Harburg. Millionen vom Bund ermöglichen Digitalisierung, Erneuerung und eine dritte S-Bahnlinie für Harburg.
Die S 32 kommt im Jahr 2025. Diese wichtige Nachricht für den Hamburger Süden verkündeten die Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse (CDU) und Metin Hakverdi (SPD) im S-Bahnwerk Stellingen.
Am Freitag überbrachten sie dort die frohe Kunde, dass sie in den Verhandlungen über den kommenden Haushalt 6,7 Millionen Euro losgeeist haben, mit denen die Digitalisierung der Hamburger S-Bahn vorangetrieben werden kann.
Dritte S-Bahnlinie kann nach Harburg eingetaktet werden
Für Harburg, Wilhelmsburg und Süderelbe bedeutet die Digitalisierung: Es kann eine dritte S-Bahnlinie auf dem Harburger Ast eingetaktet werden, wenn Schienen erneuert und Stellwerke digitalisiert sind.
Ohne die 6,7 Millionen aus Berlin hätte in Hamburg aber eine Planungspause in der Digitalisierung gedroht, die bis zu zwei Jahre hätte dauern können, erklärte Rüdiger Kruse. 2021 wird kein Haushalt verabschiedet, weil 2021 ein Bundestagswahljahr ist. Mit der S 32 wird auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Neugraben ein Dreieinhalb-Minuten-Takt möglich.
Jeder Zug erhält einen digitalen „Fingerabdruck“
Auf der „Verbindungsbahn“, der nördlichen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Altona, kommt es dann in Stoßzeiten sogar zu einem Zweieinhalb-Minuten-Takt. Das ist mit alter, analoger Stellwerkstechnik nicht zuverlässig zu gewährleisten.
Doch es sind nicht die Stellwerke allein, die digitalisiert werden: Signaltechnik, Fahrdienstleitung, ja selbst das Fahren der Züge werden hochgradig automatisiert. Jeder Zug erhält einen eigenen digitalen „Fingerabdruck“ den er immer wieder an Sensoren die an den Gleisen montiert sind, den so genannten „Balisen“ abgibt. So weiß das System in Echtzeit, welcher Zug sich wo exakt im Netz befindet und wie schnell er fährt. Darauf werden nicht nur die Weichen gestellt, sondern auch Züge beschleunigt und gebremst.
Die Zugführer müssen die Technik eigentlich nur noch beaufsichtigen und im Notfall eingreifen können. Das digitale Lenken geht deutlich schneller, als das konventionelle Fahren, bei dem der Zugführer ja auch nicht aufs Geratewohl instinktiv durch Hamburg fährt, sondern ständig Anweisungen aus einem elektronischen Fahrheft, von Signalen und von der Fahrdienstleitung umsetzen muss. Wer das derzeit ausgelastete Hamburger S-Bahn-System leistungsfähiger machen will, muss an diesen Stellschrauben drehen.
20 Prozent zusätzliche Kapazität
„Wer aus dem Hamburger Süden kommt, weiß, wie stark die S 3 und die S 31 belastet sind“, sagt Metin Hakverdi, Wahlkreisabgeordneter für Harburg, Wilhelmsburg und Bergedorf, drei Regionen, die auf die S-Bahn angewiesen sind. „Deshalb war es mir besonders wichtig, dass es keine Verzögerungen bei der Digitalisierung der Strecke gibt. Und ich bin froh, mit Rüdiger Kruse einen Kollegen im Haushaltsausschuss zu haben, der an diesem Strang mitzieht. Das war Teamwork ohne Parteigrenzen.“
In Zeiten großer Koalitionen werden Fördermittel auch kaum noch nach Partei-Ideologie vergeben. Deshalb müssen Abgeordnete, die etwas für ihre Region erreichen wollen sich bei der Verteilung der Gelder eher gegen die Wünsche anderer Regionen behaupten, als gegen politische Konkurrenten. Die Haushaltspolitiker Hakverdi und Kruse haben das schon mehrmals gemeinsam hinbekommen.
„Es freut mich sehr, dass neben der Stadt Hamburg auch der Bund in die Digitalisierung der Hamburger S-Bahn investiert“, sagt Kay Uwe Arnecke, Geschäftsführer S-Bahn Hamburg. „Mit der Technologie schaffen wir mehr als 20 Prozent zusätzliche Kapazität, ohne einen Meter Gleise zu verlegen.“ Die Pilotstrecke ist die S 21 nach Bergedorf. Auf ihr sollen bereits 2021, wenn in Hamburg der Verkehrskongress ITS stattfindet, vier Züge hochautomatisiert zwischen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle im Fahrgastbetrieb eingesetzt und vorgeführt werden.
425.000 zusätzliche Zugkilometer jährlich
Weil 2025 und damit der Start der S 32 noch lange hin ist, gibt es jetzt bereits Verbesserungen auf der Harburger Strecke. Ab dem 12. Dezember wird die S 31 auch zwischen den Spitzenzeiten bis nach Neugraben fahren, und auch in Richtung Stade sind mehr Fahrten der S 3 eingeplant. „Wir erhöhen unsere Leistung damit um 20 Prozent“, sagt Arnecke, „beziehungsweise um 425.000 Zugkilometer jährlich. Das ist die größte Angebotsausweitung seit der Verlängerung nach Stade.“
Noch eine Verbesserung könnte klappen, bevor die S 32 fertig wird: Auch auf der S 31 könnten Langzüge eingesetzt werden. Bislang steht dem noch ein Gleis im Weg, das in Altona die Wendeanlage kreuzt und so ihre Länge begrenzt. Die Bahnexperten sind aber zuversichtlich, das Problem bald lösen zu können.