Harburg/Hannover. Die Landesregierung will mehr der ferngelenkten Fluggeräte anschaffen. Bislang stockt das Programm allerdings.
Die geplante Anschaffung neuer Drohnen für die niedersächsische Polizei kommt kaum voran. Landesweit gibt es erst drei der ferngesteuerten Fluggeräte – zwei bei der zentralen Polizeidirektion in Hannover, eine bei der Polizei im Landkreis Harburg. Das ergab eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur beim Innenministerium. Im vergangenen Sommer hatte Innenminister Boris Pistorius (SPD) angekündigt, dass der Drohnenbestand nach dem Ende einer bis Oktober 2019 laufenden Erprobung aufgestockt werden solle. Seither wurde aber lediglich eine nicht mehr einsatzbereite Drohne durch eine neue ersetzt. Neue Fluggeräte gibt es bislang nicht.
Ministerium setzt weiterhin auf Ausstattung mit dem Fluggerät
Das Ministerium hält allerdings an der geplanten Aufrüstung fest: Derzeit werde ein Konzept für einen landesweiten Einsatz erarbeitet, hieß es. Die Erfahrungen im Landkreis Harburg hätten gezeigt, dass Drohnen die Polizeiarbeit erleichtern können, beispielsweise bei der Suche an Tatorten oder nach Vermissten, bei der Aufklärung von Gefahrenlagen oder zur Dokumentation. Für die Umsetzung des landesweiten Konzepts könne aber noch kein Zeitpunkt benannt werden.
GdP: Vorteile bei der Alltagsarbeit
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte auf Anfrage mit, ein entscheidender Vorteil von Drohnen sei, dass Beamte aus Gefahrenbereichen herausgehalten werden können, etwa bei der Ursachenermittlung nach Bränden, wenn die Gebäude noch zu warm oder einsturzgefährdet sind. Nach schweren Unfällen könnten Drohnen auch die Unfallaufnahme beschleunigen, was zu kürzeren Staus führe. Insgesamt seien Drohnen daher „eine sinnvolle Ergänzung zum Polizeihubschrauber“ - und günstiger. GdP-Landeschef Dietmar Schilff bezeichnete die Drohnen als „sehr hilfreich“ für die Polizeiarbeit. Gleichzeitig bestehe jedoch die Gefahr, dass sie als neues Einsatzmittel den Eindruck erwecken, „wir seien auf dem Weg in den Überwachungsstaat“, sagte Schilff.
Tatsächlich sind die unbemannten Fluggeräte, die sehr präzise gesteuert werden können, bei Polizei und Feuerwehr in Niedersachsen schon seit längerer Zeit in mehreren Versuchsbereichen unterwegs. Und es gibt auch bereits Erfolge. So entdeckte die Polizei im Landkreis Harburg mit Hilfe einer Drohne im vergangenen November einen zehn Jahre alten Jungen, der vermisst wurde. Die Kamera der Drohne hatte das Kind entdeckt. „Erste Erfahrungen sind durchaus positiv“, sagte der Harburger Polizeisprecher, Hauptkommissar Jan Krüger vor dem Hintergrund der bislang gemachten Erfahrungen.
Erfolge bei der Personensuche
Zum Einsatz kommen die „unbemannten Flugobjekte“ unter anderem bei der Suche nach Personen. Vor der Entschärfung einer Granate in Alvesen im Landkreis Harburg entdeckte die Polizei per Drohne, dass sich Menschen in der Gefahrenzone aufhielten. „Für solche Bilder muss sonst möglicherweise ein Hubschrauber angefordert werden. Das ist natürlich mit viel mehr Aufwand verbunden und ein ganz anderer Zeit- und Kostenfaktor“, sagte Hauptkommissar Krüger.
Lageerkundung durch die Feuerwehr
Auch zur Lageerkundung bei größeren Bränden können Drohnen hilfreich sein. „Gerade bei größeren Gebäuden oder Industrieanlagen ist wichtig: Wo sind Zufahrtswege, wie ist die Ausbreitung des Brandes“, sagt Markus Hedemann, Zugführer der für Drohnen zuständigen Einheit bei der Kreisfeuerwehr Cloppenburg. Mittels Wärmebildkamera könne überprüft werden, ob nach dem Löschen des Brandes noch Glutnester übrig geblieben sind.
Nach Hedemanns Erfahrungen nutzen immer mehr Feuerwehren die Vorteile von Drohnen. Unter anderem in den Landkreisen Oldenburg, Vechta, Wesermarsch oder Ammerland seien Drohneneinheiten im Aufbau oder schon im Einsatz. „Die Zahlen werden weiter zunehmen, auch weil Drohnen immer günstiger werden“, sagte Markus Hedemann. Je nach Ausstattung gebe es geeignete Exemplare ab 2000 Euro, was auch den kleineren Feuerwehren eine Anschaffung der Fluggeräte ermöglichen würde.
Insgesamt kamen die Drohnen der Polizei in Niedersachsen im vergangenen Jahr auf rund 50 Einsätze, wie das Innenministerium in Hannover bestätigt hat. Und auch in diesem Jahr wurden die Drohnen bereits genutzt, vor allem in der Waldbrand-Prävention im Bereich der Lüneburger Heide.