Hamburg. Unbekannte sind im Ponyhof Meyers Park eingebrochen, haben Werkzeuge gestohlen und alles Mögliche beschmiert.
Als Heike Düring vom Ponyhof Meyers Park am Montag auf das Gelände im Wald kam, traute sie ihren Augen kaum. Auf dem idyllischen Hof unweit der Stader Straße zeigte sich ein Bild der Verwüstung. Das Fenster zur Werkstatt war aufgehebelt, wertvolle Werkzeuge gestohlen. Die Täter hatten zudem Ställe und Container, Infotafeln und Fensterscheiben mit Hakenkreuzen und Symbolen von Geschlechtsteilen besprüht.
Sogar der Radlader wurde mit roter Farbe beschmiert. Düring rief die Polizei, erstattete Anzeige. Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass es auf dem Geländes des Kinder- und Jugendreitvereins im Meyers Park zu Vandalismus kommt. „Verwüstungen und Einbrüche auf dem Hof gibt es öfter“, sagt die Vereinsvorsitzende Katja Stoffregen.
Immer wieder Einbrüche auf dem Ponyhof
„In der Vergangenheit wurde Stroh aus dem Lager in den Paddocks verteilt, immer wieder hat es Einbrüche in das Büro gegeben. Aber rechtsradikale Schmierereien hatten wir hier noch nicht. Diese Botschaft entsetzt und erschreckt uns.“
Der Ponyhof sei ein Ort, an dem alle Kinder – egal ob arm oder reich, mit oder ohne Handicap, mit oder ohne Migrationshintergrund – willkommen seien. „Ob die Hakenkreuze nur ein außerordentlich schlechter Scherz oder unserem Engagement für ALLE Kinder, also auch für Kinder aus ausländischen Familien gilt, wissen wir nicht“, so Katja Stoffregen. „Aber es ist schlimm, wenn diese Kinder am Nachmittag zu uns kommen und von Hakenkreuzen empfangen werden.“
„Offenbar gibt es Menschen in unserer Region, denen unsere Arbeit nicht gefällt“, sagt Mitstreiterin Heike Kühne. „Wir lassen uns davon aber nicht abschrecken – im Gegenteil, wir machen weiter – jetzt erst recht.“ Genau so sehen das auch die ehrenamtlichen Helfer Maike Breckwoldt, Dennis Jezewski, Benjamin Jürgens und Gerhard Kovalke. Sie machten sich bereits am Vormittag daran, mit Schleifmaschinen und Lösungsmittel die Hakenkreuze von den Holzfassaden und Fensterscheiben zu entfernen.
Ponyhof hatte nach Corona-Pause gerade wieder geöffnet
„Ich bin enttäuscht, wie dumm Leute sein können“, sagt Dennis Jezewski. „Es ist schlimm, dass so etwas bei uns passiert.“ Sein Kollege Gerhard Kovalke bezeichnet die Tat als „abartig“. „Man merkt, wie verletzlich man ist. Das ist schon traurig.“
Erst in der vergangenen Woche hatte der Ponyhof nach wochenlanger, corona-bedingter Schließung seine Türen wieder für die Kinder und Jugendlichen in Harburg geöffnet.
Um den kleinen Reitern die lange Zeit der Abstinenz zu erleichtern, hatten die Ehrenamtlichen den Kindern Fotos von ihren Lieblingsponys zugeschickt, Ausritte in kleinen Gruppen organisiert und viele Mails geschrieben. „Jetzt haben wir Corona überstanden, die Kinder können wieder kommen – und dann passiert das“, sagt Heike Kühne. „Wir machen hier alles für die Kinder, mit allem Engagement und Herz. Um so bitterer ist es, bestohlen zu werden.“
Zwei große Akkuschrauber haben die Täter mitgenommen, ebenso den Vorschlaghammer und die Stichsäge. Es fehlt die Leiter sowie jede Menge Gartenzubehör. Der Gesamtschaden beläuft sich auf mehr als 1000 Euro - die Ausgaben für die Entfernung der Schmierereien nicht miteingerechnet.
Keine Versicherung kommt für den Schaden auf
Kosten, die der Verein hofft, nun mit Spenden decken zu können. „Auch Werkzeugspenden nehmen wir gern entgegen“, sagt Katja Stoffregen. „Denn eine Versicherung, die den Schaden übernimmt, gibt es nicht.“ Der Grund: Das Gelände des Ponyhofs liegt in einem Naturschutzgebiet. Die Errichtung fester Gebäude ist dort untersagt. Das Gelände ist offen zugänglich, Büro und Werkstatt sind in hölzernen Gartenhäusern untergebracht.
„Eine Versicherung greift nur für die im Container und in den Spinden untergebrachten Gegenstände wie Sättel, Trensen, Halfter und Putzzeug“, sagt Katja Stoffregen, die nun gemeinsam mit Mitstreiterin Heike Kühne überlegt, wie sie das Gelände im Meyers Park zukünftig besser vor Einbrüchen und Vandalismus sichern könnte.
„Lichtanlagen mit Bewegungsmelder dürfen wir aus Tierschutzgründen nicht installieren“, sagt Heike Kühne. Für die Absicherung durch eine Alarmanlage sei die Anlage, die gut einen Hektar umfasst, zu groß. „Wir werden prüfen, ob es sich lohnt, Kameras zu installieren“, so Kühne, die hofft, dass die Polizei die Täter ermitteln kann. Sollte dies der Fall sein, drohen ihnen allein aufgrund der Hakenkreuzschmierereien mehrere tausend Euro Strafe.
„Wir gehen allerdings davon aus, dass es sich um Jugendliche handelt“, sagt Heike Kühne. Denen würde das Gericht wahrscheinlich die Ableistung von Sozialstunden verhängen. „Diese können sie dann gleich bei uns als Wiedergutmachung leisten“, sagt Kühne. „Vielleicht begreifen sie dann, worum es bei uns geht.“