Hamburg. Mit der Doppelspitze aus Ronja Schmager und Sören Schumacher zieht auch die Digitalisierung verstärkt in die Partei ein.
Die „alte Tante“ SPD nicht nur für jüngere Wähler, sondern auch für jüngere Mitglieder attraktiv zu machen: Das haben sich Ronja Schmager und Sören Schumacher, das neue Vorsitzenden-Duo des SPD-Kreises Hamburg-Harburg, auf die Fahnen geschrieben. Sie leben es vor: mit 31 (Schmager) und 44 Jahren (Schumacher) liegen die beiden Vorsitzenden deutlich unter dem Altersschnitt ihrer Partei.
Satzung muss für Doppelspitze geändert werden
Was die Partei auf Bundesebene kann, können wir als Parteikreisverband schon lange, dachte sich die Harburger SPD und wählte sich vor zwei Wochen eine Doppelspitze (das Abendblatt berichtete). Ronja Schmager und Sören Schumacher wollen die Geschicke der Partei in Harburg gemeinsam leiten. Nur: Was auf Bundesebene längst geht, gibt die Satzung des Kreises noch nicht her. Formell ist Ronja Schmager die Vorsitzende und Sören Schumacher ihr erster Stellvertreter. Erst auf dem nächsten Landesparteitag kann die Satzung so geändert werden, dass sie auch die Doppelspitze möglich macht.
Online-Werkzeuge werden stärker genutzt
Informell legen die beiden aber schon jetzt als Doppelspitze los. Das entspricht auch der Beschlusslage auf der Wahlversammlung. „Wir fassen unsere Beschlüsse gemeinsam und kommunizieren sie auch gemeinsam“, sagt Ronja Schmager. „Und das geht erstaunlich schnell und reibungslos“, ergänzt Sören Schumacher, „das ist unter anderem ein positiver Nebeneffekt der Corona-Pandemie: Wir haben alle gelernt, die Online-Werkzeuge, die die Partei schon vor der Pandemie zur Verfügung stellte, besser zu nutzen, und stellen fest, dass es das gemeinsame Arbeiten erleichtert und beschleunigt, wenn man es richtig macht.“
„Sören und ich arbeiten in der Partei-Cloud gemeinsam und wenn ich beispielsweise einen Text begonnen habe, ergänzt Sören ihn in kürzester Zeit oder umgekehrt. Das ist etwas ganz anderes, als sich von realem Treffen zu realem Treffen zu besprechen“, sagt Ronja Schmager.
Junge Menschen bedienen sich anderer Instrumente
Die Digitalisierung der Parteiarbeit soll nicht beim Kreisvorstand aufhören. So haben die beiden bereits zu einer virtuellen Mitgliederversammlung des Kreises eingeladen um im Webinar-Format ihren Vorgänger Frank Richter im großen Rahmen verabschieden zu können und sich selbst sowie ihre Ideen für die nächsten Jahre bei allen Genossinnen und Genossen vorzustellen. „Wir müssen die Partei für jüngere Mitglieder attraktiver machen, aber auch für jüngere Wähler“, sagt Schmager. „Gerade die jüngeren, die jetzt aus der Schule kommen oder schon studieren, politisieren sich wieder mehr als die Jahrgänge zuvor. Die müssen wir abholen. Mit ihren Themen und mit unserer Kommunikation. Wir müssen die richtigen Antworten haben auf alle Fragen, die neue Arbeitsformen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die allgemeine Work-Life-Balance aufwerfen!“
„Harburg wächst und wandelt sich“, sagt Schumacher, „Durch das Wachstum der Technischen Universität ziehen immer mehr Studierende und Akademiker hierher. Gleichzeitig wächst auch der Anteil derer, die hier zwar wohnen, aber nördlich der Elbe arbeiten. Für beide muss Harburg Infrastruktur vorhalten und ausbauen, und zwar nicht nur Wohnungen und Verkehr, sondern auch soziale und kulturelle Infrastruktur. Da muss die SPD immer eine treibende Kraft sein!“ „Mir ist es natürlich auch ein Anliegen, in der Partei mehr Frauen zu aktivieren und in Funktionen zu bringen. Es kann ja nicht angehen, dass ich in über 150 Jahren Parteigeschichte die erste weibliche Kreisvorsitzende in Hamburg bin!“, sagt Ronja Schmager.
Schmager und Schumacher kennen sich schon lange
Die zwei Genossen kennen sich seit annähernd einem Vierteljahrhundert. Damals dachte Ronja Schmager noch nicht an eine politische Laufbahn. Sie war acht Jahre alt und lernte auf der Außenmühle segeln. Sören Schumacher war ihr Segeltrainer. Beide segeln immer noch gerne, aber noch nie gemeinsam.
Bislang hat die Doppelspitze erst eine einzige Stellvertreterin: Oksan Karakus, 47, Juristin mit Wilhelmsburger Wurzeln und seit Jahren im SPD-Distrikt Harburg-Mitte sowie der Arbeitsgemeinschaft Antifaschismus sehr aktiv. Sie freut sich auf die Arbeit mit der Doppelspitze. „Wir kommen alle drei menschlich gut miteinander klar und wissen, dass wir auf einander vertrauen können. Das ist in der Politik sehr wichtig“, sagt sie. Eine zweite Stellvertretung gibt es nicht. Der Eißendorfer Matthias Czech hatte sich dafür beworben, aber keine Mehrheit erhalten.