Landkreis Harburg. Bevölkerungszuwachs ist im Landkreis so stark wie kaum irgendwo anders. Vielerorts werden nun Häuser und Wohnungen gebaut.
Im Zentrum von Hittfeld, am Kreisel in Fleestedt, in Neu Wulmstorf, Buchholz, Winsen – wo auch immer der Blick in den Kommunen des Landkreises hinfällt: Es wird gebaut. Die Zahl der Einwohner im Landkreis wächst. Allein zwischen 2012 und 2017 stieg die Zahl um knapp 11.000 von 240.548 auf 251.511. Und ein Ende des Wachstumstrends ist nicht in Sicht. „Der Landkreis Harburg ist wachstumsstarker Teil der Metropolregion Hamburg mit großer Wirtschaftskraft.
Gleichzeitig ist der Landkreis attraktiver Wohnstandort mit sehr hoher Lebensqualität“, bestätigt Landrat Rainer Rempe. In den vergangenen Jahren habe sich der Landkreis Harburg sehr dynamisch entwickelt und ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum verzeichnet. „Auch für die kommenden Jahre rechnen wir mit einem weiteren Bevölkerungsplus“, so Rempe. „Diese positive Entwicklung und den Wachstumstrend wollen wir gemeinsam mit unseren Kommunen weiter vorantreiben und parallel dazu die Bereiche Wohnen, Infrastruktur und Mobilität weiterentwickeln.“
Zu den Spitzenreitern beim Einwohnerwachstum gehören die Gemeinde Neu Wulmstorf (plus 6,4 %) und die Stadt Winsen (plus 6,3 %). „Neu Wulmstorf wird auch in den kommenden Jahren rasant wachsen und hat aus diesem Grund eine Vielzahl von Bauanträgen zur Wohnraumgewinnung vorliegen“, sagt Thomas Saunus, Fachbereichsleiter Ortsentwicklung und Immobilienwirtschaft in der Gemeinde. „Die Gemeinde hat in diesem Jahr hinsichtlich der Schul- und Kindergartenentwicklung ein Gutachten erstellen lassen, das besagt, dass die Bevölkerungsentwicklung zwischen 2010 und 2029 im Durchschnitt um 140 Einwohner pro Jahr angestiegen ist und weiter ansteigen wird.“ Um Bautätigkeiten zu unterstützen, wurden in den vergangenen zwei Jahren von 84 gestellten Bauanträgen zur Wohnraumgewinnung rund 70 genehmigt. Damit konnten laut Verwaltung zirka 510 Wohneinheiten geschaffen werden.
Immer mehr ältere Gebäude werden durch neue ersetzt
„Grundsätzlich wird im gesamten Gemeindegebiet gebaut“, sagt Thomas Saunus. „Es ist ein Trend zu erkennen, dass ältere Wohngebäude nach und nach durch neuere, größere Bauvorhaben ersetzt werden.“ Die derzeit auffälligsten Bauvorhaben in der Gemeinde Neu Wulmstorf sind die Wulmstorfer Wiesen und die Lessinghöfe. Ersteres liegt südlich der Bahntrasse Hamburg-Stade. Auf dem Gelände werden 20 Häuser, Gewerbeflächen und eine Kita sowie 242 Wohnungen realisiert. Die Lessinghöfe an der Fritz-Reuter-Straße umfassen 139 Wohneinheiten. Im Ortsteil Ohlenbüttel entsteht derzeit eine Wohnanlage mit vier mal vier Stadthäusern und in der Wilhelm-Busch-Straße werden auf dem Grundstück des ehemaligen Gemeindehauses der Kirche sowie in der Bahnhofstraße Mehrfamilienhäuser gebaut.
Möglichkeiten für den Bau weiterer Häuser und Wohnungen gibt es im Ortsteil Schwiederstorf. Dort bleibt auch die Entwicklung des ehemaligen RAISA-Geländes abzuwarten. Im Kernort Neu Wulmstorf gibt es besonders entlang der Bahnhofstraße Nachverdichtungspotenzial. „Auch im Ortsteil Rübke gibt es Flächenpotenziale, die bereits mit Bauplanungsrecht ausgestattet sind“, sagt Thomas Saunus. „Viele der möglichen, zu bebauenden Flächen befinden sich allerdings im Privateigentum, so dass eine unmittelbare Steuerung durch die Gemeinde nicht möglich ist.“
Auch für die Stadt Winsen gehen die Wachstumsprognosen von einem erheblichen Wohnungsbedarf aus. „Entsprechend hoch sind die Neubaubedarfe“, sagt Stadtsprecher Theo Peters. Um die wachsende Zahl an Einwohnern zu bewältigen, wurden 2018 185 Wohneinheiten geschaffen. 2019 kamen 139 hinzu. Aktuell entstehen weitere 155 Wohneinheiten auf dem Neubaugebiet Norderbülte zwischen Tönnhäuser Weg, Osttangente und Bultweg. Geplant sind eine Kita, 34 Reihen-, 18 Doppel- und 29 Einfamilienhäuser.
Hinzu kommen 56 Wohnungen in dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern, die von der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises errichtet werden. In der Entwicklung befindet sich außerdem der Wohnpark „Winsener Wiesen“ mit 110 Baugrundstücken für Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhausbebauung. „Darüber hinaus werden Bereiche nachverdichtet und vorhandene Baurechte ausgeschöpft“, sagt Theo Peters. „Auch hier werden – je nach Möglichkeit – Mehrfamilienhäuser, Reihen- oder Doppelhäuser und Einfamilienhäuser realisiert.“
Bevölkerungszahl in Buchholz gestiegen
In Buchholz ist die Bevölkerungszahl seit dem Jahr 2012 um 5,7 Prozent gestiegen. Die Prognose zeigt, dass die Bevölkerung in der Nordheidestadt auch in Zukunft noch wachsen wird. Laut eines Demographie-Gutachtens, welches das Institut für Regionalwirtschaft CIMA im vergangenen Jahr für den Landkreis Harburg erstellt hat, liegt das prognostizierte Wachstum bei plus 8,6 Prozent. „Der Trend ist ungebrochen“, bestätigt Stadtsprecher Heinrich Helms.
Aus diesem Grund gibt es in der Stadt neben zahlreichen Einzelbauvorhaben im Rahmen der Nachverdichtung aktuell einige größere Vorhaben. Auf dem Gelände des ehemaligen Mercedes-Autohauses Hilmer an der Soltauer Straße entstehen 13 dreigeschossige Gebäude mit etwa 140 Wohnungen. Geplant ist ein Wohnungsmix mit Ein- bis Vierzimmerwohnungen. Etwa 40 Wohnungen sollen gefördert werden.
Auf dem alten Ritscher-Gelände sollen 55 Wohneinheiten entstehen
Auch am historischen Lokschuppen an der Breslauer Straße haben die Bauarbeiten für 39 Wohneinheiten begonnen. An der Straße Ole Wisch wurden im Zuge des Projekts „to huus Buchholz“ insgesamt 77 Mietwohnungen gebaut, die zum Teil bereits bezogen sind. 122 Wohneinheiten, verteilt auf Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser sind in der Bremer Straße entstanden. Auf dem ehemaligen Ritscher-Gelände in Sprötze, wo früher Trecker gefertigt wurden, sollen 55 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Reihenhäuser gebaut werden.
„Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahren 2018 und 2019 824 Wohneinheiten entstanden“, sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. Weiteres Potenzial für den Bau von Wohnraum hat die Stadt bereits ausgemacht. Kurzfristig können neue Flächen an der Hamburger Straße sowie an der Bahnhofstraße erschlossen werden. Das dort geplante Canteleu-Quartier ist laut Stadtverwaltung weiterhin ein wichtiges Projekt. Auf der rund zwei Hektar großen Fläche wäre Platz für 240 Wohneinheiten. Das größte Neubauprojekt der Stadt steht allerdings noch am Anfang. Es läuft unter dem Arbeitstitel „Buchholz 2025plus“ und sieht vor, im Osten der Stadt neue Wohnquartiere für bis zu 1500 Wohneinheiten zu entwickeln.
Auch in der Gemeinde Seevetal hält der Wachstumstrend an
In der Gemeinde Seevetal ist die Einwohnerzahl in den vergangenen fünf Jahren um 842 von 40.739 auf 41.581 gestiegen. „Es ist davon auszugehen, dass sich der Wachstumstrend fortsetzen wird“, sagt Gemeindesprecher Andreas Schmidt. „Seit vielen Jahren übersteigt die Nachfrage bei Weitem das Angebot.“ Um Abhilfe zu schaffen, entstehen aktuell in Eddelsen am Bullerbarg 14 neue Wohneinheiten, in Fleestedt wurden im Projekt Fleester Höpen 44 Wohneinheiten fertiggestellt. Weitere 90 folgen. Am Kreisel Winsener Landstraße entstehen zirka 30 Wohneinheiten für Senioren.
In Hittfeld wurden in der Harburger Straße/Am Göhlenbach 30 neue Wohneinheiten bebaut, weitere zwölf befinden sich in der Harburger Straße im Bau. Der B-Plan für das Vorhaben „Zum Hundertjährigen“ tritt in Kürze in Kraft. Es werden dort neben Gewerbe auch zehn Wohnungen geschaffen. Auch in Maschen könnten demnächst die Bauarbeiten starten. Für die Fläche an der Schulstraße/Alte Straße gibt es einen B-Plan, der den Bau von 50 Wohneinheiten vorsieht. Weitere 70 könnten an der Schulstraße/Theesweg entstehen.
In der Regel entstehen mehr Wohneinheiten als vorher
Bereits kurz vor der Fertigstellung sind 52 Wohneinheiten für Senioren Am Felde/Kamp in Meckelfeld. Derzeit ist eine B-Plan-Änderung für 24 weitere Wohneinheiten plus Tagespflegeplätze im Verfahren. Am Saal wurden 24 neue Wohneinheiten fertiggestellt. Am Appenstedter Weg/Heidekamp läuft das B-Plan-Verfahren für 20 neue Wohneinheiten.
In Ramelsloh sollen an der Marxener Straße/Breite Straße 17 Wohneinheiten geschaffen werden. In der Ortsmitte, auf dem ehemaligen Ramelsloher Hof sind zirka 20 Wohneinheiten im Bau. Fertig und bezogen sind die Neubauten in Over. Dort wurden 2019 Reihenhäuser mit 18 Einheiten gebaut. Viele kleinere Projekte entstehen darüber hinaus vor allem in den Ortschaften.
„Gerade in den größeren Gemeindeteilen kommt es in innerörtlicher Lage zu vielfältigen Aktivitäten“, sagt Andreas Schmidt. „Oft steht dabei der Abriss oder die Erweiterung von älteren Bestandsgebäuden im Mittelpunkt. In der Regel entstehen im Ergebnis dann mehr Wohneinheiten als vorher.“