Harburg . Baubeginn für noch größeres HIP Two ist noch nicht terminiert. TUHH will auch hier zum Ankermieter werden.
Der Umzug gleicht einem Katzensprung, für Kerstin Kuchta ist er ein Meilenstein: Die Professorin bezog mit ihrer 20-köpfigen Arbeitsgruppe Abfallressourcenwirtschaft jetzt als erstes Forschungsteam der Technischen Universität Hamburg (TUHH) den Hamburg Innovation Port (HIP) an der Blohmstraße im Binnenhafen. Der erste von vier Bauabschnitten (HIP One) wurde bereits Ende November 2019 offiziell eingeweiht.
Doch erst jetzt sind die Labore für die Ressourcenforschung komplett eingerichtet. Zuvor war Kuchtas Arbeitsgruppe in einem älteren, langfristig dem Abriss geweihten Gebäude an der Harburger Schloßstraße untergebracht und haderte dort mit den räumlichen Bedingungen.
Begeistert führt die Professorin ihre Besucherin durch die größtenteils offenen Büros im ersten Stock und die Laborräumlichkeiten im Erdgeschoss. „Wir haben hier viel Platz und sowohl im Büro als auch im Labor gute Möglichkeiten, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten“, sagt sie.
Kühlplatten an den Decken
Das Haus riecht noch neu, verstärkt durch die Sommerhitze, die auch im Gebäude deutlich spürbar ist – durch die Kühlplatten an den Decken, ein Highlight der Gebäudetechnik, fließt noch kein kaltes Wasser. Und auch sonst hakt es noch an der einen oder anderen Stelle. Kuchta lächelt das weg.
Insgesamt sieben TUHH-Institute oder -Abteilungen werden in den kommenden Wochen das siebenstöckige Gebäude zwischen Ziegelwiesenkanal und Blohmstraße beziehen. Anwärter Nummer zwei ist das neue Institut für Software Security unter Leitung des Informatikers Prof. Riccardo Scandariato, der von der Universität Göteborg aus Schweden nach Harburg kommt. Kuchta rechnet damit, dass das neue Forschungsdomizil spätestens im Laufe des Novembers vollständig bezogen sein wird.
Als Vizepräsidentin für die Lehre hofft sie darauf, dass auch der zweite Bauabschnitt des HIP möglichst schnell in Angriff genommen wird: „HIP One hat keine Lernräume. Die brauchen wir aber dringend. Rund 2000 Quadratmeter sollten im HIP Two für gemeinsames Arbeiten zur Verfügung stehen“, sagt Kuchta.
Weitere 8000 Quadratmeter werden nach ihren Angaben für Stillarbeitsplätze, Rechnerräume und Labore benötigt. Im nun folgenden Bauabschnitt sind drei Gebäudeteile geplant, darunter ein 65 Meter hoher Büroturm, der zum Wahrzeichen des HIP werden soll. Insgesamt werden 20.000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Kuchta würde am liebsten mit ihrer TUHH den gesamten Platz beanspruchen.
15 neue Professuren sind ausgeschrieben
„Wir haben massiven Bedarf. Derzeit sind im Rahmen des Wachstumskonzepts 15 neue Professuren ausgeschrieben. Wir hoffen auf hochkarätige Bewerber, müssen denen aber auch angemessene Arbeitsbedingungen bieten können. Für ein, zwei Jahre ließen sich beengte Platzverhältnisse mit der Aussicht auf im Bau befindliche moderne Forschungsstätten begründen.“
Kuchta weiß aber auch, dass Investor Arne Weber (HC Hagemann) den Hamburg Innovation Port als einen Ort konzipiert hat, in dem sich die Wirtschaft mit der Wissenschaft vernetzen kann. Also sollten im zweiten Bauabschnitt vermehrt Technologieunternehmen einziehen – im HIP One hat nur die 3D.aero GmbH ihren Firmensitz. Das 30-köpfige Team entwickelt Automatisierungstechniken für die Luftfahrt.
Auf der Projektseite www.hamburg-innovation-port.com heißt es zum zweiten Bauabschnitt: „Ab 2020 wird gebaut“. Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus. Vieles spricht dafür, dass auch im HIP Two die TUHH der Ankermieter werden wird, der dem Investor genügend Planungssicherheit gibt, um den Bau zu beginnen. Denn anders als beim deutlich kleineren HIP One (6000 Quadratmeter Nutzfläche) will Weber erst anfangen zu bauen,wenn er mit der Wissenschaftsbehörde einen entsprechenden Mietvertrag abgeschlossen hat – bei HIP One war der auf 20 Jahre angelegte Vertrag erst wenige Wochen vor der Einweihung zustande gekommen.
Behörde mag sich noch nicht festlegen
Die Behörde mag sich noch nicht festlegen, wann der Mietvertrag unter Dach und Fach sein wird: „Wir sind mit dem Investor und der TUHH kontinuierlich im Gespräch über die Entwicklungsperspektiven für die Technische Universität“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem Abendblatt. „Dabei gilt, dass zunächst die baulichen Anforderungen und die spätere Nutzung an das Gebäude mit allen Partnern genau definiert werden müssen. Daraus ergeben sich die Kosten für das Bauprojekt. In Folge dessen ergeben sich auch die Mietkosten für die künftige Nutzung. Der erfolgreiche Abschluss eines Mietvertrags hängt dann an der Zustimmung der Bürgerschaft.“
Dass mehr Fläche für die TUHH gebraucht wird, ist der Wissenschaftsbehörde klar. Sie hatte im vergangenen Jahr den hauptsächlich durch das Wachstumskonzept ausgelösten zusätzlichen Flächenbedarf auf 15.300 Quadratmeter beziffert. Zieht man die neuen Räumlichkeiten in HIP One ab, fehlen noch gut 10.000 Quadratmeter.
Sollten die Verhandlungen demnächst zu einem erfolgreichen Ende kommen und der Senat den Einzug der Technischen Universität ins HIP Two noch in diesem Jahr beschließen, werden einige weitere Monate für die Zustimmung der Bürgerschaft benötigt. Beim ersten Bauabschnitt erfolgte der Senatsbeschluss Ende Juli 2019. Der Mietvertrag kam Anfang November zustande.