Welle. Im Moor bei der Ortschaft Ottermoor sinkt seit Jahren der Wasserstand. Schuld sind vor allem Entwässerungsgräben und der Klimawandel.
Oftmals streiten Naturschützer mit Hamburg Wasser um die Trinkwasserförderung in der Heideregion – jetzt arbeiten sie zusammen, um ein besonders wertvolles Moor zu retten: Das Heidemoor bei Ottermoor zwischen Welle und Schneverdingen wird seit vielen Jahren immer trockener. Mit Unterstützung von Hamburg Wasser kann der Arbeitskreis Naturschutz (AKN) Tostedt, der das 121 Hektar umfassende Naturschutzgebiet seit 2007 betreut, nun umfassender helfen.
Wenn Heidebäche schwinden oder Grundwasserspiegel sinken, steht die Rohwasserförderung von Hamburg Wasser unter Generalverdacht. Fast 16 Millionen Kubikmeter Wasser entnahm der städtische Versorger im Durchschnitt seit 2005 jedes Jahr den Grundwasseradern der Nordheide. Um sicher zu gehen, dass die Trinkwasserbrunnen dem Moor nicht geschadet haben, hat Hamburg Wasser das Ingenieurbüro Geries mit einer Untersuchung beauftragt. „Die Trockenheit im Naturschutzgebiet Heidemoor bei Ottermoor ist keine Folge der Wasserförderung“, fasst Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser, das Ergebnis zusammen.
Trockenheit ist keine Folge der Wasserförderung
Uwe Quante, Zweiter Vorsitzender des AKN, bestätigt dies: „Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Einfluss der Brunnen nicht bis ins Heidemoor reicht.“ Seit 15 bis 20 Jahren beobachte der Arbeitskreis, dass das Moor deutlich trockener wird. „Es ist ein hochwertvolles Gebiet“, sagt Quante, „diese Art Moor kommt in unserer landwirtschaftlich ausgeräumten Landschaft kaum noch vor.“
Wertvolles Biotop mit zahlreichen Insekten
Das Naturschutzgebiet gehört zum europäischen FFH-Gebiet Wümmeniederung. Das mit Wald bewachsene Dünengebiet enthält zahlreiche flache Kleinmoore, stehende und fließende Gewässer, moorige und sandige Heideflächen sowie Magerrasen. Ökologisch herausragend ist der nährstoffarme Boden seiner zentralen Flächen. Sie bieten Hungerkünstlern aus dem Pflanzenreich selten gewordene Rückzugsräume. Davon profitieren unter anderem Insekten, die auf diese Pflanzenarten spezialisiert sind.
„Die Kleinmoore haben einen ausreichend hohen Wasserstand, um auch im Sommer moorig zu bleiben“, sagt Quante. In den nassen Bereichen gedeihen Lungenenzian und Sonnentau, Rosmarinheide und Moosbeere, so Quante. Im Trockenen ist Sandheide zu finden und mit ihr Reptilien, Schmetterlinge und andere Insekten, die Heideflächen bewohnen. Das Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen mache das Gebiet so hochwertig, sagt Quante.
Entwässerungsgräben und Klimawandel als Verursacher
Um es zu schützen, hat der AKN in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass nährstoffreiches Oberflächenwasser von umgebenden Agrarflächen nicht in das Heidemoor fließt. Auch hatte er einige vor Jahrzehnten zur „Moorkultivierung“ angelegte Entwässerungsgräben verfüllt, weil die Naturschützer den Verdacht hatten, dass diese Gräben dem Ziel, das Moor wieder stärker zu vernässen, entgegen stehen.
Studie bestätigt den Verdacht
Das bestätigt die Untersuchung des Ingenieurbüros aus Reinhausen bei Göttingen. „Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Austrocknung des Moores der zunehmenden Trockenheit infolge des Klimawandels und dem Bau von Entwässerungsgräben geschuldet ist“, sagt Braukmann. Ein weiterer Störfaktor sind große Bäume, die dem Moor Wasser entziehen.
Der Landkreis Harburg hatte deshalb in Abstimmung mit dem AKN bereits einzelne Bäume fällen lassen. Die Naturschützer haben zudem die Flächen regelmäßig entkusselt (auf ihnen Jungbäume entfernt), damit sie nicht verwalden. Auch Schäfer waren mit ihren Schafen und Ziegen im Heidemoor aktiv, um den Baumnachwuchs zu bekämpfen.
Wasserwege im Moor werden umgestaltet
Der AKN und Hamburg Wasser wollen nun gemeinsam die Austrocknung des Moores stoppen oder zumindest bremsen. Dazu sollen die Wasserwege im Moor und darum herum umgestaltet werden: Weitere künstlich geschaffene Gräben werden verfüllt und vom AKN angelegte Dämme ergänzt. Ein Messstellenetz soll die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen.
„Wir freuen uns sehr über das Engagement von Hamburg Wasser“, sagt Uwe Quante. Der Wasserversorger werde die Maßnahmen zunächst mit 40.000 Euro unterstützen, kündigt Ole Braukmann an.