Hamburg. Ob Velorouten-Bau, Sanierung von Hauptverkehrsadern oder Erneuerung von Strom- und Gasleitungen: Baustellen überall.
Wer derzeit mit dem Auto von der Harburger Stadtmitte aus in den Binnenhafen oder heraus fahren möchte, braucht wegen der vielen Baustellen Geduld und Ortskenntnis. Die bereits zwei Monate währende Sperrung der Haupt-Hafenzufahrt über die Straße zur Seehafenbrücke wurde noch einmal um vier Wochen verlängert. Die seit vier Jahren andauernde halbseitige Sperrung der Neuländer Straße im Binnenhafen bleibt bestehen. Damit ist eine zweite wichtige Zu- und Ausfahrt des Binnenhafens weiterhin eingeschränkt.
Der Weg dorthin führt ohnehin über weitere Baustellen. So wird an der Hannoverschen noch bis November die Veloroute 11 (Rathausmarkt – TUHH) gebaut und parallel die B 75 saniert. Mit dem Ende der aktuellen Baustellen wird es nicht getan sein: Demnächst wird an der Nartenstraße der Bau der Veloroute 10 (Hafencity – Neugraben) begonnen – inklusive eines großen Kreisverkehrs an der Kreuzung Nartenstraße/Neuländer Straße Treidelweg. Bewohner und Büromieter im Binnenhafen schweben zwischen Verärgerung und Resignation. Vor allem eine bessere Information wird erbeten.
Sanierung vieler Hauptverkehrsstraßen überfällig
„Das ist wirklich gerade sehr ärgerlich“, sagt Melanie-Gitte Lansmann, Sprecherin des Channel Hamburg, dem größten Gewerbeimmobilien-Entwickler und -Vermarkter im Binnenhafen. „Unsere Mitarbeiter stöhnen alle und unsere Mieter grummeln schon, aber wir können ja auch nichts gegen die Baustellen unternehmen.“
Viele der Baustellen werden derzeit mit dem Bau der beiden Velorouten begründet. Das ist allerdings nur zum Teil richtig: Bei den meisten Hauptverkehrsstraßen im Bezirk ist eine Grundsanierung überfällig. Sie müssen demnächst – einige schon längst – ohnehin von Unterbau bis Gehwegdecke komplett erneuert werden. Der Bau der Velorouten ist da nur der Anlass, lange Aufgeschobenes nun geplant anzugehen, bevor große Schäden zu unerwarteten Zeitpunkten plötzliche Sperrungen erforderlich machen, wie jüngst etwa der Wasserrohrbruch unter der Neuländer Straße.
Veloroutenbau und Kabelsanierung
Ein anderer Zusammenhang mit dem Bau der Velorouten ist, dass eine Straße mit fertig gestellter Veloroute erst einmal fünf Jahre lang für Leitungsarbeiten tabu sein soll. Wo Velorouten gebaut werden, werden deshalb auch häufig Rohre und Kabel gleich mit erneuert. Das kann dann durchaus Straßen betreffen, die nur an und nicht auf der Veloroute liegen.
Ein Beispiel dafür ist die Straße „Zur Seehafenbrücke“: Hier erneuert Stromnetz Hamburg Nieder- und Mittelspannungsleitungen, die zum Harburger Ring – hier verläuft die Veloroute – und darunter hindurch führen. Sie wurden in den 1980er-Jahren, als die Straßen neu angelegt wurden, eingebaut und kommen langsam in ein anfälliges Alter. Die neuen, mit robusterem Kunststoff ummantelten Leitungen sollen sechs Jahrzehnte halten und so die anliegenden Quartiere lange sicher mit Strom versorgen, sagt Stromnetz-Sprecherin Annette Polkehn-Appel.
Stromnetz Hamburg: "Wir bauen ja nicht zum Spaß"
„Wir bauen ja nicht zum Spaß, oder um die Anwohner zu ärgern“, sagt sie, sondern um unserer Aufgabe nachzukommen. Im Zuge des Veloroutenbaus sind wir gefragt worden, ob wir zuvor an der Strecke noch bauen müssten und hier war es notwendig.“
Was die Stromnetz-Planer nicht vorhersehen konnten: In der Zwischenzeit hatte der Schwarzenberg einen größeren Druck aufs Erdreich unter der Straße an seinem Fuß entwickelt, als seinerzeit, als die Leitungen gelegt wurden. Damals war die Straße dort noch eine Nebenstraße an der Seitenmauer der Harburger Brauerei. Die Brauerei gibt es ebenfalls nicht mehr. An ihrer Stelle steht ein Wohnblock. Das kann der Grund dafür sein, dass bei den Ausschachtungsarbeiten das Erdreich nachgab. Ein Arbeiter wurde dabei eingeklemmt und musste befreit werden. Daraufhin wurde eine neue Trasse gewählt, um die Leitung, die vom Umspannwerk in der Schlossstraße kommt, neu zu verlegen.
Eine Ausweichstrecke, die nicht ausgeschildert ist
Allerdings geschah der Erdrutsch bereits Ende Juni. Erst kurz vor dem offiziell geplanten Baustellenende am vergangenen Wochenende wurde über die Verlängerung informiert. Über das Wochenende war die Straße sogar wieder geöffnet, um als Ausweichstrecke für die Fahrbahnsanierung des Schlossmühlendamm zu dienen. Dass der Schlossmühlendamm ansonsten die Strecke ist, über die man doch noch auf die Brücke zum Binnenhafen sowie zu den Wohnhäusern und dem Möbelgeschäft an der Straße zur Seehafenbrücke gelangt, wird an der Baustelle am Schwarzenberg aber nicht angezeigt. „Das muss man selbst wissen“, kritisiert Melanie Gitte Lansmann.
Die halbseitige Sperrung der Neuländer Straße soll laut Hamburger Baustellenatlas bereits in zwei Wochen beendet sein – zumindest die Gasleitungsbaustelle, mit der sie derzeit begründet wird. Zuvor wurde die Straße gesperrt, um die Baustelle an der Kornweide zu entlasten. Die existiert weiterhin.