Hamburg/Winsen. Die Branche im Bezirk und im Landkreis Harburg hat stark unter der Coronapandemie zu leiden. Einigen bleibt nur zu schließen.

Kaum oder keine Gäste, viele leere Zimmer: Auch die Harburger Hotellerie erleidet starke Einbußen und hofft, dass sich die Situation im Mai allmählich entspannen wird. Viele Betriebe brauchen staatliche Unterstützung und haben ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen.

Rosengarten

„Für uns ist die Coronapandemie eine Katastrophe, wie überall“, sagt Thomas Cordes vom Cordes Akzent Hotel in Rosengarten-Sottorf. Von seinen 38 Zimmern seien noch etwa sechs von Monteuren und anderen Berufstätigen belegt. Von den versprochenen staatlichen Hilfen habe er noch nichts gesehen, sagt er: „Als Unternehmer wird man ganz schön hingehalten.“ Zunächst hieß es, das Land Niedersachsen sei zuständig, dort sei er auf den Bund verwiesen worden. Das Antragsformular habe seine Umsatzerwartungen für die kommenden drei Monate abgefragt – „wer soll das denn heute abschätzen können?“

Um die Umsätze aufzubessern, bietet die Familie Cordes Mahlzeiten außer Haus an. Neben warmen Gerichten gibt es Speisen im Vakuumbeutel, die zuhause im Wasserbad erhitzt werden. Zu Ostern kommen Spezialitäten hinzu. Und seit dem Wochenende bietet Cordes die Hotelzimmer als Homeoffice an. „Wir haben 2019 gerade renoviert und nun auch Zimmer mit großen Schreibtischen“, sagt der Hotelier.

Heimfeld

Wenige Kilometer stadteinwärts dasselbe Bild: „Wir müssen schauen, dass wir die nächsten zwei, drei Monate über die Runden kommen“, sagt Peter Hufnagel, Inhaber vom Kleinen Hotel Heimfeld. Er hatte das 40-Zimmer-Hotel im vergangenen Jahr erworben und aufwendig renoviert. „Nach der Wiedereröffnung im Sommer war das Geschäft ganz gut angelaufen, wir waren gut ausgelastet“, sagt er. Nun läuft auch an der Heimfelder Straße der Betrieb auf Sparflamme. Hufnagel: „Wir hatten im vergangenen halben Jahr sehr viele Monteure, die beim Mercedes-Werk eine neue Produktionsstraße aufbauten. Aber sie reisten ab, als das Werk geschlossen wurde.“ Inzwischen seien überall die Dienstreisen abgesagt worden. Ebenso Veranstaltungen, bei denen sein Hotel mit dem Privathotel Lindtner kooperiere – Harburgs traditionsreiches Fünf-Sterne Hotel, das ebenfalls an der Heimfelder Straße liegt, hat am Freitag erstmals in seinem mehr als 80-jährigen Bestehen den Betrieb komplett eingestellt.

Binnenhafen

Auch auf dem Wasser, bei Marcel Klovert, herrscht Ebbe. Er hatte im Herbst 2018 im Harburger Binnenhafen sein Hotelschiff „Kanal 77 – Schlafen im Hafen“ eröffnet und bietet auf dem umgebauten Binnenschiff „Lydios“ vier Doppel- und ein Familienzimmer an. Derzeit beleben nur die Kloverts den ehemaligen Schüttgutfrachter. Marcels Frau Heike macht dort als Journalistin Homeoffice, Sohn Tom (6) ist ebenfalls an Bord. Klovert will die Zeit nutzen, um das Badezimmer in der kleinen Privatwohnung im Heck des Schiffs aufzuwerten. Neue Fenster für die Wohnung seien ebenfalls bestellt. „Eigentlich wollte ich Handwerker beauftragen, nun mache ich es selbst“, sagt Klovert. „Jetzt sollte die Saison beginnen, nach der winterlichen Durststrecke. Stattdessen schließt sich die nächste Durststrecke an“, sagt der Schiffseigner. Sein schwimmendes Hotel lebe von dem finanziellen Puffer, den er 2019 angespart habe: „Die Rücklagen waren für die nächsten Jahre gedacht, für ein ungeplantes Ereignis, etwa eine Werftzeit. Dieses Geld muss ich jetzt einsetzen.“

Buxtehude

Maritimen Bezug hat auch das Hotel Navigare in Buxtehude. Es gehört der NSB Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft. Übernachtungen sind in den 32-Zimmer-Hotel derzeit nicht möglich. „Es gibt das Reiseverbot für Privatpersonen. Die meisten Firmen haben ebenso ein Reiseverbot für ihre Mitarbeiter ausgesprochen. Es kommen fast keine geschäftlichen Anreisen nach Buxtehude. Daher hat der Betreiber beschlossen, das Hotel zu schließen – alles andere wäre wirtschaftlich auch nicht darstellbar“, sagt Hotel-Manager Raimund Schied. Das Hotel nutze die Zeit für Grundreinigung und Malerarbeiten. Schied: „Derzeit kommen keinerlei Reservierungen rein; alle warten die weiteren Entwicklungen ab. Glücklicherweise unterstützen uns sehr viele Gäste – der Gutscheinverkauf entwickelt sich gut.“

Seevetal

Bianca Derboven vom Hotel Derboven in Karoxbostel hat ebenfalls Handwerker im Haus. Nicht als Dienstleister, sondern als Gäste. Eigentlich würde sie gern 20 Zimmer vermieten. Sie und ihr Mann bieten die Zimmer jetzt ebenfalls als Homeoffice-Arbeitsplätze an und haben im angeschlossenen Restaurant einen Abhol- und Lieferservice gestartet. „Mein Mann kocht, ich liefere aus“, sagt Derboven. Täglich 30 bis 40 Gerichte. Ein Teil der 17 Mitarbeiter sei in Kurzarbeit, der Rest bummele Überstunden aus dem Weihnachtsgeschäft oder Resturlaub ab. Derboven: „Im Januar haben wir dringend Köche und weiteres Personal gesucht. Vergeblich. Deshalb konnten wir keinen Urlaub machen. Jetzt sind wir froh, dass wir damals kein Personal gefunden haben.“

Salzhausen

Einen Außer-Haus-Service habe sie versucht, aber im Ort gebe es bereits andere Anbieter, sagt Anke Meyer-Rüter von Rüter‘s Hotel in Salzhausen. „Das Angebot von Pizza und Döner ist etabliert, wir haben dagegen nur wenige Mahlzeiten verkauft und mussten dennoch Lebensmittel vorhalten. Das haben wir nach kurzer Zeit eingestellt.“ Die Hauptklientel ihres 16-Zimmer-Hotels sind Geschäftsleute. Sie habe ihre 13 Mitarbeiter nach Hause geschickt und neben Kurzarbeit weitere staatliche Unterstützung beantragt, so Meyer-Rüter. „Es irritiert, dass es keinerlei Antwort gibt, wenn man den Antrag per E-Mail sendet. Wenigstens eine Empfangsbestätigung sollte es geben.“

Jesteburg

Claudia Kirchhoff, Geschäftsführerin vom Hotel und Landhaus zum Grünen Jäger in Jesteburg, hat ein besonderes Problem: „Wir leben von familiären Veranstaltungen. Jetzt wären die Konfirmationen dran, von April bis Oktober Hochzeiten, dazu Goldene Hochzeiten. Normalerweise sind wir zu 70 bis 90 Prozent ausgebucht, jetzt sind wir bei null. Bei Familienfeiern kommen viele Leute eng zusammen. Sie werden wahrscheinlich das letzte sein, was wieder erlaubt wird.“