Hamburg. Zu Fuß, zu Pferde und mit dem Rad gehen die Beamten verstärkt gegen Drogenkriminalität vor. Die hat zuletzt stark zugenommen.
Die Pferde fallen auf. Das ist auch ihr Zweck. Wo auch immer die Reiterstaffel der Polizei auftaucht, erregt sie Aufmerksamkeit und erzeugt Sympathie. Dass die Beamten gerade am Kalischerplatz am Rande des Phoenix-Viertels zu sehen sind, ist kein Zufall: Die Polizei will im Viertel mehr Präsenz zeigen und so für mehr Sicherheit und weniger Straftaten sorgen.
Noch im Herbst hatte der Leiter des Polizeikommissariats 46, Dirk Noetzel bei einem Bericht im Regionalausschuss Harburg die Lage im Phoenix-Viertel als unauffällig bezeichnet. Lediglich am Kalischerplatz, der streng genommen schon außerhalb des Phoenix-Viertels liegt, hätte es eine problematische Lage gegeben, die man aber beobachte und auf die man reagiere.
Verstärkte Probleme mit dem Drogenhandel
Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt: „Wir haben hier vor allem ein Problem im Bereich BTM“, sagt Polizeirat Marc Podlech, Leiter des Stabs im Kommissariat. BTM steht für Betäubungsmittel – sprich: Drogen. Im Widerspruch zur Aussage seines Chefs sieht Marc Podlech die Entwicklung keinesfalls: „BTM-Verstöße sind Kontrolldelikte“, sagt der Beamte. „Weil wir angefangen haben genauer hinzusehen, finden wir auch mehr.“
Informationskampagne der Polizei
Da liegt eines der Probleme in der Bekämpfung der Drogenkriminalität: Sie wird zwar von vielen im Quartier wahrgenommen, aber nur von wenigen zur Anzeige gebracht. Da setzt das Handeln der Polizei jetzt an. „Wir werden gezielt die Bewohner des Viertels ansprechen und Handzettel in den Briefkästen verteilen und dabei darum bitten, dass die Leute mithelfen“, sagt Podlech, „wenn wir Hinweise erhalten, werden wir ihnen auch nachgehen.“
Aus dem selben Grund wird die Polizei jetzt im Phoenix--Viertel verstärkt Präsenz zeigen – mit Pferden und Peterwagen, zu Fuß und mit dem Fahrrad. Weithin sichtbar mit leuchtenden Sicherheitswesten oder verdeckt mit Zivilfahndern. „Wir können nicht rund um die Uhr an jeder Ecke sein“, sagt Podlech, „aber Dealer und Konsumenten müssen rund um die Uhr mit uns rechnen!“
Bezirksamt arbeitet mit
Mit im Boot bei der Kampagne ist auch das Bezirksamt. „Die Straßensozialarbeiter und die Mitarbeiter der Einrichtungen im Viertel haben berichtet, dass die Drogenproblematik im Viertel gerade größer wird“, sagt Sozialdezernentin Anke Jobmann. „Deshalb sind wir auch auf die Polizei zugegangen und haben gemeinsam die Strategie entwickelt.“
Im Stadtplan sucht man den Kalischerplatz vergebens. Er ist die große Gehwegfläche im Dreieck von Kalischerstraße, Bunatwiete und Eddelbüttelstraße. Doch auch ohne offiziellen Namen erfüllt er die Funktion eines Platzes im Quartier. Tagsüber spielen hier die Kinder des Viertels, Abends treffen sich hier Anwohner. Vor allem Tagelöhner, die in engen Wohnungen untergebracht sind, sind froh über jede Stunde guten Wetters, die sie draußen verbringen können. Rund um den Platz reihen sich Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, wie das Kennedyhaus, das Löwenhaus, ein Bolzplatz, das Oberstufengebäude der Goethe-Stadtteilschule, ein Studierendenwohnheim. Dieser Platz ist kein Ort, an dem die Stadt Drogenhandel dulden will. Auch den Konsum von Drogen will man hier nicht zulassen, damit die jungen Phoenixviertelbewohner hier keine schlechten Vorbilder haben.
Bei der Kampagne im Phoenixviertel macht die Polizei keinen Unterschied zwischen präventiven Maßnahmen, wie Aufklärung und Vertrauensbildung und repressiven Maßnahmen, wie Festnahmen, Anzeigen und Beschlagnahmen. „Das geht Hand in Hand“, sagt Marc Podlech, „und letztlich wirkt auch repressives Handeln präventiv.“
Neuer Schwerpunkt im Phoenixviertel
Die „operative Abteilung“ des Polizeikommissariats umfasst derzeit 25 Beamte und Angestellte, demnächst kommen noch einmal fünf Mitarbeiter hinzu. Die ganze Abteilung wird in nächster Zeit schwerpunktmäßig im Phoenixviertel eingesetzt. Hinzu kommen noch einmal mehr als 100 Beamte aus dem normalen Wach- und Streifendienst des PK 46, die sich ebenfalls verstärkt um das kleine Quartier kümmern werden. Zusätzlich zu den Harburger Kräften wird die Motorradstaffel aus Neugraben, die Fahrradstaffel und eben die Reiterstaffel für mehr sichtbare Präsenz sorgen und das Landeskriminalamt mit Beamten in Zivil nach dem Rechten sehen.
Beim Auftakt der Kampagne am Mittwoch am Kalischerplatz waren es vor allem die vier Beamtinnen der Reiterstaffel und ihre Pferde, die die Aufmerksamkeit der Anwohner erregten. Ganz nebenbei ergaben sich dann auch Gespräche am Infostand des Polizeikommissariats. Das Thema: „Was können Menschen tun, die Zeugen einer Straftat werden?“ Von der Hilfe ohne Selbstgefährdung über den Notruf bis hin zum Einprägen von Tätermerkmalen gibt eine Broschüre da Tipps. Das Ziel ist klar: Nicht die Gesetzestreuen sollen Angst haben, sondern die Gesetzbrecher.