Harburg. Historische Funde haben dazu geführt, dass am Museums-Projekt erst 2021 weitergebaut wird. Eröffnung ist nicht vor dem übernächsten Jahr.
„Baustart im historischen Harburger Schlosskeller“, titelte das Abendblatt vor knapp zwei Jahren. Ende Dezember 2018 war das Geld für den Ausbau des Gewölbekellers unter dem zu einem Wohnhaus umgebauten ehemaligen Westflügel des Harburger Schlosses bewilligt worden. In dem Gewölbe plant das Stadtmuseum Harburg eine Dependance im Binnenhafen einzurichten. Dort, im Bereich der Keimzelle, will es die frühe Stadtgeschichte zeigen – der älteste Teil des Gewölbes wird auf 1440 datiert. Der Hauptteil der Bauarbeiten war im Jahr 2019 vorgesehen. Doch daraus wurde nichts. Die Voruntersuchungen förderten bis dato unbekannte historische Bausubstanz ans Licht, so dass umgeplant werden musste. Und das in einem Ausmaß, dass auch 2020 nicht gebaut werden konnte.
Deckenträger sind nicht ausreichend stabil
„Um das Gewölbe zu sichern, müssen wir Stahlträger in die Decke einziehen“, sagt Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss. „2019 zeigte sich, dass die Deckenträger nicht wie erwartet Holzbalken sind, sondern bereits Stahlträger. Wir mussten einen Statiker holen, der sie freigelegt und überprüft hat, ob sie ausreichend stabil sind für den Ausbau des Gewölbekellers zum Museumsstandort. Zudem waren die Verankerungen im Mauerwerk zu prüfen. Das Ergebnis lautet: Sie halten nicht. Sie müssen raus, und das ist technisch aufwendiger als bei Holzbalken.“
Für neue Träger muss ein Loch in die Fassade
Noch tragen die alten Stahlträger die Last. Sie können erst beseitigt werden, wenn die neuen Träger eingezogen werden. Dazu muss aber ein Loch in die Fassade geschlagen werden. Das soll oberhalb des geplanten Museumseingangs (eine Tür mit einem Torbogen aus Backstein) an der Südseite des Gebäudes geschehen. Das betroffene Stockwerk ist bewohnt, dort befinden sich zwei durchschnittliche Wohnungsfenster. Niemand ahnte, dass zwischen den Fenstern, genau dort, wo der Stahlträger ins Haus gelangen sollte, ein historisches Fenster unter Putz gelegt worden war und noch erhalten ist – auf einem um 1890 aufgenommenen Foto ist es zu sehen.
Mehr gotische Bausubstanz als vermutet
„Wir haben in dem Gebäude möglicherweise mehr gotische Bausubstanz als man dachte. Das muss natürlich ausführlich untersucht werden, bevor wir weiter an dem Gebäude bauen“, sagt Weiss. Schließlich ist von den Schloss- und Festungsbauten, die über Jahrhunderte die Schlossinsel dominierten, kaum etwas übrig geblieben. „Wir können in die wenige historische Substanz nicht Löcher für Stahlträger hineinbohren“, sagt der Museumsdirektor in Einigkeit mit dem hinzugerufenen Denkmalschutzamt.
Museumsgeschäftsführer Thorsten Römer ging im Dezember 2016 noch davon aus, dass die ersten Besucher bereits 2018 in den knapp 120 Quadratmeter großen Gewölben herum laufen. Doch dann stiegen die Baukosten, so dass die für das Projekt zugesagten 1,1 Millionen Euro nicht mehr ausreichten. Eine neue Schätzung kam auf 1,5 Millionen Euro, die im Dezember 2018 bereit standen. Damals hieß es, die Museums-Filiale werde im Frühjahr 2021 eröffnet.
Ausstellung zeigt Anfänge der Stadt Harburg
Anhand von Modellen, historischen Ansichten, Stadtplänen und „einer Vielzahl anderer historischer Objekte“ wollen die Museumsmacher in der geplanten Ausstellung die Anfänge der bis 1937 selbstständigen Stadt Harburg zeigen. Vor einiger Zeit warb das Stadtmuseum bereits um die ersten Besucher: „Erleben Sie Harburg in seinen unterschiedlichen historischen Facetten: Als Residenzstadt, als Garnisonsstadt, als Stadt auf dem Weg zur Moderne und als Arbeiterstadt.“ Aktuell ist auf der Website des Doppelmuseums immerhin zu lesen: „Auch wenn es noch nicht ganz so weit ist, möchten wir Sie schon jetzt zur Eröffnung unserer neuen Dauerausstellung zur frühen Harburger Stadtgeschichte einladen, die im Gewölbekeller des Harburger Schlosses demnächst zu sehen sein wird.“
Inzwischen ist sich Museumsdirektor Weiss allerdings sicher, dass es im gesamten kommenden Jahr mit der Eröffnung nichts wird. Schon beim ersten Eingriff sei Unerwartetes aufgetreten – „wir ahnen nicht, was noch passieren wird“. Rainer-Maria Weiss bleibt gelassen. Schließlich sind ihm als Archäologe längere Zeiträume geläufig: „600 Jahre lang gab es im Schloss keine Museumsanlage. Da kommt es auf ein paar Jahre mehr oder weniger nicht an.“