Hamburg. Im Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook kommt die Infrastruktur nicht nach. Neubürger sind verärgert.

Der Fischbeker Heidbrook zählt zu den größten Neubaugebieten Hamburgs: Rund 1200 Wohneinheiten werden es insgesamt bald sein, die dort auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Grenze zu Neu Wulmstorf weitgehend schon entstanden sind. 2016 wurden hier die ersten Häuser gebaut, im vergangenen Jahr die letzten Grundstücke vermarktet. Zwar gibt es für die Einfamilienhäuser strenge Gestaltungsvorschriften der städtischen Projektentwicklungsgesellschaft IBA, doch beim Tempo des Infrastrukturausbaus handhabt man es dort nicht so streng. Das betrifft jedenfalls die Eröffnung der beiden für den Heidbrook versprochenen Kitas, wie Neubürger aus dem Gebiet jetzt beklagen.

Da ist zum Beispiel Arne Eckhoff, der mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern (vier und sechs Jahre alt) von Finkenwerder nach Fischbek gezogen ist. „Wir haben uns überall im Süden Hamburgs umgeschaut, eine Kita so dicht in der Nähe zu haben, wie versprochen, war dann ein wesentlicher Grund hier zu bauen“, sagt er. 2017 sollte tatsächlich die erste Heidbrook-Kita eröffnen, dann wurde 2019 genannt. Nun teilt die IBA auf Abendblatt-Anfrage mit, dass die beiden geplanten Einrichtungen dort mit zusammen 260 bis 300 Plätzen „voraussichtlich“ erst Ende 2020 eröffnen werden. „Schwierigkeiten beim Investor“ hätten zu der Verzögerung geführt.

Schulwunsch Schnuckendrift abgelehnt

Für den inzwischen sechsjährigen Sohn von Arne Eckhoff und andere Kinder aus dem Gebiet ist das mittlerweile zu spät, seine beiden Kinder musste die Familie umständlich mit dem Auto in eine weiter entfernte Kita bringen. „Denn auch die Anbindung mit dem Bus ist hier nicht optimal“, sagt er. Doch damit nicht genug. Nun hat die Familie – wie Nachbarn auch – ein Problem mit einer offensichtlich eingeschränkten Grundschulauswahl. Ihre erste Wahl war die nah gelegene Schule Schnuckendrift. Doch dort waren angesichts des steten Zuzugs von Familien aber deutlich mehr Anmeldungen eingegangen als Schüler untergebracht werden können.

Die Eckhoffs bekamen daher die ebenfalls wohnortnahe Grundschule Ohrnsweg zugewiesen, die laut dem Schulentwicklungsplan in den nächsten Jahren auch weiter massiv ausgebaut werden soll. Sie soll dann auch die zuständige Grundschule für das nächste große Fischbeker Neubaugebiet, die Fischbeker Reethen, werden. Allerdings ist sie eine gebundene Ganztagsschule, wo Kinder bis zum Nachmittag verpflichtend betreut und unterrichtet werden. Die Eckhoffs und Nachbarn wie der Familienvater Gerret Braren mit ebenfalls zwei kleinen Kindern hätten aber lieber ein offenes Ganztagsangebot mit Verpflichtung nur bis zum Mittag – so wie in der Grundschule Schnuckendrift.

Schule Ohrnsweg hat verpflichtende Ganztagsbetreuung

„Die Schule Ohrnsweg ist ohne Zweifel eine sehr gute Schule – aber wir wollen unsere Kinder an manchen Nachmittagen auch selbst betreuen“, sagt Arne Eckhoff. Etwa, damit die Kinder an einem Vereinssport teilnehmen können. Doch die Eckhoffs und ihre Nachbarn müssen offensichtlich zunächst weiter mit diesem eingeschränkten Grundschul-Angebot klarkommen, wenn sie denn ihre Kinder in der Nähe ihres neuen Wohnorts unterrichten lassen wollen.

Ob eine Schule einen gebundenen oder einen offenen Ganztag anbietet, sei allein eine Sache der Schule, heißt es in einem Schreiben vom Büro des zuständigen SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Matthias Czech an Eckhoff. Die Behörde habe darauf keinen Einfluss. Man werde aber das Thema bei den weiteren Planungen zum Ausbau der Infrastruktur in Neugraben-Fischbek im Auge behalten.

Ab 2022 kommen noch die Fischbeker Reethen dazu

Tatsächlich dürfte sich hier im äußersten Südwesten Hamburgs die Nachfrage nach Kita- und Schulplätzen in nächster Zeit kaum entspannen. Im Fischbeker Heidbrook ist gerade erst ein neuer Block mit gut 160 Wohnungen in die Vermietung gegangen. Und ab 2022 geht es in den Fischbeker Reethen mit weiteren 2300 Wohnungen weiter. Der aktuelle Schulentwicklungsplan der Schulbehörde geht denn auch davon aus, dass in der Region Fischbek-Neugraben die Zahl der Grundschüler (und damit zuvor auch die der Kita-Kinder) in den kommenden Jahren um 75 Prozent wachsen wird. Die Grundschule Ohrnsweg soll daher von drei auf sechs Züge ausgebaut werden. Langfristig, so heißt es in dem Plan, sei auch die Neugründung einer Grundschule in der Region notwendig. Wo das sein wird, steht allerdings noch nicht fest.