Lüneburg . Die neue, dann größte Multifunktionshalle für Sport, Kultur und Events in der Region soll zum 1. April 2021 an den Betreiber gehen.

Die grauen Betonfertigteile für die Tribünen im ersten und zweiten Rang ragen wie überdimensionale Treppenstufen in die Halle. Weil sie zehn Tonnen wiegen und überlang sind, mussten sie nachts mit Schwergut-Transporten nach Lüneburg geliefert werden. Auf ihnen werden in der Arena Lüneburger Land rund 3000 blaue Sitze montiert. Zwar liegt überall auf den Böden der noch leeren Umkleide-, Büro-, Presse- und Technikräume, den Treppen und Gängen noch feiner Sand.

Doch der Gastronomiebereich in der ersten Etage und sein Eingang im Erdgeschoss sind schon verglast. „Was wird das hier einmal für eine Atmosphäre sein“, schwärmt Kreisrätin Sigrid Vossers bei ihrem ersten Rundgang über die Baustelle. Für einen Moment hat sie sich in ein Spiel der Bundesliga-Volleyballer der SVG Lüneburg versetzt, die von ihren Fans angefeuert werden.

Erste Ideen reichen bis 2014 zurück

Kein Zweifel: Als der Bauherr Landkreis Lüneburg 2017 die Planungen des Architektenbüros Bocklage & Buddelmeyer von einem Privatinvestor kaufte, war Corona nichts weiter als ein mexikanisches Bier. Die ersten Ideen reichen dabei sogar bis 2014 zurück. Doch die Diskussionen über steigende Kosten und politische Hakeleien haben das Projekt aufgehalten.

Arena Lüneburger Land von Innen
Arena Lüneburger Land von Innen © Altshift | Altshift

Im April 2019 übernahm für den Kreis dann neben Vossers auch der Leitende Kreisverwaltungsdirektor Hans-Richard Maul das Projekt. Zwei Monate später holten beide das bundesweit aufgestellte Reese Baumanagement als Projektsteuerer ins Boot. Nachdem der Lüneburger Kreistag im Mai und August die Fortsetzung des Baus und das Budget genehmigt hatte, nahmen die Arbeiten am Standort Lüner Rennbahn nahe der Autobahn 39 im November einen neuen Anlauf.

Klares Ziel: Die neue und dann größte Multifunktionshalle für Sport, Kultur und Events in der Region Lüneburger Heide zum 1. April 2021 an den künftigen Betreiber zu übergeben. „Dabei“, verspricht Vossers, „halten wir eisern am Budget von 21,4 Millionen Euro fest.“ Die Summe war zuletzt noch einmal um 200.000 Euro gestiegen, weil der Behindertenbeirat von Stadt und Landkreis einen weiteren Fahrstuhl für die Barrierefreiheit durchsetzte. Noch kurz vor dem Einsetzen der Coronakrise hatte sich der Landkreis im März entschlossen, die Halle als Unternehmer selbst zu führen. So kann er die Mehrwertsteuer sparen. Dafür wurde Ende Juni 2020 eine neue Gesellschaft gegründet.

Probleme durch Corona

„Doch sie ist beim Amtsgericht Lüneburg noch immer nicht eingetragen“, ärgert sich Reese-Geschäftsführer Gereon Raab. „Wir haben zwar Verständnis für die Probleme durch Corona. Begeistert sind wir aber nicht.“ Denn ohne den Eintrag muss die Ausschreibung für die beiden seit Ende Mai komplett vorliegenden Verträge für einen Dienstleister für die Veranstaltungen und einen Gastronomen weiter verschoben werden.

Immerhin: Kreisrätin Vossers rechnet nun „täglich“ damit, dass das Gericht die Gesellschaft handlungsfähig macht. Von Mitte August an gerechnet, könnten die Angebote für die Verträge in sechs Wochen vorliegen. Beide Verträge sind für jeweils zehn Jahre ausgelegt und sollen zeitlich parallel vergeben werden. Entscheiden muss schließlich der Kreistag. „Die Verträge mit den ausgesuchten Bewerben könnten so bis zum Herbst abgeschlossen sein“, sagt Vossers.

Keine fest ausgehandelte Pacht

Damit blieben bis zur Übergabe und Eröffnung noch einige Monate Zeit. Spielt der Coronavirus 2021 noch eine Rolle, geht Reese-Geschäftsführer Raab derzeit davon aus, dass maximal jeder dritte Platz in der Halle genutzt werden kann. Das wären rund 1200. Das gilt zwar als eine gängige Größe für Veranstaltungen in der Region Lüneburg. Fraglich ist, ob der Bewerber unter diesen Einschränkungen ausreichende Einnahmen erzielen kann. Für den Dienstleistungsvertrag gilt:

Der Ausgewählte erhält eine Provision aus den Einnahmen des Kreises. Er muss keine Pacht zahlen. Diesen Vorteil hat der künftige Caterer nicht. Er soll für die Einrichtung von Küchen, Tresen, Restaurant und weiteren Räumen investieren. Raab rechnet mit bis zu 400.000 Euro. „Es ist in der Branche üblich, dass Gastronomen sich die Einrichtung so einbauen lassen, dass sie für ihre Arbeit geeignet ist“, versichert Vossers. Der Kreis wird in der Gastronomie mit einem Prozentsatz an den Einnahmen beteiligt.

Das bedeutet, dass bei einem eingeschränkten Besuch zumindest keine fest ausgehandelte Pacht fällig wird. „Es ist vorgesehen, dass der Caterer eigenständig Angebote machen oder einer Catering-Service einrichten kann“, sagt Kreisverwaltungsdirektor Maul, der den Bau verantwortet und so die Ausstattung der Halle bestens kennt.

272 Parkplätze sind auf dem Grundstück fest eingeplant

Welche und wie viele Bewerber sich für die Arena interessieren werden, ist derzeit offen. Die Kreisrätin setzt darauf, dass sich mehrere Interessenten melden, sobald die Portale für die europaweite Ausschreibung geschaltet sind. Bislang jedoch gibt es nur einen festen Interessenten - einen bekannten. Klaus Hoppe, der Chef der Lüneburger Campus Management GmbH, hat bereits versichert, dass er als Dienstleister tätig werden will. „Wenn die Konditionen für mich passen, bin ich dabei“, sagte Hoppe dem Abendblatt.

Das gilt für ihn aber nicht für das Catering. Hoppe, der schon den inzwischen mit Abfindung aufgehobenen vorigen Betreibervertrag unterzeichnet hatte, gilt in Lüneburg nach dem Aufbau seiner Campus Gruppe mit Cafes, einem Car-Sharing oder der Ritterakademie als erfolgreicher Veranstalter. Er zweifelt jedoch daran, dass sich die geforderten Investitionen im Catering stemmen lassen. Womöglich müsse der Kreis seine Strategie ändern und die Einrichtungen selbst fertig bauen.

272 Parkplätze sind auf dem Grundstück an der A 39 fest eingeplant. „Weitere 100 Parkplätze können wir auf einem Streifen an der Autobahn nutzen. Der Eigentümer ist einverstanden“, sagt Verwaltungsdirektor Maul. Alle zusammen sollen für mehr als 1800 Besucher reichen. Weitere 400 Plätze sollen folgen. „Die ersten 100 sind gesichert“, sagt Maul. Reese-Geschäftsführer Raab will zwei Shuttle-Abfahrten ab dem Bahnhofsparkhaus und dem Freibadparkplatz Bardowick einrichten. Partner soll hier das Stader Busunternehmen KVG werden.