Hittfeld . Zur Auswahl stehen drei verschiedene Modelle, die es auf eine Geschwindigkeit von 45 oder 75 Kilometer pro Stunde bringen

Mit vielen anderen Menschen in einem Linienbus fahren? Oder schnell mal die U-Bahn nehmen? In Zeiten von Corona ist vieles, was bis vor Kurzem normal schien, kaum mehr denkbar. Trotzdem müssen viele Menschen weiterhin zur Arbeit – und denken offenbar über andere Möglichkeiten nach, dorthin zu gelangen.

Gerade jetzt scheinen sich viele Leute für alternative Fortbewegungsmittel zu interessieren“, sagt Christopher Schäfer. Der Unternehmensgründer aus Seevetal vertreibt seit einem halben Jahr Elektro-Roller unter der Marke „Dreems“. Er hat bisher keine Einbußen durch die Coronakrise zu verzeichnen.

Die Geschäftsidee kam dem 32-Jährigen in seinem vorherigen Job im Vertrieb für Bau- und Landmaschinen. Für einen Traktorenhersteller baute er ein Händlernetzwerk auf. Auf Reisen fiel ihm auf, dass Elektro-Roller in anderen Ländern bereits eine viel größere Rolle spielen als in Deutschland. „Hier gibt es erst wenige Angebote in dem Bereich der Elektromobilität“, sagt Christopher Schäfer.

Praktischer als ein Fahrrad, klimafreundlicher als ein Auto

„Dabei macht es mega Spaß, die Roller zu fahren.“ Sie benötigten weniger Wartung, seien viel leiser und besser für die Umwelt als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Anders als mit einem Auto finde man auch in der Stadt meistens einen Parkplatz. Und anders als mit dem Fahrrad komme man nicht verschwitzt im Büro an.

„Mit den E-Roller können viele Probleme gelöst werden, die in der Stadt nerven“, sagt der Unternehmer. Aber auch auf dem Land sei ein Roller praktischer als ein Fahrrad und klimafreundlicher als ein Auto. Christopher Schäfer hat immer in Seevetal gelebt. Als Jugendlicher war er selbst mit einem klassischen Roller unterwegs und fuhr mit seinem Freunden von Dorf zu Dorf. Heute wohnt der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann in Lindhorst und steigt auf einen Elektro-Roller, um seine Familie in den umliegenden Orten zu besuchen.

Drei verschiedene Modelle

Seine Firma KCM Holding GmbH, zu der die Marke „Dreems“ gehört und die er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Karl-Heinz Riggers gegründet hat, hat ihren Sitz in Hittfeld. Im dortigen Lager stehen etwa 200 Roller bereit, damit Kunden jederzeit eine Probefahrt machen können. Zur Auswahl stehen drei verschiedene Modelle, die es auf eine Geschwindigkeit von 45 oder 75 Kilometer pro Stunde bringen. Das günstigste Modell kostet knapp 2250 Euro.

Ein Modell im Retrodesign trägt den Namen „Amalfi“. Denn auch die Begeisterung für die italienische Selbstverständlichkeit, jederzeit mit dem Roller unterwegs zu sein, treibt den Unternehmer an. „Man muss ja nicht immer nur bei perfektem Wetter fahren“, meint er.

„Gerade wir Norddeutschen können doch auch ein bisschen Wolken und Regen ab.“ Die E-Roller haben eine Reichweite von bis zu 90 Kilometer, die Akkus können herausgenommen und zu Hause aufgeladen werden.

Netzwerk von Händlern

Hergestellt werden die Fahrzeuge in Asien, für die Auswahl der Produktionsstätte reiste der Unternehmer dreimal nach China. Jeder E-Roller wird von dem Seevetaler Team gründlich geprüft. Das Unternehmen will aber mehr als nur ein Produkt importieren und verkaufen. Ihr Ansatz sei viel weitreichender, sagt Christopher Schäfer. „Wir bauen hier in Deutschland ein Netzwerk von Händlern auf, die unsere E-Scooter verkaufen und Reparatur und Wartung anbieten. So haben künftig alle unsere Kunden in ihrer Nähe eine Servicestelle, wenn ihr Roller zum Beispiel repariert werden soll.“

Die Kooperationen werden zurzeit noch aufgebaut, Corona hat diesen Bereich doch etwas ins Stocken gebracht. Auch der Online-Shop wird momentan weiter verbessert, dort können die E-Roller bestellt werden. Wer will, kann sie aber auch vor Ort in Hittfeld ausprobieren und kaufen. Dort sind eine Vollzeitkraft im Lager und zwei Teilzeitkräfte im Büro beschäftigt.

In Hotels und bei Fahrradverleihern

Das Geschäft mit den E-Rollern, das sich zurzeit noch im Aufbau befindet, läuft ihrem Inhaber zufolge bereits gut. Ein weiteres Standbein der jungen Firma ist die Vermietung von Fahrzeugen in Urlaubsregionen. Die E-Roller werden in Hotels und bei Fahrradverleihern an Ferienorten an Touristen vermietet.

Im Angebot ist zudem ein E-Bike, dass mit einem speziellen Design und einem geringen Gewicht überzeugen soll. Christopher Schäfer ist sicher, mit seinen Elektro-Rollern eine Marktnische gefunden zu haben. „Wir sehen durchaus Potenzial in dieser Branche.“ Auch wenn sie sich zunächst auf Deutschland konzentrieren wollen – die Marke ist bereits für den europäischen Markt gesichert.