Hamburg. Ein S-Bahnhof ist der Wunsch der Anwohner, seit es die S-Bahn gibt. Bostelbeker allein stellen nicht genügend Fahrgastpotenzial dar.
SPD und Grüne fordern eine S-Bahn-Haltestelle in Bostelbek, zwischen den Bahnhöfen Heimfeld und Neuwiedenthal. Eine solcher S-Bahnhof ist der Wunsch der Anwohner, seit es die S-Bahn gibt. Mit dem Bau der Strecke wurde in den 1980er Jahren der Bummelzug-Bahnhof „Tempowerk“, der einerseits die Arbeiter zur Tempo-Fabrik (später Hanomag-Fabrik, heute Daimler-Fabrik) brachte, andererseits die Siedlung Bostelbek anband, aufgegeben und abgerissen.
Das Problem: Die Bostelbeker alleine stellen nicht genügend Fahrgastpotenzial dar und Autowerker sind heutzutage größtenteils Autofahrer. Dennoch sieht die Harburger Koalition möglichen Bedarf für einen Bostelbeker Bahnhof und möchte zumindest erreichen, dass der Bezirk sich weiter die Möglichkeit offen hält, irgendwann den Bahnhof zu bauen und dafür Flächen reserviert.
2019 gab es eine Machbarkeitsstudie für S-Bahn-Halt Bostelbek
Eine S-Bahn-Station Bostelbek spielt auch bei den Überlegungen für eine Elbtunnel-S-Bahn als Teil einer Ringlinie eine wichtige Rolle. In den meisten Gedankenspielen werden diese Projekte verknüpft: Die Strecke nach Altona soll in Bostelbek ausfädeln. Allein: Auch der S-Bahn-Ring ist zwar ein Harburger Wunsch, steht im Rathaus nördlich der Elbe auf der Prioritätenliste allerdings weit hinten, wenn er sich überhaupt auf der Liste befindet.
Im Jahr 2019 hatte die Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft (HIE) eine Machbarkeitsstudie für einen zusätzlichen Halt der S-Bahn in Bostelbek in der Nähe des Daimlerwerkes durchführen lassen. „Dabei stellte man die technische Machbarkeit fest und empfahl die Konkretisierung des Projekts unabhängig von Zukunftsplanungen zu einem S-Bahn-Ring“, sagt Frank Richter, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung. „In der Studie wurden zwar Herausforderungen in der Fahrplantaktung gesehen und als Vor-aussetzung eine Ertüchtigung der Endhaltestelle in Stade festgestellt, aber das sind keine unüberwindbaren Hindernisse.“
Konkurrenz um Fläche zwischen B73 und Bahngleisen
Unter dem Blickwinkel der Fahrgastnachfrage 2019 ließe sich eine hohe Priorität für die zusätzliche Station nicht ableiten, so Richter weiter. „Aber unter anderem haben das Bauforum 2019 und eine studentische Projektarbeit der Hafencity-Universität (HCU) 2020 gezeigt, dass im Raum Bostelbek erhebliche Entwicklungspotenziale bestehen“, sagt Richter, „deshalb sollte die Planung für einen Halt in Bostelbek fortgesetzt werden, denn ein neuer S-Bahnhof benötigt lange Zeiträume für Planung und Planfeststellung. Damit das auch in einigen Jahren noch möglich ist, sind die dafür benötigten Flächen zu sichern und andere infrastrukturelle Änderungen mit diesem Projekt in Einklang zu bringen.
Gerade die Projekte, die den Bahnhof notwendig machen könnten, konkurrieren mit diesem nämlich möglicherweise um dieselbe Fläche zwischen B73 und Bahngleisen einerseits und Moorburger Bogen und A7 andererseits: Das Bauforum nahm für sein Thema „Wohnen an Magistralen“ die Nordseite der B73 auch in diesem Bereich unter die Lupe und Entwicklungsmodelle von Hamburg Invest und Hafen-City-Universität sehen hier Möglichkeiten, Technologie-Cluster anzusiedeln. „Das lässt sich nur mit vorausschauender Planung zusammen verwirklichen“, sagt Richter.