Harburg. Parteien, Kirchen und Stadtteilgruppen machen mobil gegen geplante Großdemo der Gruppierung „Die Rechte“ im Phoenix-Viertel am 1. Mai.
Dass die rechtsradikale Partei „Die Rechte“ sich Harburg für eine Großkundgebung am 1. Mai ausgesucht hat, erzürnt viele Harburger. Sie wollen es nicht hinnehmen, dass Rechtsradikale Harburg und den Tag der Arbeit als Bühne benutzen. Von bürgerlichen Parteien über Gewerkschaften, Kirchen, kommunale Gremien bis hin zu radikalen Gruppen reicht das Spektrum derer, die sich dem Neonazi-Aufmarsch entgegenstellen wollen.
Vorbereitungen für Gegendemo laufen bereits
Es wird mindestens eine, eventuell sogar mehrere Gegenkundgebungen geben. Schon vor einer Woche gab es eine kleine Auftaktdemonstration in der Seevepassage, um die Harburger für die Gegenkundgebung zu gewinnen. „Der nationale Widerstand marschiert!“ und „Zuwanderung bewirkt Sozialabbau – Gegen die rote und die goldene Internationale“, sind die Parolen, unter denen die Rechten marschieren wollen und bundesweit für Harburg mobilisieren. „Das zeigt deutlich, welch Geistes diese Leute sind“, sagt der Bezirksabgeordnete Jörn Lohmann (Linke), „gerade der Begriff ,goldene Internationale’ wurde schon von den Nationalsozialisten benutzt, um antisemitische Hetze zu verbreiten, indem damit eine Verschwörungstheorie rund um weltweit vernetzt agierende jüdische Finanzmagnaten zusammengefasst wird.”
Der DGB organisiert seinen Aufmarsch um
Allen Gegnern des Aufmarsches geht es darum, möglichst viele Menschen zu mobilisieren, die am 1. Mai zur Gegenkundgebung kommen. Wenige werden das nicht sein: Der Harburger DGB ruft seine Gewerkschaftsmitglieder auf, nach ihrer eigenen regulären Maikundgebung in der Harburger Innenstadt zu bleiben und an der Gegenkundgebung teilzunehmen. Die DGB-Maikundgebung in Hamburg wird so umorganisiert, dass ihre Teilnehmer direkt im Anschluss zur Harburger Gegenkundgebung kommen können. Der Bundesvorsitzende des DGB, Reiner Hoffmann, hat sich als Redner angekündigt.
Gerade die Gewerkschaften sind erzürnt darüber, dass Neonazis ihren Kampftag für sich beanspruchen wollen. „Das hat es bereits einmal gegeben“, sagt Wolfgang Brandt, stellvertretender Vorsitzender des Harburger DGB, „1933 stürmte die SA die Gewerkschaftshäuser, verbot die Gewerkschaften und die NSDAP funktionierte den 1. Mai für ihre Propaganda um. Damals begann eine schlimme Zeit für alle Arbeitnehmer!“ „Darauf müssen wir auch hinweisen, wenn wir Menschen überzeugen wollen, mit uns gegen Nazis auf die Straße zu gehen”, ergänzt die Harburger DGB-Vorsitzende Susanne Labusch, „diese Zeiten dürfen sich nicht wiederholen.”
„Die Rechte“ will auch an mehreren Moscheen vorbei marschieren
Der von den Rechtsradikalen beantragte Demozug würde durch das Phoenix-Viertel an mehreren Moscheen vorbei führen. Der erste Mai fällt auf einen Freitag. Nach dem Freitagmittagsgebet bleiben die Gläubigen traditionell noch lange in den Moscheen zusammen; sie wären noch da, wenn die Rechten kämen. „Das ist auch für Nichtgläubige eine unerträgliche Vorstellung“, sagt Oksan Karakus, Vorsitzende des Arbeitskreises Antifaschismus in der SPD. Auch sie plädiert dafür, möglichst viele Menschen zur Gegenkundgebung auf die Straßen zu bringen. „Dafür muss das Engagement gegen Rechts das Image ablegen, automatisch linksradikal zu sein. Das stimmt ja gar nicht! Jeder sollte sich als Antifaschist fühlen!”
Die Harburger Kirchen mobilisieren ihre Gemeindemitglieder
Auch die Harburger Kirchen wollen ihre Gläubigen mobilisieren. Im Gemeindebrief der Kirchengemeinde Harburg Mitte steht bereits ein Aufruf für die Gegenkundgebung. „Mit dem interreligiösen Dialog und dem Café Refugio tut die Kirche seit Jahren viel für das Zusammenleben der Menschen in Harburg”, sagt Heike Riemann, als Referentin beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Kontaktfrau zwischen Kirche und DGB. „Dass die Nazis sich ausgerechnet das multikulturelle Phoenix-Viertel aussuchen, um für ihr rassistisches Weltbild zu demonstrieren, sollte keiner hinnehmen!”
Stadtteilgruppen wollen aufklären
Die Gegenkundgebungen am ersten Mai sind die eine Sache. Einige der Akteure wollen aber auch langfristiger gegen rechtes Gedankengut arbeiten. Ähnlich, wie der SPD-Arbeitskreis Antifaschismus, den es seit einigen Jahren gibt, arbeitet der „Offene Stadtteiltreff gegen Rechts“ daran, rechtsradikale Gedanken- und Argumentationsmuster zu analysieren und ihnen so entgegenzutreten, dass sie in den Köpfen nicht verfangen können. „Dafür ist ganz viel Aufklärungsarbeit nötig“, sagt der Stadtteiltreff-Aktive Antek Leczkoviak. „Interessanterweise nicht nur bei den Deutschen. Auch in vielen Einwanderergruppierungen machen sich nationalistische Gedanken breit. Dabei sollten sich doch eigentlich alle die Hände reichen und Probleme solidarisch lösen!”