Hamburg. Quartierszentrum am Ohrnsweg und Kullturzentrum Rieckhof erhalten Geld aus dem Stabilisierungsprogramm der Stadt.

Das Kassieren überlässt ein Finanzsenator gerne seinen Beamten. Selbst kommt man eher zum Ausgeben vorbei und ist deshalb überall ein gerngesehener Gast. Beim Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist das keine Ausnahme. Freudig erwartete man ihn im Rieckhof, wo er die Finanzierungszusagen für zwei Projekte übergab. 1,3 Millionen Euro fließen in die Modernisierung des Kulturzentrums Rieckhof und 4,5 Millionen Euro werden für die Einrichtung eines Quartierszentrums in Fischbek bereitgestellt. Insgesamt fließen so 5,8 Millionen Euro in die soziale Infrastruktur des Bezirks.

Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen hatte die Mittel für beide Projekte zwar in Hamburg beantragt, hatte aber bis Donnerstag-Nachmittag keine Ahnung, ob das Geld auch kommen würde. Als sie den Anruf erhielt, richtete sie spontan den Termin mit Dressel im Rieckhof ein.

Finanzsenator Dressel kam in den Rieckhof

Die 5,8 Millionen Euro kommen aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm, das die Stadt angesichts der Corona-Krise für den Doppelhaushalt 2021/22 entwickelte. „Mit diesem Programm helfen wir dabei, dass Hamburg in allen Bereichen wirtschaftlich und gesellschaftlich wieder aus der Corona-Krise kommt“, sagte Dressel. „Dazu können auch kurzfristig wirksame und konjunkturfördernde Maßnahmen in den Bezirken und Stadtteilen gut beitragen, denn gerade diese kommen schnell und direkt bei der lokalen Wirtschaft an.“

Mit dem Bau des Rieckhofs wurde vor annähernd 40 Jahren begonnen. 1984 war das Stadtteilkulturzentrum bezugsfertig. Seitdem haben sich die Anforderungen an Gebäude im Bezug zum Beispiel auf energetische Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit, ständig weiterentwickelt, ohne dass sich der Rieckhof mitentwickelte. „Allein über unsere große Glasfront mit stählernen Fensterrahmen verlieren wir jeden Winter eine große Menge an Wärme, die durch das Metall ungehindert nach draußen geleitet wird“, sagt Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen.

Nicht nur die Fensterfront soll saniert werden. Durch eine besser gesteuerte Verteilung der Wärme im Gebäude kann man noch einmal viel Energie einsparen“, so Hansen. „Die Technik dafür gibt es mittlerweile. Ich rechne damit, hier bis zu 30 Prozent an Heizleistung einsparen zu können. Das ist auch klimapolitisch interessant.“

Flexiblere Nutzung

Über das reine Energiesparen hinaus soll auch in eine verbesserte Barrierefreiheit des Kulturzentrums investiert werden. Außerdem wollen Hansen und sein Team die Gruppenräume so umbauen, dass sie flexibler genutzt werden können, zum Beispiel auch unabhängig davon, ob im großen Saal gerade Veranstaltungen stattfinden. Eine parallele Nutzung ist derzeit nämlich nicht möglich. Für den Umbau im Sinne von Barrierefreiheit und Flexibilität hat der Rieckhof auch gerade Förderung aus dem Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) zugesagt bekommen.

Weil dieses auch zu einem guten Teil vom Bund finanziert wird, war auch der Harburger Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD) noch in den Rieckhof gekommen, bevor er zur Sitzungswoche nach Berlin abreiste. Er machte auf ein Bundesprogramm zur klimafreundlichen Modernisierung von Kulturstätten aufmerksam, aus dem der Rieckhof auch noch einmal Geld für seine energetische Sanierung abrufen könnte.

Auch das geplante Quartierszentrum am Ohrnsweg in Fischbek liegt in einem RISE-Fördergebiet. An der Schnittstelle zwischen dem Fischbeker Dorf, der Sandbeksiedlung sowie den Neubaugebieten Fischbeker Heidbrook und Fischbeker Reethen soll ein Ort der Begegnung für neue und alteingesessene Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden. In einer generationsübergreifenden Gemeinschaftseinrichtung sollen verschiedene Stadtteil-Angebote unter einem Dach zusammenkommen. Hier sollen die Elternschule und ein Eltern-Kind-Zentrum neu entstehen. Außerdem sollen die Straßensozialarbeit und das Treffpunkthaus Sandbek hierhin umziehen. Ursprünglich war geplant, das Quartierszentrum in die Erweiterung der Schule zu integrieren. Dann allerdings besann man sich anders. Die Einrichtung sollte einen eigenständigen Charakter erhalten.

Auch Metin Hakverdi verspricht Geld

„Bei Neubaugebieten wird oft bemängelt, dass die Infrastruktur erst folgt, wenn die Bewohner schon lange da sind“, sagt Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen. „Mit dem Quartierszentrum haben wir die Chance, einen wichtigen Teil der Infrastruktur bereits vorhalten zu können, wenn die ersten Neubürger in die Fischbeker Reethen ziehen.“

Mit dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm (HWSP) sollen in den Jahren 2021 und 2022 rund 900 Millionen Euro in kurzfristig wirksame oder vorgezogene städtische Maßnahmen gelenkt werden. Das soll dabei helfen, die Hamburger Wirtschaft durch verlässliche und verstärkte staatliche Investitionstätigkeit aus der Corona-Krise zu führen. Die Gelder sollen vor allem in städtische Infrastruktur, Digitalisierungsprojekte, sowie für Klima- und Gesundheitsschutz verwendet werden und sich so langfristig auszahlen.

Das Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) hat zum Ziel, Quartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf städtebaulich aufzuwerten und sozial zu stabilisieren. Dazu wird in Bildungs- und soziale Infrastruktur, das Wohnumfeld, öffentliche Plätze, Freiflächen und Grünanlagen sowie in Versorgungsstrukturen investiert.