Harburg. Kunden bleiben wegen Corona-Pandemie zu Hause, Geschäfte müssen schließen. Nur der Internet-Handel profitiert.

Die behördliche Anordnung, wegen der Corona-Pandemie viele Ladengeschäfte zu schließen, hat im Harburger Einzelhandel die Krisenstimmung verstärkt. In den Einkaufszentren der Innenstadt bleiben die Kunden weg, obwohl ein Teil der Geschäfte und tagsüber auch die Gastronomie noch geöffnet haben. Allgemein herrscht Niedergeschlagenheit, dazu die Befürchtung, dass es noch schlimmer kommen könnte.

„Wir sind jetzt in einer sehr schwierigen Lage“, sagt Harburgs Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann. „Die Geschäfte, die jetzt geschlossen wurden, müssen sehr leiden. Es ist ein richtiger Schlag für den stationären Einzelhandel, der schon durch den Online-Handel angeschlagen ist.“ Der Internet-Handel werde weiter profitieren – auf Kosten der Geschäfte, so Lansmann. Nur wenige von ihnen werden einen Teil der Verluste durch eigene Online-Auftritte ausgleichen können.

Schon in den vergangenen Tagen sei die Harburger Innenstadt nicht mehr so belebt gewesen wie üblich, sagt Lansmann. Inzwischen sei auch der für den 5. April geplante verkaufsoffene Sonntag abgesagt. Unter dem Motto „Eine Bühne für alle“ war sein Themenschwerpunkt Inklusion und Integration. „Der verkaufsoffene Sonntag mit all seinen Aktionen war bereits fertig geplant. Er sollte die erste Veranstaltung auf der neu gestalteten Marktfläche am Sand werden. Ich bin jetzt dabei, den Künstlern abzusagen“, bedauert die Citymanagerin.

Neun Geschäfte in den Harburg Arcaden können geöffnet bleiben

„Ich habe heute Vormittag die Allgemeinverfügung an unsere Geschäfte übergeben, die jetzt schließen müssen“, sagt Melanie Wittka Centermanagerin der Harburg Arcaden. Immerhin neun Geschäfte – rund ein Drittel – können geöffnet bleiben, darunter Aldi, Budnikowsky, die Postfiliale, Dat Backhus und die Apotheke. Ebenso Dienstleister, etwa das Nagelstudio und die Änderungsschneiderei sowie die vier Arztpraxen. Wittka: „Das gilt auch für unser Parkhaus. Die Kunden können wie gewohnt mit dem Auto kommen. Zudem bleibt es bei den gewohnten Öffnungszeiten der Ladenzeile bis kurz nach 20 Uhr.“

Die Situation sei für alle Einkaufzentren einmalig, sagt die Centermanagerin. Das sei den Eigentümern bewusst, Hilfsmaßnahmen, etwa die Reduzierung der Ladenmieten, seien denkbar, aber noch nicht beschlossen, so Wittka. Dazu sei es noch zu früh, die weitere Entwicklung zu unklar. Ausgangssperren seien nicht auszuschließen, ebenso wenig behördliche Auflagen, dass Geschäfte des täglichen Bedarfs ihre Kunden nur einzeln mit großem Abstand zueinander einkaufen lassen dürfen.

Wachpersonal garantieren Sicherheitsabstand in Warteschlangen

Aldi und Budni stellten bereits sicher, dass es gegebenenfalls Wachpersonal gibt, das im Eingangsbereich der Filialen den Sicherheitsabstand in Warteschlangen gewährleisten kann. „Wir haben unsere Mieter im Center über die Maßnahmen der Bundesregierung informiert“, sagt auch Max Jendrik Sachau, Sprecher der EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH, der der Marktkauf Center gehört. Sachau betont: „Die Versorgung der Marktkauf-Filiale und damit unserer Kundinnen und Kunden mit Lebensmitteln ist weiterhin sichergestellt!“ Generell werde die erhöhte Nachfrage etwa bei haltbaren Lebensmitteln oder Hygieneprodukten „durch die regelmäßige Belieferung der Märkte mit ausreichend Ware über unsere Logistikzentren weiterhin gewährleistet“. Auch Einschränkungen der Öffnungszeiten seien bislang nicht geplant, so Sachau.

Vom Management des Phoenix Centers war gestern mit dem Verweis auf die gerade erst verschärfte aktuelle Lage keine Stellungnahme zu erhalten. „Wir können nur hoffen, dass der Albtraum bald vorbei ist und dass nicht zu viele Menschen nun alles im Internet kaufen“, sagt Citymanagerin Lansmann. Sie bemüht sich, der Krise eine versteckte gute Seite abzugewinnen: „Vielleicht führt das Ganze zu einem Bewusstseinswandel, und die Leute nehmen wahr, wie schön es ist, durch Geschäfte zu bummeln und kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.“