Harburg. Die Findungskommission für die nachfolge von Ed Brinksma hat ihre Arbeit aufgenommen. Ausschreibung erfolgt noch im Juli.
Es wird bestenfalls sechs Monate, eher ein Jahr dauern, bis der scheidende Präsident der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ersetzt sein wird. Im Juni hatte der Niederländer Ed Brinksma angekündigt, dass er sein Amt aufgeben und zum 1. September Harburg verlassen wird, um die Leitung der Erasmus-Universität in Rotterdam zu übernehmen. Inzwischen hat eine Findungskommission der TUHH ihre Arbeit aufgenommen. Noch in diesem Monat soll die Präsidentenstelle öffentlich ausgeschrieben werden.
Allgemeines Bedauern über Brinksmas Wechsel nach Rotterdam
Der angekündigte Weggang des Informatikers löste allgemeines Bedauern aus. Hamburg verliere „einen hervorragenden Hochschulmanager, der das Wachstumskonzept, die Lehre und die Forschungsleistung der TU Hamburg sowie ihren Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft entschieden vorangetrieben hat“, kommentierte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) Brinksmas Entscheidung. Walter Conrads, Vorsitzender des Hochschulrats der TUHH, sagte über den scheidenden Präsidenten, er habe mit seiner großen internationalen Erfahrung der TU entscheidende Impulse gegeben, die über seine Amtszeit hinaus wirken werden.
Kürzeste Amtszeit aller Präsidenten
Zweieinhalb Jahre lang leitete Brinksma zusammen mit den Vizepräsidenten Prof. Andreas Timm-Giel (Forschung) und Prof. Kerstin Kuchta (Lehre) sowie Kanzler (Verwaltungsleiter) Arne Burda die Geschicke der Harburger Universität. Es wird die kürzeste Amtszeit unter den sieben Präsidenten, die seit der Gründung im Mai 1978 das Zepter übernommen hatten. „Es waren zweieinhalb erfolgreiche Jahre. Die TU war sehr glücklich, so einen hochkarätigen Manager und Wissenschaftler für sich gewonnen zu haben und hätte ihn gern über die gesamte Amtszeit gehabt“, sagt Ralf Grote, Leiter des Präsidialbereichs der Hochschule. „Aber solche Hochkaräter hat man nie für sich allein. Ed Brinksma ist gefragt worden, ob er nach Rotterdam kommt, er hat sich nicht beworben.“
Schwierige berufliche Entscheidung
In einem Schreiben an die TUHH-Angehörigen und Kooperationspartner nennt Brinksma seinen Weggang „eine der schwierigsten beruflichen Entscheidungen in meinem Leben“. Die Erasmus-Universität sei eine der weltweit führenden Universitäten, die in einem Verbund mit zwei weiteren renommierten Hochschulen in Rotterdam und Delft arbeite. Die neue Position sei „außerordentlich spannend und eine Herausforderung, die mich persönlich ehrt und die ich sehr reizvoll finde“, schreibt Brinksma. Aber der 62-Jährige nennt auch private Gründe, die eine maßgebliche Rolle gespielt hätten.
Auch familiäre Gründe spielten eine Rolle
Seine Frau, der erwachsene Sohn und die Tochter im Teenager-Alter sind bei seinem Wechsel in den Niederlanden geblieben. Es sei ihm immer wichtig gewesen, das Amt mit den familiären Verpflichtungen verbinden zu können, so Brinksma. „Leider haben gesundheitliche Probleme im engen Familienkreis das Gleichgewicht im Laufe des letzten Jahres deutlich verschoben. Die jüngste Corona-Krise hat mein Dilemma weiter verschärft“.
Jetzt gilt es für die TUHH, in die Zukunft zu schauen und möglich bald einen neuen Präsidenten ins Amt zu heben. „Eine Findungskommission aus jeweils vier Mitgliedern des Hochschulrats und des akademischen Rats hat ihre Arbeit aufgenommen“, sagt Grote. Die Kandidaten sollten Erfahrungen im Hochschulbereich, auch im Management mitbringen. „Eine Affinität zu Ingenieurswissenschaften wäre natürlich ein Vorteil, aber keine Grundvoraussetzung.“ Die Stelle werde noch im Juli öffentlich ausgeschrieben. Auch ausländische Bewerberinnen und Bewerber seien willkommen – Ed Brinksma ist der erste Präsident, der nicht aus der TUHH stammt.
Erste Gespräche mit Bewerbern im Spätsommer möglich
Wenn alles gut läuft, könnten im Spätsommer die ersten Gespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern geführt werden, hofft der Leiter des Präsidialbereichs. Nach heutiger Corona-Lage wären dann persönliche Gespräche möglich – per Videokonferenz ließen sich solche Bewerbungsgespräche kaum führen. Hat sich die Kommission auf einen Kandidaten verständigt, wird der Akademische Rat der TUHH ihn wählen, der Hochschulrat wird die Wahl bestätigen. Anschließend nimmt die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) die Verhandlungen mit der oder dem Ausgewählten auf und bestellt sie oder ihn zum neuen Präsidenten.
Vizepräsident führt einstweilen die Geschäfte
„Wenn wir schon in der ersten Bewerbungsrunde die perfekte Person haben, die dann auch noch beruflich nicht allzu langfristig an den bestehenden Arbeitsvertrag gebunden ist, könnten wir bestenfalls nach sechs Monaten den Amtswechsel vollziehen“, so Grote. Wahrscheinlicher sei es jedoch, dass sich der Prozess bis zu einem Jahr hinziehe. In der Zwischenzeit wird Vizepräsident Timm-Giel die Geschäfte der TUHH führen. Grote: „Er ist seit sechs Jahren im Amt und steht für Kontinuität. Andreas Timm-Giel hat die Wachstumstrategie der TU maßgeblich entwickelt.“
Wie das Wachstum konkret weitergeht, hängt von den Budgetverhandlungen für die kommenden sieben Jahre ab, die die TU derzeit mit der BWFG führt. Durch die Interims-Präsidentschaft von Timm-Giel wird auch der Posten des Vizepräsidenten Forschung vakant. Wie diese wiederbesetzt wird, ist noch nicht entschieden.