Drestedt. Das junge Unternehmen Bee-Rent sorgt mit seinen Franchisepartnern dafür, dass die Wildbiene nicht ausstirbt. Der Kundenstamm wächst.

Die Diskussion um Klimawandel und umstrittene Pflanzenschutzmittel hat in jüngster Vergangenheit vielen Menschen die Bedeutung der Bienen für das Ökosystem und die Landwirtschaft bewusst gemacht: Manch einer fragt sich, ob und was er zum Wohl der Bienen beitragen kann.

Eine Möglichkeit ist, ein Bienenvolk zu leasen. Für eine Laufzeit von zum Beispiel zwei Jahren stellt das Unternehmen Bee-Rent zu einem monatlichen Beitrag ab 199 Euro Bienen samt Bienenstock und fachkundiger Begleitung zur Verfügung. Für Hamburg und Umgebung ist Michael Röper aus Drestedt der zuständige Fachkundler. Er betreut in seinem Gebiet derzeit rund 60 Bienenvölker. Dass es einmal so viele sein würden, hätte er nicht erwartet. Erst seit vier Jahren widmet sich der Unternehmensberater der Imkerei, familiär geprägt durch seinen Großvater, der auch Imker war.

Die Bienen sind gut durch den Winter gekommen und schon recht aktiv.
Die Bienen sind gut durch den Winter gekommen und schon recht aktiv. © Corinna Panek

Durch eine Facebook-Gruppe war Röper auf Bee-Rent gestoßen, ein junges Unternehmen aus dem Bremer Umland. Für 2000 Euro Lizenzgebühr wurde er Franchisepartner. „Als ich anfing, rechnete ich mit einem Aufwand von vielleicht vier Stunden pro Woche. Aber ich hatte sofort zehn Kunden“, erzählt er.

Pro Bienenvolk ist Michael Röper etwa 15-mal im Einsatz. Jetzt im Frühjahr beginnt die Hauptarbeit: Nachschauen, ob die Bienen den Winter überlebt haben, gegebenenfalls neue Bienen einsetzen, im Mai und Juni schwärmen die Bienen aus, es müssen Ableger gebildet werden. Im Spätsommer kann der Honig geerntet werden. Dieser wird dann geschleudert und gesiebt.

Danach muss der Honig mehrere Wochen ruhen und kristallisieren, aber auch gerührt werden. Rapshonig beispielsweise würde ohne Rühren so hart, dass man ihn kaum aus dem Glas, geschweige denn aufs Brötchen bekäme. Die Konsistenz des Honigs – fest, cremig oder flüssig – ist von der Nektarsorte abhängig. Ende Oktober ist der Honig dann fertig.

Biene kann Schadstoffe aus dem Honig herausfiltern

Doch die meisten Kunden, die Michael Röper betreut, sind in Hamburg ansässig. Einen sortenreinen Honig bekommt man dort eher nicht. „Die Blütenvielfalt ist dank der vielen Parks sehr groß. Auch die zahlreichen Lindenbäume steuern die Bienen an“, sagt er. Bis zu fünf Kilometer weit fliegen die Tiere auf Nahrungssuche – aber nur, wenn sie es müssen. Wenn es genug „vor der Haustür“ gibt, bleiben sie in der Nähe. Schadstoffe im Honig – etwa durch Abgase – spielen weder in der Stadt noch auf dem Land eine Rolle, da sie im Bienenmagen herausgefiltert werden.

Michael Röper überprüft seine Bienenvölker und die seiner Kunden auf seinem Grundstück in Drestedt.
Michael Röper überprüft seine Bienenvölker und die seiner Kunden auf seinem Grundstück in Drestedt. © Corinna Panek

Die Stadtlagen bringen für den Drestedter mit sich, dass ein Großteil seiner Zeit auf die Anfahrt entfällt, aber auch auf Organisatorisches: „Da die meisten Bienenvölker auf Dächern stehen, muss ich mich mit den Hausmeistern verabreden und manchmal sogar noch eine Leiter organisieren.“ Bei 60 Völkern ist die Arbeit so umfangreich, dass Michael Röper sogar zwei Mitarbeiter in Teilzeit beschäftigt. Trotzdem macht das Bienen-Verleasen inzwischen 50 Prozent seiner eigenen Arbeitszeit aus.

Nicht alle Kunden haben die Möglichkeit, auf ihrem Betriebsgelände Bienenstöcke aufzustellen. Ihnen bietet Michael Röper Platz an seinem weiteren Standort in Sprötze – oder auch im eigenen Garten. Beim Bäderland Hamburg hat er ebenfalls Bienen platziert, im Gegenzug erhält Bäderland sein eigenes Bienenvolk ausnahmsweise kostenlos. Michael Röpers Einzugsbereich umfasst außer Hamburg die Landkreise Harburg, Stade, Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Lüneburg. Einen Kunden betreut er sogar in Uelzen. „Das ist wegen der Entfernung aber ein sehr großer Aufwand für einen Einzelnen. Mehr Kunden in Lüneburg sind daher willkommen!“

Nur im Winter ist es ruhiger. Dann werden die Bienenstöcke gereinigt. Das Wachs der Waben wird eingeschmolzen, gereinigt und gefiltert und dann zu neuen Wänden für die Rähmchen des Bienenstocks verarbeitet. Auf dieser Basis bauen die Bienen dann neue Waben. „Die Bienen brauchen das eigentlich nicht, aber es erleichtert uns Imkern die Arbeit“, erklärt Röper. Den Honig ihrer Leasing-Bienen dürfen die Mieter behalten, im Schnitt sind es knapp 20 Kilogramm im Jahr.

Viele Anfragen kommen auch von Privatkunden

Die Mieter sind in der Regel Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit wichtig nehmen. Zudem bietet es sich an, den Honig als Werbegeschenk weiterzugeben. Am Bee-Rent-Hauptsitz in Ganderkesee bei Bremen wird der Honig in Gläschen, auf Wunsch mit Firmenlogo oder Weihnachtsgruß bedruckt, abgefüllt. „Ich habe aber auch viele Anfragen von Privatkunden“, berichtet Röper. Da die monatliche Miete für die meisten zu hoch ist, bietet Bee-Rent Patenschaften an: Für 19 Euro erhalten Paten zehn Prozent Anteil am Bienenvolk und somit zehn Prozent Anteil am geernteten Honig. Bienenschutz, auch für Wildbienen, kann noch viel einfacher sein: Man muss sich nur dafür entscheiden, im eigenen Garten Klee und Löwenzahn stehen zu lassen. „Das sind Kräuter, die den ganzen Sommer blühen und den Bienen Pollen und Nektar liefern“, sagt Röper.

Weitere Informationen liefert er unter www.bee-rent.de. Kontakt zu Michael Röper unter www.bee-rent.de/vertriebspartner.

Das kurze Leben einer Biene

In ihrem kurzen Leben erfüllt eine Biene viele Aufgaben: In ihren ersten drei Tagen hält sie die Waben rein, ab dem vierten Tag füttert sie die älteren Larven, ab dem fünften Tag auch um die jüngeren Larven und die Königin.

Nur für wenige Tage können die Jungbienen das hochwertige Gelee Royale produzieren – die Nahrung für Königinnen. Mit 14 Tagen ist die Arbeitsbiene für den Wabenbau zuständig, ab dem 18. Tag ist sie Wächterin am Einflugloch.

Drei Tage später fliegt sie erstmals aus und sammelt zwei bis drei Wochen bis zu ihrem Tod Nektar und Pollen.

Der Nektar wird im Magen der Biene durch Enzyme und Wasserentzug zu Honig umgewandelt, der als Nahrung in den Waben gelagert wird. Um ihn später verfüttern zu können, müssen die Bienen den Honig mit Wasser wieder zu Nektar verdünnen.

Da Imker den Honig ernten, geben sie den Bienen Ersatznahrung, wie Zuckerlösung.