Hamburg. Süder- und Norderelbbrücken werden abgerissen und ersetzt. Neubauten werden auch Fuß- und Radwege erhalten. Großprojekt bis 2027.

Die Sanierung und der Ausbau der Autobahnen A7 und A1 im Hamburger Süden wird nach den aktuellen Berechnungen wohl bis in die 30er Jahre des Jahrhunderts andauern. „Dabei werden die Arbeiten an den Strecken vom südlichen Ausgang des Elbtunnels wohl allein eine dreistellige Millionensumme kosten“, sagt Christian Merl, Sprecher Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) und der neuen Autobahn GmbH des Bundes.

Er hatte am Donnerstag im Bauausschuss des Landkreises wichtige Projekte für den Hamburger Süden erläutert. Klar ist: Die Maßnahmen sind bitter nötig. „Die Straßeninfrastruktur ist alt, kaputt, überfordert und überlastet,“ fasste Merl zusammen.

Elbtunnel für Hilfsdamm gesperrt

An diesem Wochenende setzt die Deges ein neues Ausrufezeichen. Über 55 Stunden, von Freitagabend 22 Uhr bis Montagfrüh um fünf Uhr, wird der Elbtunnel gesperrt, um den Anschluss eines Hilfsdamms vorzubereiten. Er soll von November an für den Verkehr über das anschließende Brückenbauwerk in Betrieb gehen. Auf dem Damm ist Platz für zwei Fahrspuren, so dass während der Arbeit an den Fahrbahnen der Verkehr ausweichen kann. So werden auch während der Baumaßnahmen weiter sechs Spuren bereitstehen.

130 Spezialisten aus mehr als 20 Gewerken

Insgesamt werden an dem Wochenende 130 Spezialisten aus mehr als 20 Gewerken auch Schilderbrücken abreißen, den Tunnelrechner neu programmieren und erste Arbeiten für die Sanierung von insgesamt sechs Mega-Stützen auf der anschließenden, aufgeständerten Strecke angehen. „Dazu werden Stahlplatten eingesetzt, damit in der Fahrbahn keine Löcher entstehen, wenn die Stützen abgerissen werden“, so Merl.

Die 3,8 Kilometer lange, aufgeständerte Autobahnstrecke hinter dem Tunnel gilt als längste Brücke Deutschlands. Auch sie muss aber rasch erneuert werden. Allein für Ab- und Aufbau der Megastützen sind dabei zweimal zwei Jahre notwendig, weil nur drei von ihnen parallel ersetzt werden können.

Nach der Fertigstellung wird die A7 hier achtspurig sein. Dafür wird der Spalt in der Mitte der derzeitigen Fahrbahnen geschlossen, den die Planer in den 70er Jahren bewusst als Kapazitätsreserve frei gelassen hatten. „Die Breite passt genau für zwei zusätzliche Spuren“, sagt Merl.

Bis 2027 sollen die Arbeiten an der A7 dauern

Bis 2027 sollen die Arbeiten an der A7 dauern. Dann will die Deges, die auch in die seit Anfang des Jahres bereits ihn Hamburg tätige Autobahn GmbH übergehen soll, möglichst rasch auf der für den Süden ebenso wichtigen A1 starten. Herzstücke der Strecke in der Region sind die beiden Brücken über die Süder- und die Norderelbe. Die Zeit drängt auch hier. So liegt die Restnutzungsdauer der Norderelbbrücke bei neun Jahren.

Klar ist: Beide Brücken müssen abgerissen werden. Im Norden wird zuerst eine neue Brücke neben der bestehenden gebaut, dann die alte weggenommen und schließlich eine zweite Brücke aufgestellt. Da die beiden neuen Bauwerke jeweils sechs Spuren haben werden, gibt es auch während der Bauphase keinen Engpass und am Ende zwölf Fahrbahnen.

Im Süden wird aus dem bislang flachen Elbübergang eine Bogenbrücke (siehe Foto). Entworfen wurde sie im Büro der Stararchitekten Von Gerkan Marg und Partner. Kurz vor der Ausfahrt Harburg soll der Ostteil aus dem Jahr 1938 fallen, sobald ein Neubau fertig ist. Er soll dann an die Stelle der alten Brücke eingeschoben werden. Sie soll zunächst, etwas verengt, weiter sechs Spuren bieten. Danach folgt eine zweite Brücke, die den Westteil aus den 60er Jahren ersetzt. Im Süden kann der Verkehr künftig auf acht Spuren fließen. Beide Brücken, im Norden und im Süden, werden mit Fuß- und Radwegen ausgestattet.

„Wir wollen den Verkehr nicht verdrängen“

Schon jetzt versichert Deges- und Autobahn-Sprecher Merl, dass während der Bauphasen keine Fahrspuren wegfallen sollen: „Wir wollen den Verkehr nicht verdrängen.“ Dazu kommt: Ende des Jahres sollen sowohl die Wilhelmsburger Reichsstraße als auch die Harburger Autobahnumgehung, die nun beide zur Bundesstraße 75 werden, fertig sein. Damit lässt sich die vierspurige Straße etwa in Richtung der A1 als Parallelstrecke uneingeschränkt nutzen.

„Für den Landkreis ist der Start der neuen Autobahngesellschaft eine gute Nachricht“, sagte Susanne Dahm, die Verkehrskoordinatorin des Kreises, im Bauausschuss. „Wir haben jetzt nur noch einen Ansprechpartner, wenn Entscheidungen für die Autobahnen anstehen.“

Nachdem inzwischen deutlich ist, dass sich der Verkehr während der Baumaßnahmen weniger von den Autobahnen verlagern wird als bisher angenommen, soll die Sanierung der Kreisstraßen weiter laufen. „Einen Baustopp über Jahre hinweg wird es also nicht geben“, sagt Dahm. Er hätte den Straßen in der Region wohl kaum gutgetan.