Ramelsloh. Die neue Gruppe versteht sich als Netzwerk für alle Menschen und Vereine im Ort. Gerade im Moment ist Initiative gefragt.
Das Dorfleben in Ramelsloh wird von vielen Menschen gestaltet und gepflegt. Damit das so bleibt und sich dabei noch mehr Dorfbewohner einbringen können, haben rund 50 von ihnen vor einigen Monaten den neuen Verein W.I.R. – Wir in Ramelsloh gegründet. Pünktlich zum Dorfjubiläum – Ramelsloh besteht in diesem Jahr seit 1175 Jahren – wollen sie ein Netzwerk aufbauen, das die Menschen, die hier und in der Umgebung leben, noch stärker zusammenbringt.
Immer mehr Menschen sind nach Ramelsloh gezogen
„Wir haben den Eindruck, dass hier viele Menschen eng in das Dorfleben eingebunden sind, aber viele eben auch noch nicht aktiv sind“, sagt Christian Heuer, Vorsitzender des neuen Vereins. Mit der Zeit seien immer mehr Menschen zugezogen, nicht wenige verbringen den Arbeitstag in Hamburg und engagieren sich bisher nicht in anderen Vereinen. Der Verein will die Alteingesessenen und die neueren Dorfbewohnern dabei unterstützen, miteinander in Kontakt zu kommen.
Der Ramelsloher Hof fehlt vielen Menschen
Hinzu kommt, dass seit einiger Zeit eine Institution in Ramelsloh fehlt, die stets einen Raum für Zusammenkünfte geboten hatte. „Seit der Ramelsloher Hof geschlossen hat, gibt es keinen großen Saal mehr, um für einen Geburtstag, eine Faslamsfeier oder einen Beerdigungskaffee zusammenzukommen“, sagt Heuer. Zum Glück biete der Schützenverein noch Räume an.
Mit dem WIR-Verein soll es wieder einfacher werden, gemeinsam etwas zu unternehmen, egal ob bei regelmäßigen Treffen oder einmaligen Veranstaltungen. Auf der Internetseite des Vereins gibt es einen Kalender, in dem möglichst viele Termine der bestehenden Vereine und anderen Initiativen gesammelt werden. Denn das Netzwerk will keine Konkurrenz zu anderen Vereinen sein, sondern vielmehr deren Wirkungskreis ausweiten und stärken.
1175 Blumenzwiebeln wurde gepflanzt
Dass diese Idee funktioniert, hat sich im Februar gezeigt. Der Verein bekam 1175 Blumenzwiebeln geschenkt, die so schnell wie möglich in die Erde mussten. Spontan folgten rund 30 Dorfbewohner dem Aufruf zur Pflanzaktion und setzten bereits am folgenden Tag alle Zwiebeln für Tulpen, Hyazinthen und Osterglocken ein. Möglich wurde dies auch, weil der Förderverein Alter Friedhof, der Kirchenvorstand, der Schützenverein, der Schulverein und der Badeteichverein bei der Organisation unterstützten. Das Ergebnis ist bereits an vielen Stellen im Dorf zu sehen: Am Domplatz, auf dem alten Friedhof, am Kriegerdenkmal, am Schützenhaus, an der Schule und in Kreuzungsbereichen an der Ramelsloher Allee blühen die ersten Blumen.
„In Ramelsloh ist die Welt noch in Ordnung.“ So beginnt die Begrüßung, mit der der Dorfverein sich und seine Netzwerk-Idee im Internet vorstellt. Als sich der Verein vor einigen Wochen gründete, ahnte wohl noch keiner der Beteiligten, wie notwendig ein solcher Zusammenhalt und Gemeinsinn wenig später sein würde.
Gruppen für unterschiedliche Interessen
In diesen Tagen würde wohl keiner mehr zu gemeinsamen Pflanzaktionen und geselligen Treffen unter Gleichgesinnten aufrufen. Doch der Austausch untereinander ist auch in den virtuellen Gruppen möglich, die auf der Internetseite zu finden sind und ursprünglich für Verabredungen in der analogen Welt gedacht waren. Dort finden sich zum Beispiel Läufer, Eisenbahnfreunde, Hobbynäherinnen und Geschichtsinteressierte zusammen.
„In den Gruppen können sich Ramelsloher mit gleichen Interessen zusammenfinden“, sagt Christian Heuer. „Das ist ja gerade in diesen Zeiten wichtig.“ Dieser Teil des Netzwerkangebots soll deshalb in Kürze noch weiter ausgebaut werden. Der Dorfverein nutzt die bereits aufgebaute Netzwerkstruktur auch, um bestehende Hilfeangebote in der Corona-Krise bei den Menschen bekannt zu machen und die Helfer zu unterstützen. So teilten sie auf der Internetseite zum Beispiel mit, dass die Kirchengemeinde Ramelsloh ihre Aktion „Tür an Tür“ auf die besondere Situation umgestellt hat und ab sofort Einkaufshilfe für Menschen in häuslicher Isolation anbietet.
Ob und wie die bisher geplanten Veranstaltungen, die der Verein ebenfalls geplant hatte, stattfinden können, ist jedoch noch völlig unklar. Ursprünglich hatte die Gründungsgruppe vor, die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr zu organisieren und zu koordinieren.
Nachbarschaftsfest am Ende der Corona-Krise
Der Vereinsvorstand hatte bereits Ideen entwickelt, wie sich möglichst viele Menschen aus Ramelsloh und Ohlendorf einbringen können. Eine Art Nachbarschaftsfest könnte es sein, sagt Christian Heuer, ähnlich wie das große White Dinner vor einigen Jahren oder das Badeteichfest im vergangenen Sommer. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie die Ideen umgesetzt werden können.