfang 20 bis über 90.

Café für die Bewohner

Die Wohngruppe lebt derzeit noch in einer Jugendstil-Villa in Heimfeld. „Die Villa ist nicht barrierefrei. Deshalb sind wir sehr glücklich, mit der Bremer Straße eine barrierefreie Alternative zu bekommen“, sagt Bertram Spieß, Geschäftsführer von Insel e. V.

Die Wohngruppe wird das Erdgeschoss und das erste Stockwerk beziehen; mit eingeplant sei ein Raum für die Nachtbereitschaft, so Spieß. Zusätzlich werde es weitere 16 Wohnungen für Menschen mit Behinderungen geben, bei denen Insel e. V. ein Vorschlagsrecht habe. Und: „Wir wollen im Durchgang zur Bandelstraße ein Café eröffnen, als kommunikatives Angebot an die Nachbarschaft“, kündigt er an. „Wir sind dem EBV sehr dankbar, dass er uns die Möglichkeit gibt, dieses integrative Wohnangebot machen zu können.“

Anfang Februar machte der Harburger Stadtentwicklungsausschuss den Weg frei für die Realisierung des 35 Millionen Euro teuren Projekts: Er stimmte dem Ergebnis der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans zu. Es habe nur eine Anmerkung gegeben, und die sei positiv gewesen, sagt der Ausschussvorsitzende Frank Richter (SPD). Am 23. Februar muss noch die Bezirksversammlung (oder Corona-bedingt stellvertretend der Hauptausschuss) die sogenannte „Vorweggenehmigungsreife“ durchwinken, was als Formalie gilt.

Fast alle wollen an der Bremer Straße bleiben

Bode geht davon aus, dass die Verwaltung anschließend recht zügig die Baugenehmigung erteilen wird – „bei einem anderen Projekt lag eine Woche nach dem politischen Beschluss die Genehmigung vor“. Der Bauvereinsvorstand würde gern schon im April mit dem Tiefbau starten. Der aktuelle Wintereinbruch zeige aber, dass auch in Zeiten des Klimawandels Verzögerungen durch Kälteperioden möglich seien.

Wenn die Wohnungen Anfang 2022 bezugsfertig sind, können die Mieter aus den Häusern Bremer Straße 118 bis 124 und Bandelstraße dort einziehen. Fast alle Mieter wollen an der Bremer Straße wohnen bleiben, obwohl der EBV ihnen auch alternative Angebote gemacht hatte. Nach dem Abriss der alten Häuser könne Ende 2022 mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, sagt Bode. „Mitte/Ende 2024 ist dann alles fertig!“